19. April 2024

Einzelkritik: Ein torloses Remis der besseren Sorte

Borussia Mönchengladbach holte beim SC Freiburg verdientermaßen einen Punkt. Nach einer sehr ordentlichen ersten Halbzeit mit viel Kontrolle wurde es nach der Pause weniger. Die Einzelkritik:

Yann Sommer: War immer zur Stelle, als er gefordert wurde. Sowohl leichtere Aufgaben als auch die etwas schwierigeren Prüfungen bestand er sicher. So parierte Sommer stark mit dem Fuß gegen Kyereh (16.) und reagierte klasse beim Schuss von Jeong (76.). Ansonsten war der 33-Jährige sehr häufig als Anspielstation gefragt – satte 101 Ballkontakte weist die Statistik aus. Auch hier gab sich der Schweizer keine Blöße. Note 2,0.

Joe Scally: Der Rechtsverteidiger hatte gegen Freiburgs starke linke Seite mit Grifo und dem nachrückenden Günter in der Defensive alle Hände voll zu tun. Das erledigte der US-Amerikaner zumeist ordentlich, auch wenn ihm zwei Stellungsfehler unterliefen, die jedoch folgenlos blieben. Einige gute Klärungen gingen auf das Konto des 19-Jährigen. Im Passspiel zeigte sich Scally auf Sicherheit bedacht, Offensivaktionen blieben derweil Mangelware. Er war sehr um Fehlervermeidung bemüht, was aber grundsätzlich nicht negativ war. Note 3,5.

Marvin Friedrich: Startelfdebüt für den 26-Jährigen in dieser Saison. An der Seite von Kramer lieferte der Ex-Unioner eine seriöse Partie ab. Einmal ließ er Kyereh entwischen, ansonsten war er gut positioniert und räumte vor allem in der Luft alles ab. Die Zweikämpfe führte Friedrich mit der nötigen Intensität, ohne dabei Foul zu spielen. Die Pässe im Aufbauspiel waren meist sicher – ein paar lange Bälle versandeten. Vorne hatte er nach einem ruhenden Ball eine Kopfballmöglichkeit, konnte den Ball aber nicht aufs Tor bringen. Note 3,0.

Christoph Kramer: Der Weltmeister hatte als Aushilfsinnenverteidger gegen Mainz schon eine gute Figur gemacht und setzte dies in Freiburg nahtlos fort. Er löste vieles durch ein ausgezeichnetes Stellungsspiel, sodass er wenig in den ‘Infight’ musste. Auch konnte Kramer durch geschickte Positionierung – bis auf zwei Ausnahmen – aussichtslose Laufduelle vermeiden. Das Kopfballspiel ist trotz seiner Größe nicht die Stärke des 31-Jährigen, aber auch diesbezüglich hielt er sich weitestgehend schadlos. Mit seiner Ruhe am Ball war Kramer der Aufbauspieler Nummer 1 und kam letztlich auf 107 Ballkontakte. Note 2,5.

Ramy Bensebaini: Hatte auf seiner linken Seite ordentlich zu tun und musste einige knifflige Zweikämpfe führen. Vor allem nach der Pause hielt Bensebaini sehr aggressiv dagegen, was die Freiburger sichtlich beeindruckte. Allerdings unterliefen dem 27-Jährigen auch zwei, drei einfache Ballverluste, die gefährliche Aktionen nach sich zogen. Einmal bereinigte er dies selbst auf Kosten einer Ecke, in einer anderen Situation hatte er Glück, dass Gregoritsch die sich daraus ergebende Chance verstreichen ließ. Gelb sah der Algerier nach einer guten Stunde für ein Foul im Mittelfeld. Vorne hatte Bensebaini eine gute Möglichkeit, als sein Seitfallzieher nach einer Ecke aus kurzer Distanz von Ginter geblockt wurde. Note 3,0.

Julian Weigl: Premiere in der Anfangself für den Neuzugang, der auf ‘seiner’ Position als Sechser spielte. Der 27-Jährige agierte wie erwartet souverän und sicher am Ball. Zweimal ließ er sich von den attackierenden Freiburgern zu Ballverlusten nötigen, ansonsten blieb der Ex-Dortmunder stabil. Einige sehr gute Pässe durch die Zentrale ebneten den Weg für Gegenangriffe. Im Defensivzweikampf löste er einiges mit gutem Stellungsspiel. In zwei oder drei Laufduellen fehlte es Weigl ein wenig an Geschwindigkeit. Insgesamt waren es gelungene erste 90 Minuten im Trikot der wahren Borussia. Note 2,5.

