20. April 2024

Einzelkritik: Führung verdaddelt – alles wie gehabt bei Borussia

Borussia Mönchengladbach konnte erneut aus dem Vorteil einer Führung kein Kapital schlagen und musste sich auch gegen den VfB Stuttgart letztlich geschlagen geben. Wieder fehlte in der entscheidenden Phase der Zusammenhalt. Die Einzelkritik:

Yann Sommer: Verlebte bis weit in die zweite Halbzeit hinein einen ruhigen Nachmittag. Der Schweizer wurde von den harmlosen Stuttgartern zunächst nicht gefordert und musste erstmals in der 67. Minute beim Flachschuss von Förster zupacken. Danach wurde es für den 32-Jährigen deutlich ungemütlicher. Den Distanzschuss zum Ausgleich sah er relativ spät, zudem fehlten ihm die entscheidenden Zentimeter an Körpergröße. Beim 1:2 hatte er dagegen keine Abwehrmöglichkeit, weil der Ball abgefälscht wurde. Sommers Spieleröffnungen waren mehrfach nicht sauber, dafür kam ein erstaunlich weiter Abschlag bei Thuram an, der leider die sich daraus ergebende Eins-zu-Eins-Situation nicht nutzen konnte. Note 3,5.

Stefan Lainer: Ging diesmal mit dem Auftrag ins Spiel, zu allererst seine defensiven Aufgaben wahrzunehmen und den gefürchteten Flankengeber Sosa nicht zum Zuge kommen zu lassen. Das gelang Lainer, denn Sosa fand im Gegensatz zum Hinspiel nicht statt. Beim Siegtreffer der Stuttgarter kam Lainer nicht schnell genug aus dem Verbund heraus, um Stenzel zu stören. Obwohl der Österreicher über 11 Kilometer lief, hatte er offensiv bis auf das Zuspiel zum Drehschuss von Embolo kaum eine nennenswerte Szene. In der Nachspielzeit zog sich der 28-Jährige den Unmut der Kollegen zu, als er einen letzten Verzweiflungsschuss weit am Tor vorbei setzte, anstatt in den vollbesetzten Strafraum zu flanken. Note 4,0.

Matthias Ginter: Hatte eine Stunde lang alles im Griff und konnte bei den wenigen Stuttgarter Offensivaktionen gemeinsam mit Elvedi einsetzende Gefahr im Keim ersticken. Im Spielaufbau blieb der Nationalspieler unauffällig. Als Stuttgart nach einer Stunde aufkam und sich die Borussen unnötig tief fallen ließen, geriet der 27-Jährige einige Male in Bedrängnis. In dieser Phase wurde die vom Trainer im Vorfeld angesprochene mangelhafte Kommunikation deutlich – als erfahrener Spieler mit dem Anspruch ein Abwehrchef zu sein, darf sich Ginter nicht so passiv verhalten, wenn um ihn herum die Kollegen den Faden verlieren. Note 4,0.

Nico Elvedi: Kam sehr gut in die Partie und überzeugte mit gutem Stellungsspiel und einigen wichtigen Eingriffen – u.a. einer Rettung gegen Kalajdzic und eine Bilderbuchgrätsche gegen Förster. In der Anfangsphase wagte der Schweizer einen mutigen Vorstoß mit Ball am Fuß bis weit in die gegnerische Hälfte und auch nach der Pause rückte er einmal ähnlich weit mit auf. Nach Freistoßflanke von Hofmann hatte Elvedi das 2:0 auf dem Hinterkopf, doch Kobel fischte den Ball aus dem Eck. In den zwanzig Minuten, als Stuttgart den Druck erhöhte, ging bei Elvedi etwas die Souveränität verloren, ohne dass dem 24-Jährigen ein gröberer Fehler unterlaufen wäre. Note 3,0.

