2. Mai 2024

Einzelkritik: Eine unangenehme Pflichtaufgabe seriös gelöst

Es war das erwartet unangenehme Pokalspiel für Borussia Mönchengladbach. Doch die Borussen stolperten nicht auf dem gefürchteten Betzenberg und erledigten die Pflichtaufgabe letztlich seriös. Die Einzelkritik:

Yann Sommer: Musste zu Beginn bei einem Redondo-Querpass zupacken und reagierte etwas später hervorragend gegen Zimmer. Ansonsten war der Schweizer nicht wirklich gefordert. Die Spieleröffnung des 32-Jährigen war solide – mehrere lange Pässe fanden einen Abnehmer. Nach der Pause war er weiter aufmerksam, wurde aber nicht ernsthaft geprüft, weil die Lauterer im Abschluss zu fahrig waren. Note 2,0.

Stefan Lainer: War im ersten Durchgang auf dem Weg nach vorne aktiv und mischte im Kombinationsspiel mit. Gelungen war ein Steilpass auf Stindl. Hier und da wirkten Lainers Aktionen am Ball etwas hölzern. Ein Ballverlust des Österreichers nach dem Versuch, einen Gegner zu tunneln, führte zur zweiten Chance für den FCK. Nach einem Freistoß-Zuspiel von Herrmann bekam er in aussichtsreicher Position den Ball nicht unter Kontrolle für einen Abschluss. Eine Bénes-Ecke hätte der 28-Jährige fast per Kopf ins lange Eck verlängert. Nach der Pause zurückhaltender mit den Offensivaktionen und mit abgeklärtem Defensivspiel. In der Nachspielzeit schenkte Lainer eine Ecke her, was ihn sichtlich ärgerte. Note 3,5.

Matthias Ginter: Gefiel durch einige unscheinbare, aber wichtige Ballgewinne, als er gut antizipierte und Lauterer Anspielversuche in die Spitze abfing. Die Spieleröffnung des 27-Jährigen war schlicht und unter Druck hier und da wackelig. Bei Konterangriffen des FCK ließ die Organisation der Abwehr zu wünschen übrig, was zu Ginters Aufgabengebiet gehört. Nach der Pause war der Abwehrverbund dann besser gestaffelt. Ginter hatte eine gute Kopfballchance nach einer Ecke, platzierte den Ball aber zentral auf den Keeper. Note 3,5.

Nico Elvedi: Deutlich noch nicht zu hundert Prozent im Wettkampfmodus. Elvedi wirkte bei einigen Laufduellen auf den ersten Metern ungewohnt schwerfällig. Diesbezüglich biss er sich aber durch und schaffte es in der zweiten Halbzeit in mehreren Situationen, den Gegner abzulaufen. Überzeugend war das Abwehrverhalten des Schweizers bei hohen Bällen. Im Aufbau unter Druck wirkte Elvedi leicht panisch, woraus der eine oder andere Fehlpass resultierte. In der Endphase der Partie klärte der 24-Jährige zweimal rechtzeitig, als es brenzlig hätte werden können. Note 4,0.

Joe Scally: Gab sein Debüt für die Borussia als Bensebaini-Vertreter auf der linken Abwehrseite. Der US-Boy zeigte eine couragierte Vorstellung, auch wenn er gegen den erstligaerfahrenen Zimmer ein wenig Lehrgeld zahlen musste. Einmal wurde er von Zimmer überlaufen, in einer anderen Situation gab er den ‚Sleepy Joe‘ und war nicht auf der Höhe. Seine Offensivaktionen waren beherzt, allerdings manchmal auch ein klein wenig einfältig. Prächtig sein langer Pass auf Herrmann vor dem Pfostenschuss und die Vorarbeit für Bénes, als er zuvor einem Tackling an der Seitenlinie stark ausgewichen war. Zwanzig Minuten vor Schluss rettete der 18-Jährige in höchster Not gegen Kleinsorge. Als Rechtsfuß auf der linken Seite hatte er keinen einfachen Stand, wenn er intensiv angelaufen wurde. Das löste Scally aber unter dem Strich sehr ordentlich. Beim Tor des Abends hing er Stindl fast im Kreuz und wäre wahrscheinlich auch zum Kopfball gekommen, wenn der Kapitän ihm nicht die Arbeit abgenommen hätte. Note 3,0.

Christoph Kramer: Hatte im ersten Durchgang hier und da ein Problem, wenn es darum ging, einem durchstartenden Gegenspieler zu folgen. Die eigentlich gewollte Absicherung bei Umschaltangriffen gelang dem 30-Jährigen nicht immer. Im Aufbauspiel wurde er meist früh attackiert, so dass oft nur Zeit für eine kurze Weiterleitung blieb. Nach der Pause machte es sich bezahlt, dass Kramer von Anfang an die Vorbereitung mitgemacht hat. Er baute nicht ab und funkte mehrfach gut dazwischen. In der Schlussviertelstunde, als einige Kollegen auf Reserve liefen, war Kramer derjenige, der voranging und den Laden zusammenhielt. Note 3,5.

