3. Mai 2024

Einzelkritik: Ein Remis, bei dem für Borussia mehr möglich war

Die nächste Heimniederlage konnte Borussia Mönchengladbach gegen Mainz vermeiden, auf den ersten Dreier im Borussia-Park muss man weiter warten. Gegen Mainz wurde es versäumt, aus der Überlegenheit vor der Pause Kapital zu schlagen. Die Einzelkritik:

Moritz Nicolas: Wurde im ersten Durchgang nicht ernsthaft gefordert und war beim Knaller von Gruda chancenlos. Als mitspielender Torwart machte es Nicolas ordentlich, ein Abschlag landete im Seitenaus. Mit dem schnellen Abwurf auf Honorat leitete er den Angriff ein, der zur Ngoumou-Chance führte. Nach der Pause parierte Nicolas zwei freie Abschlüsse von Lee und Barkok, wobei er Glück hatte, dass die Mainzer kein Zielwasser getrunken hatten. Die Schüsse gingen in Richtung Nicolas’ Körper und wurden so zu Pflichtaufgaben für den 25-Jährigen. Beim zweiten Mainzer Treffer war er vielleicht einen Tick zu schnell unten oder er hätte noch ein, zwei Schritte in Richtung Barkok machen können. Einen Vorwurf kann man Nicolas aber nicht machen. Note 3,0.

Nico Elvedi: Verteidigte als rechter Mann in der Dreierkette über weite Strecken seriös und standhaft. Im Aufbau spielte der Schweizer wie zuletzt vermehrt vertikal, was zwar mit mehr Risiko und einer höheren Fehlpassquote verbunden war, aber auch einigen richtig guten Spieleröffnungen. Auffällig, dass es einige Missverständnisse mit dem vor ihm postierten Honorat gab. Nach dem Seitenwechsel unterlief Elvedi bei der Chance von Lee ein Stellungsfehler und beim zweiten Gegentor machte der 27-Jährige den entscheidenden Fehler, als er ohne an den Ball zu kommen herausrückte und Barkok so die Tür öffnete. Nach dem Spiel wurde bei Elvedi eine Knieverletzung diagnostiziert, die eine unbestimmte Ausfallzeit mit sich bringt. Note 3,5.

Ko Itakura: Lieferte sich einige knackige Duelle mit dem sperrigen Hünen Ajorque. Insgesamt verteidigte Itakura gewohnt aufmerksam, auch das Timing beim Vorrücken passte zumeist. Gelb sah er für ein Foul an der Seitenlinie, als er im Zweikampf zu spät kam. Im Spielaufbau verpasste der Japaner in einigen Situationen das mögliche Anspiel in die Zwischenräume. An der Entstehung des 1:0 war Itakura mit dem Zuspiel auf Honorat beteiligt. Mit seinem Flugkopfball knapp über der Grasnarbe zwang er Zentner zu einer Glanzparade, im Anschluss an die Chance von Čvančara vergab der 26-Jährige den Rebound aus fünf Metern, als er den Ball mit links neben das Tor bugsierte. Beim zweiten Mainzer Treffer hätte Itakura möglicherweise eingreifen können, entschied sich aber für die Absicherung der Mitte. Note 3,5.

Maximilian Wöber: War wieder sehr präsent links in der Dreierkette, von wo aus er viele Wege machte. Über 11 Kilometer lief der Österreicher, dazu hatte er mit 119 die meisten Ballkontakte. Die erste Chance von Plea leitete Wöber ein, als er in Höhe der Mittellinie einen Pass der Mainzer abfing und direkt steil auf Jordan spielte. Einige Male kam er gut vor den Gegenspieler und eroberte den Ball. Die Vehemenz, mit der Wöber in die Duelle ging, war beeindruckend. Wann immer es ging, trieb der 25-Jährige das Spiel an und auch in der Schlussphase tauchte er mehrfach vorn auf. Note 2,5.