Ramy Bensebaini: Wie schon in München war der Algerier sehr weit von der guten Form der Vorwochen entfernt. Er hatte offensichtlich wie Lainer auf der anderen Seite den Auftrag, seine Vorstöße zu dosieren und den Fokus auf die Defensivarbeit zu legen. Das machte der 26-Jährige anfänglich ordentlich, ehe er in einer Situation ins Leere grätschte und sich dann zweimal ungewohnt einfach abkochen ließ. Er wirkte schlapp und körperlich nicht auf der Höhe. Unmittelbar nach dem Seitenwechsel erhielt Bensebaini einen Anschiss von Rose, weil er beim Schiedsrichter lamentierte. Kurz darauf spielte er einen Ball unbedrängt ins Seitenaus und auch im weiteren Verlauf der zweiten Halbzeit wirkte Bensebaini unkonzentriert. In der Schlussphase sah er Gelb für ein hartes Luftduell und hatte kurz darauf Glück, dass er bei einer Rudelbildung ohne eine zweite Verwarnung blieb. Note 5,0.

Christoph Kramer: War eine Stunde lang der souveräne Stabilisator im zentralen defensiven Mittelfeld. Er lief fleißig die Löcher zu und assistierte immer wieder den Kollegen, wenn es darum ging, den ballführenden Stuttgarter zu bedrängen. Im Spiel nach vorne verschleppte Kramer zwar hier und da das Tempo, dafür war sein Passspiel nahezu fehlerfrei. Klasse die Vorarbeit zum 1:0, als er in der Entstehung den Ball eroberte, dann im Strafraum nochmals und schließlich bei seinem Dribbling gegen drei Stuttgarter die Übersicht behielt und die weiche Hereingabe auf Stindl schlug. Nach der Pause hatte Kramer nochmal eine ähnliche Situation im Strafraum, doch diesmal blieb er hängen. Im weiteren Verlauf konnte der 30-Jährige nicht verhindern, dass die allgemeine Passivität aufkam. Nach 84 Minuten machte er Platz für Wolf. Note 3,0.

Florian Neuhaus: Hatte im dicht gestaffelten Mittelfeld zunächst nur wenig bemerkenswerte Aktionen. Eine war ein gutes Solo bis weit in die gegnerische Hälfte, das letztlich aber im Nichts endete. Äußerst riskant, aber gelungen, waren zwei Drehungen mit Ball unter Bedrängnis am eigenen Strafraum. In der Viertelstunde nach der Pause war Neuhaus auffällig, u.a. mit guten Balleroberungen, zielstrebigen Ansätzen und Verlagerungen. Beim Ausgleichstreffer der Stuttgarter kam er mit seinem Störversuch gegen Endo nicht hin. In der 78. Minute wurde der 24-Jährige von Zakaria abgelöst. Note 4,0.

Jonas Hofmann: War in der ersten Halbzeit recht auffällig und brachte einige Überraschungsmomente ins Spiel. So bereitete er beide Chancen für Plea vor und einige Male zog er gut auf und legte mit Ball am Fuß los. Leider versandeten die meisten Aktionen in letzter Instanz. Nach starkem Stindl-Pass wurde Hofmanns flache Hereingabe in den Strafraum geblockt. Beim 1:0 war er bei der Balleroberung involviert. Nach der Pause schlug der 28-Jährige mit rechts von halblinks die Freistoßflanke zur Kopfallgelegenheit von Elvedi. Etwas überraschend wurde er als erste Wechseloption auserkoren und nach 65 Minuten von Lazaro abgelöst. Auch wenn Ursache und Wirkung nicht bestimmt werden können – nach Hofmanns Auswechslung kippte das Spiel. Note 3,5.

