19. April 2024

Derby? Eine Pflichtaufgabe mit Pflichtsiegauftrag!

Borussia Mönchengladbach trifft am Samstag auf den 1.FC Köln (18.30 Uhr). Das Derby ist vor allem eine Pflichtaufgabe gegen einen Abstiegskandidaten.

Es gab Zeiten, da hat das rheinische Derby die Massen elektrisiert. Dabei wurde in manchen Jahren sehr, sehr weit über das Ziel hinausgeschossen und an bürgerkriegsähnliche Zustände um den Borussia-Park oder das Müngersdorfer Stadion erinnert man sich auch heute noch eher mit Schaudern, als mit verklärter Fanromantik. Doch es gab eben auch diese gesunde Rivalität auf den Rängen und dem Platz, die das Derby all die Jahre zu einem ganz besonderen Spiel hat werden lassen.

Davon ist in diesen Tagen kaum etwas zu spüren. Die Kölner stecken im Abstiegskampf und köcheln in ihren hausgemachten Problemen vor sich hin. Sportlich sind die Vorzeichen klar: Der Champions-League-Teilnehmer aus Gladbach empfängt den Abstiegskandidaten aus der Domstadt. Eine Pflichtaufgabe mit Pflichtsiegauftrag für die Borussen. Und die Folklore um das Spiel herum gibt es aufgrund der fehlenden Zuschauer ohnehin nicht.

Das zweite Geisterderby im Borussia-Park wird zur traurigen Normalität

Elf Monate ist es her, da fand das letzte Derby im Borussia-Park statt. Es war ein Nachholspiel, weil am ursprünglichen Termin ein Orkan tobte und eine vorsorgliche Spielabsage erfolgte. Damals dachte man noch, dass nur solche Naturkatastrophen einem Derby vor vollem Haus im Wege stehen könnten. Doch schon ein paar Wochen später schwappte Corona durchs Land und als erste Bundesligapartie überhaupt wurde das Nachholspiel ohne Zuschauer ausgetragen. Das ›Geisterderby‹ endete mit einem knappen, aber standesgemäßen 2:1-Erfolg für Borussia.

Drei Tage später ging die Liga in den Shutdown und nach der Wiederaufnahme des Spielbetriebs – mit einer kurzzeitigen Lockerung zu Saisonbeginn, als zumindest eine kleine fünfstellige Anzahl an Zuschauern ins Stadion durfte – wurden die gruseligen Geisterspiele zur Regel. Mittlerweile hat man sich, so bitter es auch ist, mit dem Umstand arrangieren müssen, dass die Spiele in riesigen Stadien vor leeren Rängen stattfinden. Vieles ist auf diesem Weg verlorengegangen und da realistisch nicht abzusehen ist, ob und wann wieder Fußballspiele in vollen Stadien stattfinden können, wird mit zunehmender Dauer auch noch einiges verloren gehen.

Alle Mann an Bord – Valentino Lazaro wieder im Kader

So findet eben auch das zweite Derby im Borussia-Park ohne Zuschauer statt. Marco Rose sagte am Freitag, dass seine Mannschaft dieses Spiel »professionell« angehen werde und keine besondere Derby-Motivation benötige. Genauso wie die zu erwartende Verlegung des Heimspiels in der Champions League an einen anderen Spielort in Europa müssen die Umstände von allen Seiten ›professionell‹ akzeptiert werden. Es gibt schließlich keine Alternative für die Klubs, als den Spielbetrieb – wie auch immer – aufrecht zu erhalten, um die überlebensnotwendigen Fernsehgelder zu generieren.

Vielleicht ist es aber auch ganz gut, den Fußball professionell zu betrachten und den Fokus gänzlich auf das Geschehen auf dem Platz zu legen. Spekulationen um Trainer, Spieler und vermeintliche Neuzugänge haben schon immer genervt, doch in diesen Zeiten ermüden sie einen doppelt und dreifach. Also richtet sich der Blick auf das Derby – ohne jegliche Nebengeräusche. Marco Rose kann aus dem Vollen schöpfen, auch Valentino Lazaro steht wieder zur Verfügung und wird zum Kader gehören. Mehr gab es am Vortag der Partie bei der halbstündigen Pressekonferenz zum Spiel nicht zu erfahren – sieht man mal von den üblichen Respektbekundungen für den Gegner ab. Zum Ende einer englischen Woche sind Änderungen in der Startelf zu erwarten, angesichts der folgenden Pause bis zum nächsten Sonntag sind jedoch viele Variationen denkbar.

von Marc Basten – TORfabrik.de