29. März 2024

Einwurf: Die gefährlichen Vermischungen im Fall Max Eberl

Das Thema Max Eberl und kein Ende. Jetzt hat sich auch das Fanprojekt öffentlich geäußert und den ehemaligen Sportdirektor persönlich angegriffen. Dies ist für die einschlägigen Medien ein gefundenes Fressen. Dabei sind die Vermischungen in Sachen Eberl sehr gefährlich.

Dass das Thema Max Eberl für alle, die irgendwie mit Borussia Mönchengladbach zu tun haben, sehr emotional ist, steht außer Frage. Gerade deshalb ist es in diesem Fall besonders wichtig, Vermutungen und Indizien nicht über Fakten zu stellen. In der Causa Eberl kommt es mittlerweile zu ausufernden Vermischungen, die nun auch vom Fanprojekt auf eine bedenkliche Art und Weise in die Öffentlichkeit getragen werden. Dabei wäre es viel wichtiger, die Angelegenheit sachlich und differenziert zu betrachten.

Dazu gehört zuallererst, sich Spekulationen über den Gesundheitszustand von Max Eberl zum Zeitpunkt seines Ausstiegs in Gladbach zu verkneifen. Psychische Erkrankungen sind ein extrem sensibles Gebiet und es ist für Außenstehende nahezu unmöglich, diese zu kategorisieren oder sonstwie einzuordnen. Selbst für unmittelbar Betroffene und ihre Ärzte ist das oftmals nicht möglich. Doch bei Max Eberl wollen Menschen, die diesen Mann allenfalls in seiner öffentlichen Rolle kennengelernt haben, beurteilen können, dass er ein ‘Schauspiel’ abgezogen hat. Derartige Unterstellungen dann auch noch zu veröffentlichen, ist schon mehr als grenzwertig.

Dass Eberls Tränen auf der Pressekonferenz eine Showeinlage waren, um irgendwie aus der Nummer in Gladbach rauszukommen und nach Leipzig zu flüchten, ist wahrlich eine krude Theorie. Dann wäre Eberl nämlich ein ziemlich schlechter Stratege, denn es hätte zig wesentlich einfachere Lösungen gegeben. Die lange Auszeit und der Rückzug aus der Öffentlichkeit sprechen vielmehr dafür, dass es eben genau diese psychischen Probleme waren, die Eberl damals genannt hat. Ein Zitat aus der PK: »Es ist kein verletzter Stolz, keine Wut, kein Frust, keine Liebe, kein irgendwas. Sondern rein die Person Max Eberl ist erschöpft und müde. Ich habe mich wie um ein Kind hier um alles gekümmert, mit aller Kraft, die ich habe. Die Kraft ist jetzt einfach nicht mehr da. Wenn irgendeiner glaubt, ich mache das, weil ich den Verein wechseln will: Vergesst es! Ich will einfach raus«.

Dass sich Max Eberl nun acht Monate später offensichtlich so gesund fühlt, um wieder zu arbeiten, sollte eigentlich für alle eine positive Nachricht sein. Dass es nun ausgerechnet zu RB Leipzig gehen soll, sorgt verständlicherweise nicht für Jubelstürme. Und ja, wer Max Eberl in all den Jahren erlebt hat, der darf sich schon etwas wundern, dass er tatsächlich einen Posten in diesem ‘Konstrukt’ übernehmen will. Aus dem gallischen Dorf ins Brause-Imperium – das ist ein Schritt, den man vom bodenständigen Max nicht unbedingt erwartet hätte.

Doch ist das wirklich Grund genug dafür, Eberl zu unterstellen, er habe seine Krankheit geschauspielert? Ist es ein Grund, ihm als Menschen jeglichen Anstand abzusprechen, weil er seine Zukunft bei RB sieht? Einem künstlichen ‘Verein’, der damit genau das Gegenteil von dem ist, was Eberl zuletzt mehr geschadet als genutzt hat. Sind die Fans von Borussia Mönchengladbach tatsächlich nicht in der Lage zu differenzieren? Müssen sie wirklich einen Mann, der viele Jahre mit und für Borussia gelebt hat, persönlich derart anfeinden und diffamieren?

Es wäre viel sinnvoller, die Sache nüchtern einzuordnen. Max Eberl gebührt Anerkennung und Respekt für seine Zeit in Gladbach. Diese Zeit ist vorbei und sie wird nicht wiederkommen. Borussia hat die Nach-Eberl-Ära eingeläutet und genau darauf sollte sich auch der Fokus der Fans – und besonders derer, die sie repräsentieren – richten. Borussias Verantwortliche müssen das Kapitel Eberl noch formell beenden und sollten dabei in den Verhandlungen mit RB Stärke beweisen und eine marktgerechte Ablöse erzielen. Und dann bleibt nur noch, dem Menschen Max Eberl alles Gute zu wünschen. Was überhaupt nichts mit seiner künftigen Funktion zu tun hat. Dem Sportdirektor Max Eberl mit und bei RB eine krachende Bruchlandung zu wünschen, ist nämlich mehr als nur legitim.

von Marc Basten – TORfabrik.de | Foto: Norbert Jansen – Fohlenfoto