Franck Honorat: War sehr aktiv auf der rechten Seite, über die nahezu alle Angriffe der Borussen liefen. Honorat spielte schnell und präzise nach vorn. Die Ballannahme vor dem 1:0 war technisch anspruchsvoll, die anschließende Flanke auf Neuhaus punktgenau. Im weiteren Verlauf schlug der Franzose noch mehrere ‚Bananenflanken‘ mit ordentlicher Geschwindigkeit. In der Defensive ließ er sich beim Ausgleich der Mainzer überraschen, als er nach der kurz ausgeführten Ecke zu spät reagierte, um den Kunstschützen Gruda stören zu können. Die Chancen von Ngoumou und Čvančara bereitete Honorat vor, auch mehrere Ecken brachten Gefahr. Einige ruhende Bälle verpufften allerdings auch wirkungslos. Note 2,5.

Rocco Reitz: War auf der Achterposition sehr laufstark und legte in den 79 Minuten Spielzeit mehr als 10 Kilometer zurück. Der 21-Jährige war nah am Gegenspieler und unterband mehrfach mit Biss Mainzer Kombinationsversuche. In den direkten Zweikämpfen setzte sich Reitz zwar nicht immer durch, doch seine Präsenz nervte die Gegenspieler sichtlich. Im Passspiel machte Reitz es ordentlich. Ein paar Mal lief er auch mit Ball am Fuß los, aber die spielerischen Ideen fehlten. Vor dem zweiten Mainzer Treffer unterschätzte er im ersten Moment die Situation und lief dann letztlich vergeblich hinter Barkok her. Note 3,5.

Julian Weigl: War mehr eingebunden als in den Vorwochen, was am vergleichsweise hohen Gladbacher Ballbesitzanteil von 60 % lag. Die Statistik weist für die Kapitän 73 Ballkontakte aus, dazu spulte er über 12 Kilometer ab. Seine Pässe waren zumeist sauber und schnörkellos, wobei sie hier und da noch schärfer gespielt werden könnten. Auffällig waren einige schöne Verlagerungspässe. Weigl agierte sehr positionsgetreu und mannschaftsdienlich, wirklich herausstechen vermochte der 28-Jährige allerdings nicht. Note 3,5.

Florian Neuhaus: Dass er sich auf der Achterposition wohlfühlt, unterstrich Neuhaus erneut. Er zeigte seine Technik und Spielintelligenz und entwickelte ein gutes Gespür für die freien Räume. So lief er bei seinem Tor zum 1:0 im richtigen Moment ein und platzierte einen schulbuchmäßigen Kopfball ins Eck. Es war das erste Kopfballtor in der Profikarriere des 26-Jährigen. Ferner spielte er einige sehr gut getimte Pässe, wobei er in der einen oder anderen Szene dazu neigte, die Situationen zu künstlerisch lösen zu wollen. In der zweiten Halbzeit verlor er im Mittelfeld den Ball, was eine Großchance für Mainz zur Folge hatte. Allerdings wäre ein Treffer wohl vom VAR einkassiert worden, weil die Fernsehbilder ein klares Foul an Neuhaus zeigten. Als sich nach dem Wechsel andeutete, dass sich seine Ballverluste mehrten und Konzentration sowie Kondition geringer wurden, folgte die rechtzeitige Auswechslung. Note 3,0.

Luca Netz: Nach seinem guten Spiel in Bochum lieferte der Youngster als linker ‚Schienenspieler‘ auch gegen Mainz eine ordentliche Leistung ab. Im Vergleich zu seinem aktiveren Pendant Honorat schob er zwar offensiv nicht oft genug mit an, dafür machte er in der Rückwärtsbewegung einen guten Job. Netz war aufmerksam in den Zweikämpfen und auch in den Luftduellen war er erfolgreich. Es sieht so aus, als ob er diesbezüglich dabei ist, den notwendigen Entwicklungsschritt zu machen. Einmal ließ er sich allerdings tunneln, wobei er sich im zweiten Durchgang revanchieren konnte. Nach 79 Minuten machte er Platz für Scally. Note 3,5.

