19. April 2024

Einzelkritik: Ein Pokalspiel mit Ecken und Kanten

Borussia Mönchengladbach siegte beim VfB Stuttgart verdient mit 2:1 und steht im Viertelfinale des DFB-Pokals. Die Fohlen meisterten die komplizierte Aufgabe, die durch den frühen Rückstand deutlich erschwert wurde, vor allem durch eine geschlossene Mannschaftsleistung. Die Einzelkritik:

Tobias Sippel: Der Keeper stand auch im dritten Pokalspiel in dieser Saison zwischen den Pfosten und musste bereits nach anderthalb Minuten hinter sich greifen. Beim Gegentor hatte der 32-Jährige jedoch keine Abwehrmöglichkeit. Ansonsten wurde Sippel nicht sonderlich gefordert – ein paar Pflichtaufgaben nach Distanzschüssen löste er souverän. Auch als mitspielender Torwart hatte er keine Probleme. Kurz nach der Pause hätte er bei einer Flanke auf Kalajdzic an den zweiten Pfosten vielleicht herauskommen können. Selbst in der heißen Schlussphase gab es für Sippel keine wirkliche Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Note 3,0.

Stefan Lainer: Startete mit einem beherzten Sprint in die Partie, als er versuchte, beim Stuttgarter Konter zum Gegentor noch zu retten. Leider rutschte Lainer bei seiner Grätsche ins Leere und dann rauschte der Ball nach dem Schuss von Wamangituka auch noch durch seine Beine. Wie gewohnt suchte der Österreicher oft den Weg nach vorne. Eine flache Hereingabe wurde vom Keeper abgefangen, mehrfach kombinierte er auf der rechten Seite gut mit Thuram. Den Siegtreffer bereitete Lainer mit seinem gut getimten Pass auf Plea vor. In der Schlussphase setzte er sich vorne stark gegen zwei Stuttgarter durch, sein an Embolo adressierter Pass nahe der Grundlinie in den Fünfmeterraum wurde vom Torwart gerade noch abgefangen. Defensiv hatte der 28-Jährige im ersten Durchgang alles im Griff – außer dass er eine Flanke von Sosa zuließ. Das passierte nach der Pause noch zweimal und darüber hinaus war die Seite aufgrund der Einwechslung von Förster anfällig. Durch die Umstellung auf Dreier- bzw. Fünferkette wurde das Problem in den letzten zwanzig Minuten gelöst und Lainer hatte es deutlich einfacher. Note 3,0.

Matthias Ginter: War an der Entstehung des Gegentores unfreiwillig beteiligt, weil er den Neuhaus-Schuss im gegnerischen Strafraum mit dem Rücken blockte und so den Konter für Stuttgart einleitete. In der Defensive war der Nationalspieler zunächst kaum gefordert. Ginter beteiligte sich sehr aktiv am Spielaufbau und leitete neben dem Angriff zur Chance von Plea (36.) auch den Spielzug zum Ausgleich ein. Allerdings unterliefen dem 27-Jährigen einige Nachlässigkeiten – u.a. ein Ballverlust, als Stuttgart ins Pressing ging und er den Ball zu langsam verarbeitete. Ab der 70. Minute agierte Ginter rechts in der Dreierkette und warf sich noch einige Male ins Getümmel. Note 3,0.

Nico Elvedi: Rückte erst nach einer guten halben Stunde das erste Mal in den Blickpunkt, als er einen Schuss von Gonzalez mit dem Kopf blockte. Der Schweizer stand in zwei, drei Situationen gut im Raum und fing Stuttgarter Steilpässe gekonnt ab. Im Spielaufbau beließ er es zumeist beim sicheren Kurzpass, zwei lange Pässe fanden keinen Abnehmer. Nach dem Seitenwechsel hatte er in zwei Situationen das Nachsehen im Kopfballduell mit Kalajdzic, was zum Glück folgenlos blieb. Vorne setzte der 24-Jährige nach Hofmann-Ecke einen Kopfballwischer am Tor vorbei und fünf Minuten vor dem Ende verpasste er nach einer Ecke von Neuhaus mit seinem Kopfball das Ziel nur knapp. In der Nachspielzeit – Elvedi hatte die zentrale Position in der Dreierkette inne – hielt er in einem wichtigen Kopfballduell mit Kalajdzic erfolgreich dagegen. Note 3,0.