Manu Koné: Nach etwas schwächeren Vorstellungen zuletzt war beim Franzosen in Freiburg wieder eine klare Leistungssteigerung zu erkennen. Die Abstimmung mit Weigl klappte fast problemlos – nur in zwei Situationen kamen sie sich bei den Laufwegen etwas in die Quere. Koné gefiel mit seiner Ballfestigkeit unter Bedrängnis, wo er sich auch von mehreren Freiburgern, die wie Kletten an ihm hingen, nicht aus der Bahn werfen ließ. Am Ball machte es Koné ordentlich, auch wenn es Luft nach oben gab. Er leitete einige Angriffe mit ein – u.a. die Großchance von Thuram. Nennenswerte Flüchtigkeitsfehler, die in den Vorwochen vermehrt zu beobachten waren, leistete sich der 21-Jährige nicht. Note 3,0.

Jonas Hofmann: Wie immer viel unterwegs – diesmal spulte der Nationalspieler fast 12 Kilometer ab. Direkt zu Beginn gelang ihm ein hoher Ballgewinn, seine flache Hereingabe von der Grundlinie konnte Neuhaus jedoch nicht verwerten. In der Defensive ging Hofmann etwas sorglos zu Werke – so verursachte er durch unnötiges Halten gegen Grifo einen Freistoß. Nach knapp einer halben Stunde prüfte er Freiburgs Keeper Flekken mit einem Schuss von der Strafraumgrenze. Nach der Verletzung von Neuhaus übernahm Hofmann dessen Position, wo er sich zunächst nicht in Szene setzen konnte. Die Viertelstunde nach der Pause war die auffälligste Phase des 30-Jährigen, der teilweise noch vor Thuram positioniert war und sich im Offensivpressing versuchte. Dabei gelang es ihm einige Male, die Freiburger zu stressen. Nach hinten raus war er vor allem mit Laufarbeit in der eigenen Hälfte beschäftigt. Note 3,5.

Florian Neuhaus: Leistete sich ein paar einfache Ballverluste, konnte aber auch mit einigen guten Szenen auf dem Weg nach vorne gefallen. So leitete er mit seinem präzisen Steilpass die Thuram-Chance ein. Der 25-Jährige hatte zu Beginn eine Schussgelegenheit nach Hofmann-Zuspiel, zielte aber zentral auf den Torwart. Nach etwas mehr als einer halben Stunde wurde er vor dem Freiburger Strafraum von Kyereh angesprungen und musste mit einem Teilriss des Kreuzbandes ausgewechselt werden. Ohne Note.

Lars Stindl: Startelf-Comeback für den Kapitän auf der linken Position im offensiven Dreiermittelfeld. Wann immer es möglich war, rückte Stindl ein und agierte in zentraler Rolle, wo er seine Kollegen mehrfach in Szene setzen konnte. So bereitete er die Hofmann-Chance und die zweite Möglichkeit für Thuram vor. Nach der Pause, als Hofmann weit nach vorne rückte, spielte Stindl fast ausschließlich in der Mitte und besetzte die Seite nur bei gegnerischem Ballbesitz. Das war sehr laufintensiv, so dass der 34-Jährige acht Minuten vor Schluss für Wolf Platz machte. Note 2,5.

Marcus Thuram: Borussias Fixpunkt in der Offensive wurde oft gesucht und einige Male gefunden. Mit viel Wucht forderte Thuram die Gegenspieler und suchte – teilweise etwas zu egoistisch – den Abschluss. Sechs Torschüsse stehen für Thuram zu Buche – darunter zwei Großchancen. Bei der ersten lief er nach Neuhaus-Pass über halbrechts Richtung Tor, sein Schuss unter Bedrängnis wurde von Flekken pariert. Danach zog Thuram von links in den Sechzehner und scheiterte ebenfalls am stark reagierenden Niederländer, wobei auch ein Abspiel auf Neuhaus eine Option gewesen wäre. Nach der Pause verzeichnete Thuram keine nennenswerte Möglichkeit mehr, aber er blieb ein unangenehmer Gegenspieler. Die Showeinlage, als er nach einem vermeintlichen Tritt von Ginter in sein Gesicht den sterbenden Schwan mimte, hätte er sich sparen sollen. Note 3,0.

Nathan Ngoumou (34. Minute für Neuhaus): Spielte auf der rechten Seite, war jedoch absolut kein Faktor. Die Mitspieler bezogen den Franzosen kaum mit ein und er konnte in keiner Situation seine Schnelligkeit auch nur andeutungsweise zeigen. Immerhin machte er fleißig die Wege mit nach hinten und versuchte Scally zu unterstützen. In der 82. Minute wurde der 22-Jährige nach nur 15 Ballkontakten in 48 Minuten durch Borges Sanches ersetzt. Note 4,5.

Yvandro Borges Sanches (82. Minute für Ngoumou): Bundesligadebüt für den Youngster, der immerhin noch fünf Ballaktionen hatte und belebend wirkte. Ohne Note.

Hannes Wolf (82. Minute für Stindl): War direkt auf Temperatur, behauptete sich im Zweikampf und machte es auch am Ball ordentlich. Ohne Note.

von Redaktion TORfabrik.de | Foto: Thomas Kienzle – Getty Images