19. April 2024

Einzelkritik: Borussia nach der Pause zu passiv

Die Fehlentscheidung der Unparteiischen in der Nachspielzeit kostete Borussia Mönchengladbach den Sieg beim VfB Stuttgart. Doch wirklich überzeugen konnten die Gladbacher nicht – dazu waren sie vor allem nach der Pause zu passiv. Die Einzelkritik:

Yann Sommer: Bekam einige Bälle auf sein Tor, die er sicher parierte. Sowohl den Schuss von Mangala (13.), die abgefälschte Castro-Hereingabe (49.), den leicht geblockten zentralen Schuss von Castro (68.) als auch den Kopfball von Didavi (84.) hielt der Schweizer sicher. Zwei Steilpässe an den eigenen Strafraum klärte Sommer mit gutem Timing beim Herauslaufen. Als Anspielstation wurde der 32-Jährige mehrfach gesucht, wobei einige seiner Bälle nach vorne keinen Mitspieler fanden. Beim 1:1 war Sommer chancenlos und beim Elfmeter bewegte er sich zwar mehr als sonst, hatte gegen den platzierten Schuss aber keine Abwehrmöglichkeit. Note 3,0.

Stefan Lainer: War gewohnt aktiv und zunächst vor allem auf dem Weg nach vorne auffällig. Er holte eine Ecke heraus nach einer flachen Hereingabe vors Tor und sorgte in Zusammenarbeit mit Hofmann für mehrere Balleroberungen. Stark, wie Lainer die Tiefe suchte, was dann auch den Elfmeter brachte. Der Österreicher lief im richtigen Moment durch und wurde klar getroffen. Beim Passspiel blieben einige Versuche des 28-Jährigen hängen. Defensiv hatte Lainer diverse Probleme gegen Sosa, dem er zu viel Raum zum Flanken ließ. Zwei klassische schulbuchmäßige Grätschen passten, beim Kopfball von Didavi nach einer Ecke kam Lainer allerdings zu spät. Note 3,0.

Matthias Ginter: Trat zum ersten Mal richtig in Erscheinung, als er über rechts einen Lauf bis zur Grundlinie startete. Darüber hinaus hinten mit zwei, drei relevanten Klärungsaktionen. Vor allem die Rettungstat nach dem Schuss von Anton vor der Linie war wichtig. Als Castro zentral durchkam, störte Ginter gerade noch ausreichend. Ein Querschläger des 26-Jährigen im eigenen Sechzehner hätte ins Auge gehen können. Das Tor zum 1:1 muss Ginter auf seine Kappe nehmen, weil er nur auf den Ball schaute und Gonzalez in seinem Rücken laufen ließ. Note 3,5.

Nico Elvedi: Blockte einige Male mit gutem Stellungsspiel Anspiele in den Strafraum, hatte aber große Probleme mit Gonzalez. In der 13. Minute verschätzte sich Elvedi und musste Gonzalez im Laufduell ziehen lassen. Später ließ er den Argentinier den Ball annehmen, drehen und schießen. Bei der großen Kopfballchance von Gonzalez zeigte der Schweizer keine Gegenwehr. Ein übler Ballverlust vor dem eigenen Strafraum blieb zum Glück folgenlos. Unmittelbar nach der Pause gewann der 24-Jährige ein wichtiges Kopfballduell gegen Gonzalez, kurz darauf fälschte er eine scharfe Hereingabe von Castro gefährlich mit der Brust ab. Im weiteren Verlauf gelangen Elvedi einige Klärungen – u.a. rutschend gegen Kalajdzic. Note 4,5.

Ramy Bensebaini: Startete mit viel Elan und verteidigte sehr hoch, was ihm gegen den körperlich starken Wamangituka einige Probleme bereitete. Die beiden lieferten sich mehrere scharfe Duelle, wobei Bensebaini seinem Gegenspieler nicht nur mit bösen Blicken deutlich machte, dass er sich nicht veralbern lässt. Diese Deutlichkeit war durchaus angebracht. Im weiteren Verlauf der Partie hatte Bensebaini die Sache weitestgehend unter Kontrolle, war aber gezwungen, seinen Offensivdrang zu zügeln. In der Nachspielzeit kam es dann zur vieldiskutierten Elfmeterszene, als der 25-Jährige den Gegner mit beiden Händen klammerte. Schon letzte Woche gegen die Bayern spielte er in ähnlichen Situationen mit dem Feuer, diesmal brannte es. Zwar war Bensebainis Klammern letztlich nicht ursächlich für den Sturz und der Elfmeter eine Fehlentscheidung, dennoch war dieser Griff mit beiden Händen unnötig riskant und an sich schon strafbar. Note 4,0.