Florian Neuhaus: Begann mit einem leichtsinnigen Ballverlust und hatte auch in der Folgezeit seine Probleme mit den aggressiv zu Werke gehenden Gegenspieler. Sein Fehlpass führte zur ersten Chance der Pfälzer. Als Neuhaus sich etwas besser eingefunden hatte, schaffte er es drei- oder viermal, mit Ball aufzudrehen und in Spielgestaltermanier anzutreten. Da blitzte seine Klasse auf – wie bei einem Pass auf Scally. An der Entstehung des Tores war Neuhaus mit dem Zuspiel auf Assistgeber Herrmann beteiligt. Im gegnerischen Strafraum wurde eine gute Volleyabnahme des 24-Jährigen geblockt. Zu Beginn der zweiten Halbzeit zeigte Neuhaus auf dem Weg nach vorne ein paar Ansätze, doch im weiteren Verlauf tauchte er immer mehr ab. Note 4,0.

László Bénes: Bekam die Chance von Beginn an in zentraler Rolle hinter der Angriffsreihe zu spielen. Der 23-Jährige war aktiv, lief viel und wollte den Ball haben. In einigen Situationen war die Abstimmung mit den Kollegen nicht optimal, zwei- oder dreimal war Bénes zu hektisch und verlor den Ball. Gleichwohl ist sein Stil, möglichst direkt und intuitiv zu agieren, vielversprechend. Schade, dass seine Direktabnahme aus dem Fußgelenk nach Scally-Zuspiel nur auf dem Tordach landete. Nach der Pause hatte er die Gelegenheit auf einen Rebound nach einem abgewehrten Stindl-Schuss, scheiterte aber aus kurzer Distanz am Torwart. Defensiv machte es Bénes ordentlich, seine Standards sind nach wie vor von gehobener Qualität. Nach 73 Minuten machte er Platz für Plea. Note 3,5.

Patrick Herrmann: Hatte in der Anfangsphase auffällige Szenen auf der rechten Seite. Eine erste freie Flanke des 30-Jährigen missglückte, die zweite war dann deutlich besser und wurde zum Assist für das Tor des Abends. Hermanns Hereingabe auf Neuhaus kurz darauf war gut getimt – leider wurde dessen Direktabnahme geblockt. Die Freistoßvorlage für Lainer war ebenfalls gelungen, genauso wie seine übrigen Standards. Nach tollem Scally-Pass traf Herrmann nur den Außenpfosten – er muss bei solchen Spannschüssen den Fuß strammer halten. Im zweiten Durchgang vergab er eine hervorragende Chance, weil ihm der Ball bei der Annahme versprang. Zehn Minuten vor Schluss wurde er von Bennetts abgelöst. Note 3,0.

Lars Stindl: Als nomineller Mittelstürmer aufgeboten, kam der Kapitän seiner Kernaufgabe bereits in der elften Minute nach. Mit Neuhaus war er selbst am Angriff zur Führung beteiligt, an dessen Ende er mit einem platzierten Kopfball erfolgreich war. Stindl arbeitete wie gewohnt fleißig und war in einige intensive Zweikämpfe verwickelt. Nach einem Foul von Klingenburg wollte er diesem wie von der Tarantel gestochen an den Kragen gehen und es gab fast eine Prügelei – beide sahen Gelb. Kurz nach der Pause hatte Stindl nach Vorarbeit von Wolf die Chance auf das 2:0, doch er scheiterte mit seinem Flachschuss genauso am Torwart, wie sechs Minuten vor dem Ende. Note 2,5.

Hannes Wolf: Spielte auf der linken Seite und gefiel vor allem durch sein giftiges Anrennen und Nachsetzen. Klasse sein auf eigene Faust inszenierter Ballgewinn mit anschließendem Top-Pass auf Stindl. Der 22-Jährige zeigte gute Ansätze, blieb aber auch das eine oder andere Mal an den robusten Gegenspielern hängen. Die nahmen ihn – das kennt man ja aus der Bundesliga – sehr kompromisslos ran. Wolf hatte im ersten Durchgang die Chance auf das 2:0, sein Linksschuss verfehlte das Tor nur um Haaresbreite. Als Bennetts kam, ging Wolf auf die rechte Seite. Hier unterliefen ihm in der Schlussphase mehrere Fehlpässe. Note 3,0.

Alassane Plea (73. Minute für Bénes): Übernahm Stindls Position, kam aber nicht zu einem Torabschluss. Dafür setzte er Herrmann einmal gut in Szene und zum Zungenschnalzen war die technisch feine Direktablage auf Hofmann ganz zum Schluss. Ohne Note.

Keanan Bennetts (80. Minute für Herrmann): Kam über die linke Seite, wirkte motiviert und holte eine Ecke heraus. Ohne Note.

Jonas Hofmann (90. +2 Minute für Stindl): Ein Wechsel, um an der Uhr zu drehen. Ohne Note.

von Redaktion TORfabrik.de