28. März 2024

Ein herausragender Sommer, Leidenschaft und das nötige Glück

Borussia Mönchengladbach klaut dem FC Bayern München in der Allianz Arena einen Punkt und war sogar kurz davor, das Spiel zu gewinnen. Doch am Ende herrschte Einigkeit darüber, dass selbst dieser eine Zähler für die Borussia sehr glücklich war.

Erst wenige Sekunden waren in der Münchner Arena gespielt, da hätten Daniel Farke und seine Männer ihren schönen Matchplan gleich wieder in die Tonne kloppen können. Hofmann war noch nicht wach und es unterlief ihm ein Ballverlust, infolgedessen Bayern zu einer frühen ersten Ecke kam. Hier startete Koné, der gegen Upamecano eingeteilt war, zu spät und ließ seinen Landsmann einen Kopfballaufsetzer platzieren. Den lenkte Yann Sommer mit einem starken Reflex über den Kasten.

Sommers Blitzreaktionen sollten zu einem Hauptbestandteil des Abends werden, die Nachlässigkeiten auf Gladbacher Seite zum Glück nicht. Denn Hofmann war danach genauso wach wie die Kollegen und die Verteidigung der folgenden 13 Ecken und mehrerer Freistoßhereingaben erledigten Koné & Co konzentriert und diszipliniert. In den ersten acht Minuten waren die Borussen sogar sichtbar darauf aus, Ballbesitzphasen zu kreieren. Das Spielgeschehen fand tatsächlich zu einem Teil in der Münchner Hälfte statt – aber das wurde in der Folgezeit immer seltener.

Thuram beim Tor herausragend in Sachen Tempo, Körperlichkeit, Technik und Timing

»Wir haben einige Situationen zu unsauber ausgespielt«, monierte Daniel Farke anschließend. Die Entlastung wurde weniger und der Druck der Münchner höher. Doch die Arbeit gegen den Ball funktionierte in einer 4-4-2 oder 4-5-1 Ausrichtung sehr ordentlich. Die Positionen wurden besetzt und gehalten, die mehrfach unvermeidlichen Hereingaben von den Seiten im Zentrum aufmerksam geklärt. Wenn mal etwas durchrutschte, war Sommer zur Stelle oder aber man hatte das nötige Glück, wie bei den beiden Abseitstoren von Mané.

Die Bayern wiederum wirkten zusehends genervt, was sich in einigen kleineren Frustfouls ausdrückte. Andererseits war unverkennbar, dass die Konstitution des Rekordmeisters deutlich besser war als bei den letzten Gladbacher Coups. Die Münchner machten es gut, spielten geduldig und hielten Tempo und Stresslevel hoch. Der Türöffner in Form des ersten Treffers schien nur noch eine Frage der Zeit. Doch dann folgte Kramers ‘Bauerntrick’, wie er seinen Befreiungsschlag in Richtung Thuram später bezeichnete. Wie sich Thuram nach dem Fauxpas von Upamecano verhielt und das Führungstor markierte, war herausragend in Sachen Tempo, Körperlichkeit, Technik und Timing.

Borussia will etwas mitspielen und wird fast abgeschossen

Die Pausenführung der Borussia entsprach zwar nicht mal im Ansatz dem Spielverlauf, aber sie sorgte dafür, dass die Bayern zu hadern begannen. Joshua Kimmich kam nicht mit der Erkenntnis klar, dass er Manu Koné aber mal so gar nicht mit seiner Möchtegern-Aggressivität beeindrucken konnte. Und obwohl die Münchner nach der Pause weiter permanent nach vorne spielten, gab es nun auch mal Passagen, in denen die Borussen für Entlastung sorgen konnten. Das war einerseits gut, wurde ihnen aber andererseits fast zum Verhängnis.

Denn die Münchner zeigten auf eine beeindruckende Art und Weise, zu was sie imstande sind, wenn man ihnen auch nur ein wenig Raum für Konter gewährt. Dass Borussia in diesen Situationen nicht abgeschossen wurde, lag einzig an den sensationellen Paraden von Yann Sommer, der den Ball wie ein Magnet anzog. Die Borussen stellten daraufhin alle größeren Bemühungen ein, auf irgendeine Art und Weise mitspielen zu wollen. In den letzten zwanzig Minuten ging es nur darum, den Bus zu parken und allenfalls mit zwei oder drei Spielern zu kontern – aber keinesfalls mehr im Kollektiv aufzurücken und Räume hinter der letzten Kette zu öffnen.

»Guter Mann, der Yann«

»Wir haben große Leidenschaft und einen großen Teamgeist an den Tag gelegt, gut verteidigt und Resilienz gezeigt«, lobte Farke anschließend. Er stellte in der Endphase auf Fünferkette um und dennoch brauchte es mehrfach die Rettungstaten von Yann Sommer, um nicht noch mehr Tore zu kassieren, als den Ausgleich durch Sané. »Guter Mann, der Yann«, kommentierte Christoph Kramer anschließend die Vorstellung des Goalie trocken. Kramer selbst hätte sogar zum nominellen Matchwinner ernannt werden können, wenn ihn Thuram beim Gladbacher Konter in der 90. Minute mit einem Querpass bedient hätte. Die Schussbahn zum 2:1 wäre frei gewesen – doch Thuram versuchte es erfolglos auf eigene Faust.

Darüber darf man sich schon etwas grämen, auch wenn es natürlich objektiv deutlich zu viel des Guten gewesen wäre, wenn Borussia wirklich den Lucky Punch gesetzt hätte. Stattdessen musste man sich den einen Punkt mit Haut und Haaren in der sechsminütigen Nachspielzeit erkämpfen. »Ich war froh, dass wir in den letzten Minuten so resilient und fokussiert verteidigt haben in der letzten Linie, um dann nicht mehr den Siegtreffer zuzulassen«, sagte Farke. »Ein großes Kompliment an die Jungs – es ist definitiv ein guter Punkt für uns.«

von Redaktion TORfabrik.de | Foto:  Kerstin Joensson – Getty Images