24. April 2024

Einwurf: Ein Bonuspunkt fürs Konto und den Teamspirit

Borussia Mönchengladbach hat in München einen Punkt ermauert, ergaunert oder wie auch immer man es bezeichnen möchte. Das war unerwartet und dieser Bonuspunkt kann mehr sein, als ein weiterer Zähler auf dem Konto. Für den Teamspirit dürfte das Spiel in München etwas bewirken.

Dass den Münchner Bayern während und nach dem Spiel gegen die Fohlenelf ein paar Sicherungen durchzubrennen drohten, ist in der Nachbetrachtung auf ein intensives Topspiel vielleicht das größte Lob, das man Borussia Mönchengladbach machen kann. Es sagt viel aus, dass es den Borussen gelungen ist, Nationalspieler Joshua Kimmich wie ein heulendes Kind an der Supermarktkasse performen zu lassen und Julian Nagelsmann dazu zu bringen, jeden sportlichen Anstand zu ignorieren und stattdessen den Gegner zu beleidigen und wilde Schwurbel-Theorien über den Schiedsrichter unters Volk zu bringen.

Borussia hat mal wieder das gemacht, was in den letzten Jahren zu einer netten Spielerei geworden ist: Dem vor Selbstverständnis nur so strotzenden FC Bayern ein wenig ans Bein zu pinkeln. Es macht immer wieder große Freude festzustellen, wie kurz die Zündschnur bei den Münchnern ist und wie wenig souverän sie mit Widerständen umgehen. Das ist so herrlich entlarvend und schon allein deshalb war die Partie am Samstagabend ein Hochgenuss.

Borussia kann überzeugend verteidigen und sogar einen ‘Bus parken’

Das Spiel brachte aber noch mehr als Freude über die grantigen Bayern, sondern neben einem handfesten Punkt aufs Konto auch noch einige wichtige Erkenntnisse. Zum einen stellte die Mannschaft unter Beweis, dass sie durchaus in der Lage ist, gemeinsam zu verteidigen. Und das nicht nur temporär, sondern über 96 Minuten gegen die ‘heißeste Mannschaft Europas’. Zum anderen ließ das Team erkennen, dass man verstanden hat, was Daniel Farke meint, wenn er etwas von ‘Resilienz’ erzählt. Diese legten die Borussen durchweg und ohne Ausnahme an den Tag.

Dass dieses Spiel fußballerisch so gut wie nichts mit dem zu tun hatte, was Farke und Borussia normalerweise vorhaben, ist klar. Aber gegen diesen übermächtigen und auch an diesem Abend wirklich starken Gegner gelten die üblichen Maßstäbe nicht. Da sind andere Eigenschaften gefragt und es ist höchst erfreulich, dass die Mannschaft in der Lage ist, dies auch umzusetzen. Dass Borussia Mönchengladbach überzeugend verteidigen und sogar einen ‘Bus parken’ kann, konnte man angesichts der Erfahrungen der letzten beiden Jahre nicht voraussetzen.

Farke hat schon ein Fundament gelegt, auf dem – mit wem auch immer – weiter aufgebaut werden kann

Natürlich gehört zur ganzen Wahrheit auch, dass die Bayern trotzdem eine Vielzahl an Möglichkeiten hatten und dass letztlich nur die Mixtur aus einem überragenden Yann Sommer und schlampigen Münchner Abschlüssen Borussia vor einer klaren Niederlage bewahrt hat. Neun von zehn Spielen unter diesen Voraussetzungen gewinnen die Bayern ganz geschmeidig und ungefährdet. Deshalb verbieten sich irgendwelche Folgerungen, Borussia sei nun ein Bayern-Jäger oder ähnlich gearteter Unsinn.

Borussia hat vielmehr gezeigt, dass da mit Daniel Farke und dem Team wirklich etwas zusammenwächst. Für den Spirit war dieser Bonus-Punkt in München wahrscheinlich wertvoller als für die Tabelle. Vor allem unter dem Aspekt, dass in den nächsten Tagen das Transferfenster schließt und es vermutlich noch Veränderungen – möglicherweise in beide Richtungen – geben wird. Und gerade da ist es wichtig zu wissen, dass Daniel Farke schon ein Fundament gelegt hat, auf dem – mit wem auch immer – weiter aufgebaut werden kann.

von Marc Basten – TORfabrik.de | Foto: Alexander Hassenstein – Getty Images