29. März 2024

Eine Niederlage, die ein klein wenig Hoffnung macht

Borussia Mönchengladbach verliert unglücklich gegen Union Berlin. Durch die Anpassung der Ausrichtung wirkte die Mannschaft stabiler und diesbezüglich war es ein Schritt in die richtige Richtung. Das nackte Resultat ist allerdings ein weiterer Schlag ins Kontor.

Adi Hütter hatte auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Union Berlin angekündigt, dass er angesichts der Situation eine etwas defensivere Herangehensweise in Betracht ziehen wolle. Das wurde dann auch tatsächlich so umgesetzt. Die Außenspieler Netz und Lainer zogen sich bei gegnerischem Ballbesitz flugs zurück und komplettierten die Abwehrreihe zu einer Fünferkette. Die Innenverteidiger machten dicht, vor ihnen passten Zakaria und Koné auf und auch die laufstarken ‘Zehner’ Hofmann und Neuhaus machten die Wege zurück und sorgten mit dafür, dass das ganze Gebilde gegen den Ball deutlich kompakter wirkte, als zuletzt.

Leider machte der unglückliche Spielverlauf einen Strich durch die Gladbacher Pläne. Der sinnfreie Handelfmeter spielte Union extrem in die Karten. Denn durch die Führung kamen die Gäste überhaupt nicht in die Verlegenheit, mehr fürs Spiel tun zu müssen. Die Borussen dagegen mussten einem Rückstand hinterlaufen, durften allerdings keinesfalls das Risiko unverhältnismäßig erhöhen, um nicht wieder alles über den Haufen zu werfen, was sich da gerade an Stabilität aufbaute. So wurde es ein zähes Spiel, bei dem man als Zuschauer einige Male die Luft anhalten musste, um nicht vor lauter Verzweiflung laut aufzuschreien. Doch die Borussen blieben bei sich und schafften mit einem sehenswerten Angriff, der an bessere Tage erinnerte, noch vor der Pause den mehr als verdienten Ausgleich.

Der einzige vernünftige Angriff der Unioner führte zum Knockout für Borussia

An der Statik des Spiels änderte sich nach dem Seitenwechsel nichts. Union schien auch mit diesem einen Punkt zufrieden zu sein und wartete einfach ab. Laufstark und unangenehm, nicht mehr und nicht weniger. Das Geschehen spielte sich fast ausschließlich in der Hälfte der Gäste ab und es waren ganz klar die Borussen, die in dieser Phase den zweiten Treffer mehr verdient hatten. Auch wenn es die richtig guten Torchancen nicht gab – die Gladbacher waren zwar bemüht, aber eben auch recht eindimensional im Offensivspiel. Die Strafraumbesetzung ist und bleibt ein Problem der Borussia – ebenso wie das Fehlen eines Zielspielers vorne drin. Embolo bemüht sich in dieser Rolle, ist aber einfach kein Vollstrecker. So blieb es bis weit in die zweite Halbzeit hinein ein Tanz auf der Rasierklinge: Eigentlich musste man auf Sieg spielen, aber man musste auch vermeiden, sich den einen Konter zu fangen.about:blank

Letzteres machte man eigentlich sehr ordentlich, denn mögliche Umschaltangriffe der Gäste wurden frühzeitig im Keim erstickt. Es ist wohl auch ein wenig der Situation geschuldet, dass der einzige vernünftige Angriff der Unioner dann doch zum Knockout für Borussia führte. Eine simple Flanke, ein unkonzentrierter und leicht panischer Querschläger von Zakaria, ein schlafender Herrmann und natürlich ein gewohnt abgezockter Kruse entschieden das Spiel. Während die Borussen konsterniert die vierte Heimpleite in Folge hinnehmen mussten, klettern die effizienten Köpenicker auf einen Champions-League-Platz. Was das über das Niveau der Bundesliga aussagt, darf jeder für sich beurteilen. In Mönchengladbach hat man ohnehin nicht erst seit diesem Spiel ganz andere Sorgen.

Sind das wirklich die Spieler, mit denen man in den nächsten Monaten den Existenzkampf bestehen kann?

Denn auch wenn der Auftritt gegen Union trotz der Niederlage ein wenig Hoffnung macht, ist die Lage mehr als nur bedrohlich. Adi Hütter hat mit dem veränderten Ansatz gezeigt, dass er die Zeichen der Zeit erkannt hat. Gemeinsames Verteidigen muss die Basis für alles sein. Im Moment ist weniger die Frage relevant, ob Hütter (noch) der richtige Trainer ist. Vielmehr muss man noch mal ganz explizit die Mannschaft in den Fokus nehmen. Sind das wirklich die Spieler, mit denen man in den nächsten Monaten den Existenzkampf bestehen kann? Gerade jetzt, wo die ‘dreckigen’ Sechs-Punkte-Spiele gegen Bielefeld und Augsburg anstehen, sind Zweifel mehr als nur angebracht.

Noch ist das Wintertransferfenster geöffnet und auch wenn die Kassen leer sind, müssten Max Eberl & Co. eigentlich handeln. Ein Marvin Friedrich alleine wird das Gleichgewicht in diesem Kader nicht herstellen – das haben die letzten drei Spiele gezeigt. Der Markt ist gewiss durch Corona äußerst kompliziert und diffus, aber er bietet aus diesem Grund auch Möglichkeiten, die es unter normalen Umständen nicht geben würde. Tomáš Galásek wird nächstes Jahr 50 und wird sicher nicht mehr kommen. Aber ein oder zwei Soforthelfer dieser Güteklasse sollte Borussias Scoutingabteilung eigentlich auf dem Zettel haben. Denn es geht nicht mehr um irgendwelche strategischen Entscheidungen oder Vorgriffe auf die Zukunft, sondern schlichtweg darum, auch im nächsten Jahr noch in der ersten Liga mitspielen zu dürfen.

von Marc Basten – TORfabrik.de | Foto: Lukas Schulze / Getty Images