25. April 2024

Einzelkritik: Ein Teilerfolg im zähen Abstiegskampf

Das Remis bei Arminia Bielefeld bringt Borussia Mönchengladbach im Abstiegskampf nicht entscheidend weiter, kann als Teilerfolg dennoch wichtig sein. Auf der Alm wurde zumindest deutlich, dass die Borussen mittlerweile verstanden haben, wie gefährlich die Situation ist.

Yann Sommer: Machte sein 250. Bundesligaspiel für die Borussia und bestätigte seine gute Verfassung. Einzig sein lascher Abschlag zum Gegner, mit dem er die Chance für Kunze nach der Pause einleitete, die er dann aber mit guter Reaktion vereitelte, gab Anlass zur Kritik. Ansonsten war der Schweizer zur Stelle, als er gefordert wurde. Den ersten Abschluss von Serra hielt er sicher, beim Kopfball von Ramos kurz vor der Pause war er blitzschnell unten im Eck und mit einem Reflex vereitelte der 33-Jährige im zweiten Durchgang einen Treffer von De Medina nach einer Ecke. Note 2,0.

Matthias Ginter: Der auffälligste der drei Kettenspieler, was vor allem an seinem Offensivdrang lag. Mit einer guten Eröffnung leitete er die erste Hofmann-Chance nach fünf Minuten ein, erzielte aus Abseitsposition ein Flugkopfballtor, legte für die Plea-Chance (65.) und die große Möglichkeit für Embolo (73.) auf und hatte selbst eine gute Schussgelegenheit, die geblockt wurde. Dazu deckte Ginter mehrfach gut durch und schob dann mit an. Defensiv mit zwei wichtigen Klärungsaktionen (6. / 56.) und nur kleineren Wacklern. Der 28-Jährige hatte die meisten Ballkontakte, war laufstark und hängte sich rein. Note 2,5.

Marvin Friedrich: Wie zuletzt wieder als zentraler Mann in der Dreierkette aufgeboten. Dort mit einer insgesamt dezenten Vorstellung. Bei zwei, drei zielgerichteten Aktionen der Bielefelder funkte er konsequent dazwischen, allerdings wich er vor dem 0:1 gegen Serra nur zurück, anstatt den Bielefelder aktiv zu attackieren. Vor der Kunze-Chance nach der Pause verlor Friedrich ein entscheidendes Duell. Dass der 26-Jährige noch etwas die Bindung sucht, zeigte sich auch in einer Szene, als er den Ball ins Aus schlug, anstatt sich auf Sommer zu verlassen. Im Spielaufbau war der Ex-Unioner kein nennenswerter Faktor. Note 3,5

Nico Elvedi: Links in der Dreierkette machte der Schweizer vor allem vor dem Gegentor eine schlechte Figur, als er rausrückte und sich von Wimmer an der Außenlinie sehr einfach düpieren ließ. Elvedi lief dann zwar zurück, aber kreuzte nur und griff nicht ein, so dass er letztlich eher Neuhaus und Friedrich verwirrte. Genau dieser Biss ging Elvedi auch in weiteren Zweikämpfen mit dem giftigen Wimmer ab. Darüber täuschen auch zwei rigorose Grätschen nicht hinweg, mit denen der Schweizer gekonnt abräumte. Auch wenn sich der 25-Jährige stabilisierte, als Arminia in der zweiten Halbzeit nur sporadisch vorne auftauchte, fehlte es Elvedi insgesamt an Vehemenz und Entschlossenheit. Note 4,0.

Stefan Lainer: Wieder rechts im Mittelfeld unterwegs, wo er wie gewohnt mit großem Einsatzwillen und Laufbereitschaft auffiel. Die kämpferischen Tugenden des Österreichers sind gerade im Abstiegskampf nicht zu unterschätzen. Sein Beitrag für das Offensivspiel war jedoch erneut eher beschränkt. Flanken oder Hereingaben fehlte es an Präzision und wirklich etwas initiieren konnte er nicht. Zwar holte Lainer mit einem energischen Einsatz eine Ecke raus und steckte in Zweikämpfen nicht zurück – bei einem Offensivduell sah er Gelb, weil er durchzog -, doch unter dem Strich kam für den Aufwand zu wenig heraus. Sein ‘Hintermann’ Ginter war im Spiel nach vorne deutlich auffälliger. Note 4,0.

Florian Neuhaus: Musste die Lücke als Sechser schließen, die der Abgang von Zakaria und der coronabedingte Ausfall von Kramer verursacht hatten. Neuhaus hängte sich rein, lief viel und ging auch den Zweikämpfen nicht aus dem Weg. Dennoch zog er zwei-, dreimal zu schnell zurück und zeigte in diesen Situationen deutlich, dass seine Kernkompetenz woanders liegt. Gegen Union wurde Neuhaus für gelungene Grätschen gefeiert, diesmal kam er vor dem Gegentor und später bei einem Bielefelder Konter mit seinen Grätschen nicht hin. Am Ball waren mehrere Aktionen zu durchsichtig und in einigen Situationen spielte der 24-Jährige mit dem Feuer, weil er unnötig lange den Ball hielt und erst im letzten Moment passte. Kurz vor der Pause hatte er eine Schusschance nach einem Konter, zirkelte den Ball aber aus guter Position mit dem Innenrist hoch auf die Tribüne hinter dem Tor. In der zweiten Halbzeit, als Borussia zeitweise richtig Druck aufbaute, mischte Neuhaus mit einigen klugen Pässen und viel Laufarbeit mit. Note 3,5.