Ramy Bensebaini: Lieferte sich wieder einige hitzige Duelle mit Wamangituka, den er jedoch besser im Griff hatte, als in der Anfangsphase des Bundesligaspiels. Durch eine frühe Gelbe Karte, die Bensebaini für ein Foul mit gestrecktem Fuß gegen Didavi zurecht sah, musste sich der Algerier in den Zweikämpfen etwas zügeln. Das gelang ihm und es blieb bei diesem einen Foulspiel. Bei seinen Offensivaktionen war der 25-Jährige nicht so auffällig wie zuletzt. Ab der 70. Minute spielte Bensebaini links in der Dreierkette. Zuvor hatte er bei einem Stuttgarter Angriff bereits in brenzliger Situation am Elfmeterpunkt zur Ecke geklärt und auch in der Nachspielzeit klärte Bensebaini bei einer flachen Hereingabe am Fünfmeterraum höchst wichtig zur Ecke. Note 3,0.

Christoph Kramer: Stand als Konterabsicherung vor dem Gegentor auf verlorenem Posten, weil er das Tempo von Wamangituka nicht mitgehen konnte. Im weiteren Verlauf war Kramer bei Gladbacher Ballbesitz im Kurzpassspiel involviert, ohne dabei groß aufzufallen. Kurz vor der Pause spielte er im Aufbau einen Pass in den Rücken von Neuhaus, aus dem der Stuttgarter Umschaltangriff resultierte, bei dem Didavi das Abseitstor markierte. Unmittelbar nach dem Seitenwechsel verschätzte sich der 29-Jährige bei einem Pass auf den Flügel zu Förster – zum Glück rutschte Wamangituka in der Mitte aus und die Chance verpuffte. Nach hinten raus, als es darum ging, das Ergebnis zu sichern, gefiel Kramer mit seiner Ballkontrolle und einigen sehr überlegt gespielten Pässen. Note 3,5.

Florian Neuhaus: Leitete mit seinem von Ginter abgeblockten Schuss den Konter zum Gegentor ein, bei dem Neuhaus zwar mit nach hinten sprintete, sich dann aber von Wamangituka austanzen ließ und den Fuß nicht mehr vor den Ball bekam. Im Anschluss machte es Neuhaus im Spielaufbau durch die Zentrale ordentlich und behauptete sich mehrfach gegen die robust attackierenden Gegenspieler. Nach einer abgewehrten Ecke kurz vor der Pause schoss er erneut aus dem Rückraum – diesmal weit drüber. Unmittelbar vor dem Führungstor kam der 23-Jährige nach Doppelpass mit Stindl im Fallen zum Abschluss, aber der Ball flog deutlich am Tor vorbei. Neuhaus arbeitete fleißig mit und leitete zwei, drei Konter ein. Fünf Minuten vor dem Ende brachte er einen Eckball punktgenau zur Kopfballgroßchance von Elvedi. Note 3,0.

Marcus Thuram: Auf der rechten Seite aufgeboten, hinterließ der Franzose von Beginn an einen richtig guten Eindruck. Er wirkte frisch und traute sich einige gefährliche Sololäufe über rechts zu. Mit einem Lauf bis zur Grundlinie provozierte er fast ein Stuttgarter Eigentor. Besonders in der ersten halben Stunde gefiel der 23-Jährige mit sehr guten und stabilen Aktionen, als er sich robust durchsetzte. In der 36. Minute bereitete er klasse die Chance für Plea vor, ehe er mit dem Pausenpfiff den sehenswerten Ausgleichstreffer markierte. Im zweiten Durchgang war Thuram zwar fleißig, aber nicht mehr so auffällig wie vor der Pause. Nach einem vom Keeper gehaltenen Schuss aus Abseitsposition wurde Thuram nach 70 Minuten von Wendt abgelöst. Note 2,0.

Lars Stindl: Verlor gleich zu Beginn den Zweikampf gegen Wamangituka, als er vielleicht mit einem Foul den Konter hätte unterbinden können. Stuttgart hatte Stindl als den Gladbacher Fixpunkt ausgemacht und ließ ihm kaum Raum, die Strippen zu ziehen. In einigen Situationen traf Stindl ungewohnt unglückliche Entscheidungen beim Passspiel. Dafür war er bei der Entstehung des Ausgleichstreffers mit dem Zuspiel auf Thuram beteiligt und auch beim Siegtreffer hatte der 32-Jährige seinen Anteil, weil er mit seiner Störaktion dazu beitrug, dass Stuttgart im Aufbau den Ball hergab. Nach der Umstellung in der Schlussphase spielte Stindl bis zu seiner Auswechslung in der 84. Minute zentral neben Embolo, wobei er vor allem durch seine Bissigkeit auffiel. In dieser Phase sah er auch die Gelbe Karte wegen Meckerns. Note 2,5.

