20. April 2024

Einzelkritik: Zielstrebig zum ersten Auswärtssieg

Borussia Mönchengladbach sicherte sich in Wolfsburg den ersten Auswärtssieg der Saison mit einer zielstrebigen und schnörkellosen Leistung. Aus einer geschlossenen Mannschaft ragten Jonas Hofmann und Breel Embolo heraus. Die Einzelkritik:

Yann Sommer: Wurde in der ersten Halbzeit überhaupt nicht gefordert, beim Flipper–Gegentor war der Schweizer machtlos. Nach der Pause war er bei der Großchance von Lukebakio zur Stelle. In der Nachspielzeit parierte der 32-Jährige sowohl den Schuss von Ginczek als auch den Versuch von Waldschmidt. Als mitspielender Torwart hielt er sich nicht mit Klein-Klein auf, sondern spielte vor allem lange Bälle in Richtung Embolo. Am Ende gab Sommer mit seinem weiten Schlag auf Scally noch den Assist zum dritten Tor. Note 2,0.

Matthias Ginter: Als rechter Verteidiger in der Dreierkette mit einer soliden Vorstellung. Der Nationalspieler fiel mit einigen guten flachen Steilpässen auf, mit denen er das Spiel schnell machte. Defensiv hatte er soweit alles im Griff. Beim Gegentor flipperte er den Ball unglücklich weiter zu Lukebakio – insoweit aber kein Vorwurf an den 27-Jährigen. Vorne mit einer guten Kopfballchance nach einer Ecke, als er den Ball jedoch nicht platzieren konnte und Casteels letztlich keine Mühe hatte. Note 3,0.

Nico Elvedi: Erneut als zentraler Mann in der Dreierkette aufgeboten und damit faktisch der Abwehrchef. Der Schweizer agierte sehr aufmerksam, war nur beim Anschlusstreffer etwas überrascht von dem hin und her flippernden Ball, so dass er die unfreiwillige Vorlage für Waldschmidt gab. Ansonsten wartete der 25-Jährige mit gutem Stellungsspiel und ordentlichem Passspiel auf. Bei der Chance von Lukebakio grätschte Elvedi bei seinem Rettungsversuch ins Leere. Note 3,0.

Jordan Beyer: Erhielt links in der Dreierkette den Vorzug vor Jantschke. Bereits nach zwei Minuten hatte er eine gute Kopfballchance, setzte den Ball jedoch deutlich am Tor vorbei. Mit seinem Pass die Linie entlang auf Embolo bereitete Beyer den zweiten Treffer mit vor. In der Defensive gewann Beyer mehrere wichtige Duelle, u.a. funkte er des Öfteren gegen Lukebakio resolut dazwischen. Der 21-Jährige konnte in diversen Sprintduellen mithalten, erst weit in der zweiten Halbzeit musste er Nmecha einmal ziehen lassen. Sein notwendiges Foul vor der Strafraumgrenze zog die Gelbe Karte nach sich. Insgesamt war es ein sehr ordentlicher Auftritt von Beyer. Note 2,5.

Joe Scally: Lieferte wieder eine sehr beherzte und engagierte Leistung ab. Ab und an gehen mit dem 18-Jährigen die Gäule durch, wie bei einem Harakiri-Dribbling am eigenen Strafraum, das zum Glück folgenlos blieb. Aber seine freche und schnörkellose Spielweise macht einfach Spaß. In der Rückwärtsbewegung war er sehr aufmerksam, klärte zweimal rigoros vor Gerhart und vorne hatte er kurz vor der Pause eine Schusschance, die Casteels zunichtemachte. Als Herrmann kam, rückte Scally auf die linke Seite und fügte sich dort problemlos ein. Der US-Amerikaner rundete seine reife Vorstellung in der Nachspielzeit ab, als er sich nach dem Befreiunggschlag von Sommer den Ball per Kopf selbst vorlegte, zielstrebig aufs Tor lief und eiskalt abschloss. Note 2,5.