Manu Koné: Als zweiter Sechser war der Franzose unermüdlich unterwegs, blieb aber unter seinen Möglichkeiten. Er agierte am Ball nicht entschlossen genug und so verpufften einige vielversprechende Ansätze. Auch diesmal hatte er zwei oder drei ‘Harakiri-Querschläger’ im Repertoire. Das sind Unkonzentriertheiten, die der 20-Jährige dringend abstellen muss. Unnötig war die sechste Gelbe Karte in der laufenden Saison, die Koné für Ballwegschlagen erhielt. Note 4,0.

Ramy Bensebaini: Durch das frühe Ausscheiden von Algerien beim Afrika-Cup stand er früher als erwartet wieder zur Verfügung. Für den 26-Jährigen ist die Rolle links im Fünfermittelfeld deutlich prädestinierter als für Lainer auf der anderen Seite. So brachte Bensebaini seine Fähigkeiten im Offensivspiel einige Male zur Geltung. Die Flanke vor dem Ausgleichstreffer auf Hofmann kam von ihm und mit der einen oder anderen Aktion sorgte er für Belebung. Seine eigenen Abschlüsse waren allerdings schwach: Nach einer Ecke setzte er einen freien Kopfball aus fünf Metern am Tor vorbei (24.), unter Bedrängnis köpfte er nach einem Eckball drüber (56.). Völlig missglückt war der Freistoß aus aussichtsreicher Position eine Viertelstunde vor Schluss, den er weit über den Kasten schoss. Defensiv mit einigen knackigen Duellen gegen Wimmer, die er nicht alle für sich entscheiden konnte. Note 3,5.

Jonas Hofmann: Hatte direkt zu Beginn die erste Chance des Spiels, als er von halbrechter Position mit seinem Flachschuss an Ortega scheiterte. Danach blieb Hofmann eine zeitlang sehr unauffällig, auch seinen Standards fehlte der letzte Schliff. Und wenn einer mal punktgenau kam, wurde es nicht genutzt (Bensebaini). Gelungen dagegen der Assist zum Ausgleichstreffer, als Hofmann den Ball von der Grundlinie direkt perfekt vors Tor brachte. Nach dem Seitenwechsel war Hofmann deutlich besser im Spiel und ging voran, aber es fehlte ihm an Fortune. Es begann schon nach wenigen Sekunden mit der Großchance nach Embolo-Zuspiel, als Ortega abwehren konnte. Danach gab es fast ein halbes Dutzend Situationen, als Hofmann von halbrechts entweder beim Schussversuch geblockt wurde oder die falsche Entscheidung traf, beziehungsweise nicht oder überhastet abspielte. Der 29-Jährige lief viel und versuchte alles, doch wirklich gelungen war letztlich nur das ‘Wusel-Dribbling’ mit dem Abspiel auf Ginter vor der Embolo-Chance. Note 3,5.

Alassane Plea: Spielte neben Hofmann hinter der der einzigen Spitze Embolo und lieferte in dieser Rolle eines seiner besten Saisonspiele ab. Der Franzose war sehr aktiv und sorgte für die kreativen Momente. So war sein Anspiel auf Hofmann nach fünf Minuten erste Sahne, genauso wie seine Halbfeldflanke zum Abseitstor von Ginter. Plea war neben Hofmann und mit Abstrichen Neuhaus für die spielerischen Momente zuständig und machte das wirklich sehr ordentlich – auch wenn einige Versuche beim schnellen Direktspiel hängen blieben. Beim Ausgleichstreffer war er auf dem Posten und platzierte den Flugkopfball geschickt gegen die Laufrichtung des Torwarts. Daneben hatte er noch eine gute Schusschance im Sprung nach Ginter-Hereingabe (65.) und er gab einen Distanzschuss ab, der etwas zu zentral geriet (76.). In der Nachspielzeit sah der 28-Jährige Gelb für ein taktisches Foul. Note 2,5.

Breel Embolo: Als Einzelkämpfer vorne drin vor allem im ersten Durchgang überhaupt kein Faktor. Der Schweizer schaffte es nicht, Bälle zu sichern, sich nennenswert am Kombinationsspiel zu beteiligen oder zum Abschluss zu kommen. Nach dem Seitenwechsel startete er mit dem guten Pass auf Hofmann und war auch in der Folgezeit präsenter – u.a. mit einem Doppelpass mit Plea und einer Gelegenheit nach Plea-Zuspiel, als sein Schuss zur Ecke geblockt wurde. Der 24-Jährige verzog einen Rebound in Rücklage (58.) und hatte später die Großchance zur Führung, als er nach dem scharfen Ginter-Zuspiel den Ball aus kurzer Distanz nicht kontrolliert aufs Tor brachte. In der 83. Minute wurde Embolo von Thuram abgelöst. Note 4,0.

Marcus Thuram (83. Minute für Embolo): Die erste Aktion des Franzosen endete mit einem Ballverlust. Auch danach blieb er hängen, als er sich in ein kopfloses Dribbling stürzte. Richtig stark war Thurams Ballbehauptung mit anschließendem Pass auf Hofmann, der dann das Abspiel auf Plea verpatzte. In der fünften Minute der Nachspielzeit hatte Thuram die letzte Chance der Borussen – schoss aber am Tor vorbei. Ohne Note.

von Redaktion TORfabrik.de | Foto: Stuart Franklin – Getty Images