Jonas Hofmann: Spielte auf der linken Seite, wo er gewohnt viel unterwegs war und mit großer Passsicherheit zu gefallen wusste. Doch so richtig auffällig wurde der 28-Jährige nicht, weil die Räume teilweise extrem eng waren. Hofmann war wieder für die Standards zuständig: Die ersten beiden Ecken gerieten zu flach, die weiteren kamen besser. In der zweiten Halbzeit verdaddelte er eine kurz ausgeführte Ecke, weil er beim Rückpass von Stindl im Abseits stand. Nach der taktischen Umstellung im Fünfermittelfeld halbrechts agierend, machte Hofmann wichtige Meter und lief immer wieder wirkungsvoll die ballführenden Stuttgarter an. In der 84. Minute wurde er von Zakaria abgelöst. Note 3,5.

Alassane Plea: Litt über weite Strecken der ersten Halbzeit sichtlich an der harten Gangart der Stuttgarter und hatte in mehreren Duellen das Nachsehen. Über gute und schnelle Weiterleitungen fand Plea in den Rhythmus und hatte in der 36. Minute nach Thuram-Zuspiel eine gute Chance, als er mit seinem Linksschuss aus zentraler Position am Torwart scheiterte. Besser machte er es in der 50. Minute beim Siegtor, als er nach Lainer-Zuspiel mit offenen Schnürsenkeln durchstartete und den Ausrutscher des Torwarts ausnutzte, der zudem noch auf einen Lupfer spekulierte – stattdessen schob Plea aus spitzem Winkel klug flach ein. Nach 65 Minuten machte der 27-Jährige Platz für Embolo. Note 3,0.

Breel Embolo (ab 63. Minute für Plea): Ordnete sich auf der Plea-Position ein und sorgte mit seiner Körperlichkeit für eine gewisse Entlastung. Mehrere Bälle machte der 23-Jährige gut fest. Vorne kam er zwei-, dreimal fast in Abschlussposition. Nach der Systemumstellung spielte der Schweizer gemeinsam mit Stindl vorne, arbeitete aber auch ordentlich mit nach hinten – u.a. mit einer guten Kopfballabwehr bei einer Stuttgarter Ecke. Als Stindl ging, übernahm Embolo die Kapitänsbinde und holte bei einem Konter spät in der Nachspielzeit einen Freistoß heraus, vor dessen Ausführung der Schlusspfiff erfolgte. Ohne Note.

Oscar Wendt (ab 71. Minute für Thuram): Mit der Einwechslung von Wendt wurde auf Dreierkette umgestellt. Der Schwede brachte vorne bei seiner ersten Aktion den Ball scharf vors Tor, wo Stindl nicht ganz hinkam und der Stuttgarter Torwart seine Probleme hatte. Danach war Wendt hauptsächlich in der eigenen Hälfte gefragt. Zwei Unsauberkeiten konnten bereinigt werden, ansonsten löste der 35-Jährige seine Aufgabe mit viel Routine. Am Ball wählte er bewusst die risikolose Variante und spielte auch dann lieber den Rückpass, als sich vor ihm Räume auftaten. Ohne Note.

Denis Zakaria (ab 84. Minute für Hofmann): Ordnete sich halbrechts in der Mittelfeldreihe ein und startete zwei Minuten später einen guten Lauf über links, der an seinen Sprint zum Tor im Bundesligaspiel erinnerte. Diesmal wurde er jedoch von zwei Stuttgartern im letzten Moment am Abschluss gehindert. Ein Querpass auf die freistehenden Wolf und Embolo wäre die bessere Option gewesen. Ohne Note.

Hannes Wolf (ab 84. Minute für Stindl): Rückte vorne mit rein und kam zwar nur zu zwei Ballkontakten, war aber als erster Anläufer des Stuttgarter Aufbauspiels durchaus hilfreich. Bei einem Konter geriet sein Zuspiel auf Embolo etwas zu lang, beim Sturmlauf von Zakaria war Wolf mit in Position gelaufen. Ohne Note.

von Redaktion TORfabrik.de