Manu Koné: Hinterließ auch bei seinem zweiten Bundesligaeinsatz einen vielversprechenden Eindruck. Er agierte selbst in Bedrängnis ausgesprochen stabil am Ball und gefiel mit schnörkellosen Pässen. Das Zweikampfverhalten des 20-Jährigen war bemerkenswert – er bot den wahrlich nicht zimperlichen Wolfsburgern unbeeindruckt die Stirn. Kurz nach der Pause hatte der Franzose eine gute Gelegenheit, als er sich an der Strafraumgrenze aufrappelte und Casteels mit seinem Schuss prüfte. Nach knapp einer Stunde verdrehte er sich das rechte Knie und musste ausgewechselt werden. Note 3,0.

Denis Zakaria: Bestätigte die gute Verfassung der letzten Wochen, auch wenn er nur selten zu seinen gefürchteten raumgreifenden Antritten kam. Weit in der zweiten Halbzeit marschierte er einmal von rechts in den Sechzehner, wurde aber im letzten Moment von Arnold gestört. Ansonsten musste der Schweizer im Mittelfeld Schwerstarbeit verrichten. Bereits nach drei Minuten hatte er das erste Foul auf dem Konto und nach etwas mehr als einer halben Stunde sah er die Gelbe Karte. Die war allerdings unberechtigt, denn er hatte Waldschmidt mit der Hand nur am Brustkorb und nicht im Gesicht getroffen, doch der Schiedsrichter fiel auf die Showeinlage des Wolfsburgers herein. Trotz des weiterhin sehr intensiven Spiels kam Zakaria nicht mehr in Foul-Trouble – enge Situationen löste er mit Bedacht. Vor dem 1:0 traf er bei seiner Volleyabnahme der Hofmann-Hereingabe den Ball mit der Innenseite nicht voll – lieferte damit aber den Assist zum Fallrückziehertor von Embolo. Note 3,0.

Luca Netz: Durfte wieder links im Mittelfeld ran und zeigte sich engagiert und laufstark. Vor der Freistoß-Situation zum 1:0 spielte Netz den Pass auf Embolo und auch bei weiteren Kombinationen war Netz beteiligt. In zwei, drei Situationen verlor der 18-Jährige etwas den Überblick und lief sich fest. Den Wolfsburger Angriff vor der Großchance von Lukebakio leitete Netz mit einem Ballverlust ein. Nach knapp einer Stunde wurde der ehemalige Herthaner durch Herrmann ersetzt. Note 3,5.

Jonas Hofmann: Ausgestattet mit allen Freiheiten tobte sich der 29-Jährige regelrecht aus und legte am Ende über 12 Kilometer zurück. Erfreulich, dass dabei eine Vielzahl an schlauen und intelligenten Läufen war. Hofmann gefiel als überragender ‘Balldieb’, genauso wie mit seinen Sprints in die Tiefe. So wie beim 2:0, als er im genau richtigen Moment durchlief, den Ball ganz leicht an Casteels vorbei spitzelte und ins Tor schob. Genauso stark war sein Sprint in der 37. Minute, als er im letzten Moment gestört wurde. Auch bei der letztlich zurückgenommenen Roten Karte gegen Roussillon war Hofmann klasse durchgestartet. Alles, was der 29-Jährige machte, hatte Hand und Fuß – sieht man mal von einem unzureichenden Distanzschuss im zweiten Durchgang ab. Hofmann schickte Embolo zur Elfmetersituation und bereitete auch die Plea-Chance mit einem guten Zuspiel vor. Bis auf eine zu flache Ecke waren auch die Standards gut – mit der überlegten Freistoßhereingabe in den Rückraum auf Zakaria leitete Hofmann das frühe 1:0 ein. Note 1,5.