Lars Stindl: Gab sein Startelfcomeback und war in gewohnter Rolle viel unterwegs – teilweise ließ er sich sehr tief fallen, um die Bälle abzuholen. Einige kluge Pässe kamen vom Kapitän und schließlich zeigte er in der Schlussminute der ersten Halbzeit seine Qualitäten, als er die Direktabnahme zum 1:0 im Eck platzierte. Nach dem Seitenwechsel war der 32-Jährige in mehrere Spielzüge einbezogen – er selbst kam nicht mehr in aussichtsreiche Abschlussposition. Mit seiner Hereingabe auf Plea bereitete Stindl die Lazaro-Chance mit vor und ganz am Ende passte er schön auf Embolo, dessen Hereingabe aber zu steil geriet. Note 3,5.

Marcus Thuram: Startete mehrfach zu seinen wuchtigen Läufen über die linke Seite, welche aber fast ausnahmslos unvollendet blieben. Thuram rannte wiederholt kopflos an und blieb letztlich hängen. Nach einem guten Zuspiel von Plea ließ Thuram die vielversprechende Situation mit einer uninspirierten flachen Hereingabe zum Gegner verpuffen. In der Viertelstunde nach der Pause war der 23-Jährige auffällig, blieb aber trotz guter Ansätze mit seinen Dribblings erfolglos. Sehr leichtsinnig war sein mehrfaches Ballhochalten am eigenen Sechzehner, was letztlich misslang und fast eine Möglichkeit für Kalajdzic eröffnet hätte. In den letzten zwanzig Minuten war Thuram weitestgehend unauffällig. Note 4,0.

Alassane Plea: Als zentrale Spitze durchaus gut eingebunden und auch mit fleißiger Arbeit gegen den Ball. Nach Vorarbeit von Hofmann gab Plea einen ersten Schuss ab, der am Außennetz landete. Gegen aufgerückte Stuttgarter hatte er nach einem langen Pass von Hofmann eine gute Gelegenheit, doch er wurde beim Schuss noch gestört und letztlich war Kobel zur Stelle. Klasse war Pleas Zuspiel auf Thuram fünf Minuten vor der Pause. Beim 1:0 war er mit dabei, allerdings landete sein Pass im Strafraum zunächst bei einem Stuttgarter, ehe Kramer nachsetzte. Nach der Pause kombinierte der 28-Jährige einige Male mit, hatte aber auch Aktionen, bei denen es an Konsequenz fehlte. Gelungen war Pleas Kopfballablage zur Großchance von Lazaro – kurz darauf räumte er für Embolo das Feld. Note 3,5.

Valentino Lazaro (65. Minute für Hofmann): Übernahm die Position auf der rechten Seite, in der Schlussphase kam der Österreicher über links. Er hatte ein paar leicht wild wirkende Aktionen, die letztlich nicht viel brachten. Auffällig einmal mehr, dass der 25-Jährige im defensiven Positionsspiel Schwierigkeiten hat. Ein Killer vor dem Tor wird Lazaro wohl auch nicht mehr: Nach der Kopfballablage von Plea vergab er die Großchance zur neuerlichen Führung, als er flach am Tor vorbeischoss. Ohne Note.

Denis Zakaria (78. Minute für Neuhaus): Kam in den 12 Minuten plus Nachspielzeit gerade einmal auf sechs Ballkontakte. Zakaria wirkte leicht angefressen und sah schließlich noch Gelb bei einer Frust-Schubserei. Ohne Note.

Breel Embolo (78. Minute für Plea): Hatte noch eine gute Gelegenheit mit einem wuchtigen Drehschuss, den Kobel jedoch parieren konnte. Embolo strahlte am Ende die größte Gefahr bei den Borussen aus, auch wenn er den einen oder anderen unsauberen Pass spielte. Ohne Note.

Hannes Wolf (84. Minute für Kramer): War durchaus eine Belebung und ging mit gewissem Nachdruck in die Zweikämpfe. Auch wenn es nur eine kurze Momentaufnahme war, so hinterließ der 22-Jährige einen ordentlichen Eindruck. Ohne Note.

von Redaktion TORfabrik.de