Alassane Plea: Bei konsequenter Ausnutzung seiner Chancen hätte Plea Mainz im Alleingang abschießen können. Die erste Gelegenheit in der 9. Minute war fast eine hundertprozentige, auch bei den vier weiteren Abschlüssen – inklusive eines nicht schlechten Kopfballs aufs Tornetz nach einer Ecke – war mehr drin. Zugutehalten muss man dem 30-Jährigen, dass er vor der Pause zu so vielen Möglichkeiten kam – er war in dieser Hinsicht sehr präsent. Im zweiten Durchgang war der Franzose dann weniger auffällig, aber der in Bochum eingesetzte Aufwärtstrend war noch erkennbar, auch wenn er weniger steil war. Nach 64 Minuten wurde Plea von Ngoumou abgelöst. Note 3,5.

Jordan: War längst nicht so stark wie in der Vorwoche und hatte seine beste Aktion, als er mit einer kurzen Ablage Plea vor dessen erster Großchance in Szene setzte. Er selbst hatte eine gute Schussmöglichkeit aus kurzer Distanz, als er aus dem Stand abzog, den Ball aber nicht optimal traf, der dann noch leicht abgefälscht über das Tor flog. Gefällig war die Defensivarbeit des 27-Jährigen, der für eine vehemente Ballrückeroberung Szenenapplaus erhielt. In seinem Kerngeschäft blieb Jordan allerdings ungefährlich und völlig fit wirkte er weiterhin nicht. Nach 64 Minuten war Schluss – Čvančara übernahm. Note 4,0.

Manu Koné (64. Minute für Neuhaus): War direkt auf Betriebstemperatur und kam noch auf 34 Ballaktionen, wobei er mit einer Passquote von 100 Prozent aufwartete. Auch wenn der Franzose letztlich keine entscheidende Aktion hatte, waren seine Qualitäten deutlich erkennbar. Er sah eine überzogene Gelbe Karte für ein Allerweltsfoul und in der Schlussphase wirkte Koné das eine oder andere Mal etwas übermotiviert. Ohne Note.

Nathan Ngoumou (64. Minute für Plea): Auch er war sofort ein belebendes Element, zog mehrere Sprints an und gab einen sehr gefährlichen Schuss aus einem eher unmöglichen Winkel ab, den Zentner noch parieren konnte. Mit einer Kopfballbogenlampe forderte Ngoumou den Mainzer Keeper ebenfalls. Vor dem Ausgleichstreffer sicherte er den zweiten Ball und heimste sich den Assist ein. Ohne Note.

Tomáš Čvančara (64. Minute für Jordan): Hatte zwei Großchancen, doch er scheiterte mit einem Kopfball und nach einer blitzschnellen Reaktion mit langem Bein am zweimal überragend reagierenden Mainzer Torwart. Der Tscheche verfügt zweifelsohne über eine enorme Torgier, strahlt eine hohe Willenskraft aus und erreicht bei seinen Sprints ein erstaunliches Tempo. Aber auch gegen Mainz wurden seine technischen Defizite deutlich, denn fast jeder erste Ballkontakt des 23-Jährigen war unsauber und so brachte er sich mehrfach selbst in die Bredouille. Sein Freistoß ganz am Ende war sehr schwach und Wöber ärgerte sich sichtlich, dass Čvančara ihm nicht den Ball überlassen hatte. Ohne Note.

Joe Scally (79. Minute für Netz): Schob in der Schlussphase noch eifrig mit an und erzielte mit seinem fulminanten, aber nicht unhaltbaren, Schuss den hochverdienten Ausgleich. Der anschließende Jubel zeigte, dass er nicht nur die Kritik des Trainers in den vergangenen Wochen mitbekommen hat. Ohne Note.

Robin Hack (79. Minute für Reitz): Schlug noch eine Flanke, konnte sich aber nicht wirklich zeigen und kam letztlich nur auf fünf Ballkontakte in elf Minuten plus Nachspielzeit. Ohne Note.

von Redaktion TORfabrik.de | Foto: Norbert Jansen – Fohlenfoto