26. April 2024

Unter diesen Umständen war mehr nicht drin

Borussia Mönchengladbach muss sich bei Hertha BSC trotz Pausenführung mit einem Remis begnügen. Doch fast 75 Minuten in Unterzahl waren zu viel, um nach hinten heraus nachzulegen.

Die Herangehensweise von Borussia Mönchengladbach im Olympiastadion war durchaus interessant. Wie gegen Freiburg in der zweiten Halbzeit setzte Marco Rose wieder auf eine Dreierkette mit Zakaria als zentralem Mann. Das machte in der Tat Sinn, weil man das Berliner 3-4-3 spiegelte und zudem in Zakaria einen perfekten Abfangjäger hatte, wenn Hertha über die schnellen Cordoba oder Lukebakio zu Kontersituationen kommen sollte. Und solche Schnellangriffe der Herthaner mussten die Borussen einkalkulieren, da man planmäßig das Spiel selbst gestalten wollte.

Leider warf bereits der erste Konter der Gastgeber den schönen Plan über den Haufen. Den langen Ball in Richtung Cordoba unterschätzte Ginter, so dass der Ex-Kölner auf und davon eilte. Zakaria wäre wohl noch rechtzeitig hingekommen, um zumindest einen Rettungsversuch zu unternehmen, doch Sommer war schon aus seinem Tor geeilt. Der Goalie kam mit seiner Grätsche den berühmten Tick zu spät, traf Cordoba und sah daraufhin die vertretbare Rote Karte für eine Notbremse.

In Unterzahl zur Pausenführung

In Unterzahl musste umgestellt werden, was zu einer 4-2-2-1 bzw. 4-4-1 Formation führte. Berlin nutzte die Eingewöhnungsphase auf Gladbacher Seite mit dem Führungstor aus, zeigte aber dann, warum die Mannschaft so tief im Tabellenkeller steht. Unverständlicherweise verloren sie die Linie, während Borussia sich stabilisierte und effektive Nadelstiche setzte. Die Folge waren der Ausgleich durch Plea nach schönem Pass von Thuram und der von Stindl sicher verwandelte Foulelfmeter zur Pausenführung für die Fohlenelf.

Herthas Trainer Dardai wechselte zur Halbzeit gleich dreimal und die Wechsel nebst taktischen Anpassungen sorgten dafür, dass die erste Viertelstunde nach Wiederbeginn klar an die Gastgeber ging. Die Borussen wurden weit zurückgedrängt und kassierten frühzeitig den Ausgleich. Da man selbst kaum Ballbesitzphasen hatte, sah es so aus, als ob das Spiel komplett kippen könnte. Doch nach knapp einer Stunde bekamen die Gladbacher Zugriff und sorgten für Entlastung. Auch wenn dabei keine hochkarätigen Chancen heraussprangen, beschäftigte man die Berliner genug, so dass diese nicht voll ins Risiko gehen konnten.

Der gefährliche Sturzflug ist gestoppt

In der letzten halben Stunde war der dritte Gladbacher Treffer durchaus im Bereich des Möglichen, auch wenn Berlin logischerweise mehr Ballbesitz hatte. So richtig klare Torchancen gab es auf beiden Seiten nicht und daher ist das Remis am Ende ein leistungsgerechtes Resultat. Ohne den Platzverweis wäre für die Borussen ganz gewiss mehr drin gewesen, denn die Hertha präsentierte sich – trotz der fraglos vorhandenen individuellen Qualität – insgesamt anfällig. Das hätte Gladbach unter normalen Umständen ausnutzen können.

Doch weil 75 Minuten mit einem Mann weniger eben keine normalen Umstände sind, kann dieses 2:2 als Erfolg gewertet werden. Die kämpferische Einstellung war top und dass nach hinten heraus in der einen oder anderen Situation Kraft und Konzentration fehlten, muss man akzeptieren. Auch wenn Borussia in Sachen ‚Aufholjagd‘ in Richtung Europa mit dem einen Punkt nicht wirklich vorankommt, bleibt die beruhigende Festellung, dass der gefährliche Sturzflug in den letzten drei Partien nachhaltig gestoppt werden konnte.

von Marc Basten – TORfabrik.de