Lars Stindl: Agierte wie gewohnt mit hohem Aufwand und lief vorne unermüdlich die Wolfsburger Aufbauspieler an. Ein paar Mal konnte der Kapitän mit guten Direktpässen punkten, so u.a. vor den Chancen von Hofmann und Scally kurz vor der Pause. Da insgesamt deutlich weniger kombiniert wurde und die Ballbesitzphasen kurz waren, war Stindl phasenweise kaum eingebunden. Dazu kam, dass er einige missliche Aktionen hatte. So leitete der 33-Jährige mit einem verunglückten Kopfball den Wolfsburger Angriff zum Anschlusstreffer ein, bei dem er sich von Flankengeber Baku tunneln ließ. Nach der Pause setzte er einen Freistoß aus guter Position in die Mauer, ehe er die Chance auf die frühzeitige Entscheidung vom Elfmeterpunkt hatte – aber Stindl schoss schwach. Allerdings hätte der Elfmeter zwingend wiederholt werden müssen, weil Casteels vor dem Schuss bereits die Linie verlassen hatte und zudem Wolfsburger Spieler in den Sechzehner gelaufen waren. Doch der VAR schlief und so hatte Stindls Fehlschuss Bestand. Kurz darauf machte er Platz für Plea. Note 4,0.

Breel Embolo: Begann mit einem starken Dribbling, holte dabei den Freistoß an der Grundlinie heraus und sorgte für eine frühe Gelbe Karte für Bornauw. Momente später erzielte er dank einer schnellen Reaktion per Fallrückzieher aus kurzer Distanz den sehenswerten Führungstreffer. Überragend, wie sich Embolo kurz darauf in Höhe der Mittellinie gegen zwei Wolfsburger durchsetzte und im Fallen mustergültig in den Lauf von Hofmann passte. Auch in der Folgezeit war Embolo der Zielspieler für die oft langen Bälle aus der Gladbacher Hälfte. Er setzte seinen Körper hervorragend ein und forderte die Gegenspieler aufs Äußerste. Auch wenn dem Schweizer hier und da der Ball versprang und er die Kugel im zweiten Durchgang einmal ins Seitenaus trudeln ließ, machte er viele Bälle fest und spielte klug weiter. So wie vor der Großchance in der 37. Minute, als Embolo erneut im Fallen perfekt in den Lauf von Hofmann passte. Er selbst gab vor der Pause noch einen Schuss aufs kurze Eck ab, den Casteels parierte. Embolo war auch danach für die Wolfsburger nicht zu verteidigen. Nach einem starken Antritt wurde er von Lacroix vor dem Strafraum gefoult – der Wolfsburger sah die erste Gelbe Karte und es gab einen Freistoß aus gefährlicher Distanz. Keine zehn Minuten später foulte Lacroix Embolo nach einem ähnlich wuchtigem Sprint im Strafraum, was den Elfmeter und den Platzverweis für den Wolfsburger zur Folge hatte. Embolo rackerte unermüdlich und verwickelte die Gegenspieler in satte 45 Zweikämpfe (Saisonrekord in der Liga). Ganz stark auch, wie sich der 24-Jährige in der Nachspielzeit behauptete und Borussia so die Ballkontrolle sicherte. Note 1,5.

Patrick Herrmann (58. Minute für Netz): Rückte auf die rechte Seite und war vor allem in der Defensive gefordert. Dort zunächst mit einer schlechten Abwehr in die Mitte, später dann mit einer gelungenen Kopfballklärung sowie einem Flugkopfball im eigenen Strafraum. Einmal trieb Herrmann den Ball mit einem sehenswerten Sprint in die gegnerische Hälfte und passte gut auf Embolo. Drei Minuten vor Schluss probierte er es mit einem Schuss aufs kurze Eck, den Casteels abwehrte. Ohne Note.

Christoph Kramer (60. Minute für Koné): War nach seiner Einwechslung sofort auf Betriebstemperatur und gewann alle seine Zweikämpfe. Dank präziser Abspiele brachte er Ruhe in Spiel. Hier und da besetzte Kramer den Raum nicht ideal, weil er zu weit heraus rückte. Aber er konnte das letztlich korrigieren, weil er energisch genug nachsetzte. Ohne Note.

Alassane Plea (82. Minute für Stindl): Begann mit einem tollen Pass auf Hofmann, was zu der zurückgenommenen Roten Karte führte. Hofmann revanchierte sich mit einem Zuspiel auf Plea, dessen scharfer Schuss aufs kurze Eck von Casteels abgewehrt wurde. Ohne Note.

von Redaktion TORfabrik.de

Foto: Martin Rose / Getty Images