Jonas Hofmann: Auf der rechten Halbposition aufgeboten, wo er mehrere gute Ballgewinne verzeichnete. Hofmann war sofort um Beschleunigung bemüht, doch die Angriffe verpufften mehrfach. Er holte die erste Ecke raus, die er selbst schwach und flach reinbrachte. Auch sein zweiter Eckball war sehr mäßig. Der 28-Jährige war wieder gewohnt viel unterwegs, konnte sich aber vor allem auf dem Weg nach vorne nicht so in Szene setzen wie zuletzt. Als Zakaria die Rolle des ausgewechselten Kramer übernahm, ging Hofmann auf die linke Seite. In der Schlusssequenz wurde er vor dem gegnerischen Strafraum in die Zange genommen – der fällige Pfiff blieb allerdings aus. Note 3,5.

Christoph Kramer: War zu Beginn mit seiner Ballsicherheit auffällig im Mittelfeld und sorgte für einen guten Rhythmus im Gladbacher Spiel. Auch wenn ein Chippass ohne Abnehmer blieb und er einen Mitspieler anschoss, als er abspielen wollte, machte es Kramer insgesamt gut. Ein schöner langer Ball auf Hofmann leitete die Chance für Neuhaus ein. Als Stuttgart sich nach und nach mehr Spielanteile sicherte, trat Kramer deutlich weniger in Erscheinung. Beim Gegentor zum 1:1 kam der 29-Jährige im defensiven Umschaltspiel nicht mehr rechtzeitig hinterher. Nach 71 Minuten wurde er von Herrmann abgelöst. Note 3,0.

Florian Neuhaus: Fing in der Anfangsphase im Strafraum mit einer Grätsche einen Sosa-Pass ab, als der VfB in Überzahl konterte. Am Ball agierte Neuhaus teilweise leicht fahrig und unsauber. Ein kraftloser Schuss aus guter Position landete in den Händen von Kobel. Zweimal ließ er sich am Ball zu lange Zeit und konnte einen gefährlichen Verlust nur mit großer Mühe verhindern. Obwohl Neuhaus weite Wege machte, tauchte er doch einige Zeit ab. Zehn Minuten vor Schluss zog er bei einem Konter einen Sprint durch, seinem Linksschuss fehlte es nach dem langen Lauf an Schärfe und Präzision. Note 4,0.

Denis Zakaria: Links auf der Halbposition aufgeboten, fand der Schweizer lange Zeit nicht wirklich seinen Rhythmus. Zweimal gab es ein Missverständnis mit Embolo, defensiv kam er ein paarmal zu spät, um Flanken zu verhindern. Der Schweizer leistete sich zwei ungelenke Fouls und sah Gelb. Beim anschließenden Freistoß schlief er und verlor Gonzalez aus den Augen. Nach der Pause erzielte er nach einem sensationellen Antritt mit einen gut getimten Abschluss den neuerlichen Führungstreffer – eine wirklich grandiose Aktion. Als Kramer ging, rückte er zentral vor die Abwehr, wo er sich sichtlich wohler fühlte. Gegen Ende der Partie plagten den 24-jährigen Krämpfe und er wurde in der 88. Minute von Bénes abgelöst. Note 4,0.

Lars Stindl: Wartete wieder mit hoher Laufbereitschaft und viel Einsatzwillen auf. Er bestritt viele Zweikämpfe und sechs Fouls – ein taktisches im Mittelfeld brachte ihm Gelb – waren mit Abstand die meisten aller Spieler auf dem Platz. Zweimal steckte er den Ball gut in den Lauf von Lainer, beim zweiten Mal führte das zum Strafstoß. Diesen verwandelte Stindl mit einem perfekten Schuss in den Winkel – der elfte erfolgreiche Elfer in Folge für den 32-Jährigen. Stindl spielte noch einen klasse Pass von halbrechts zu Hofmann und gab nach der Pause den perfekten Assist für Zakaria zum neuerlichen Führungstreffer. Nach 71 Minuten machte Stindl Platz für Wolf. Note 2,5.

Breel Embolo: Nur wenige Tage nach seiner Hand-OP stand der Schweizer in der Anfangsformation. Dennoch wich er keinem Duell aus. Embolo ging einige Male zu Boden, ohne dass der Schiedsrichter pfiff. Der 23-Jährige hatte eine gute Chance, als er sich gegen Anton durchsetzte und einen ordentlichen Schuss abgab, den Kobel parierte. Etwas später eroberte er den Ball, doch auf dem Weg zum Tor verstolperte er das Leder aus unerfindlichen Gründen. Insgesamt war er nicht ballfest genug, was sich vor dem 1:1 besonders negativ bemerkbar machte, als er hinter der Mittellinie mit dem Rücken zum Gegner den Ball nicht sichern konnte und so den Stuttgarter Gegenangriff ermöglichte. Nach einer Stunde wurde Embolo von Plea abgelöst. Note 4,5.

Alassane Plea (61. Minute für Embolo): Kam nach überstandenen Muskelproblemen zum Einsatz und leitete sofort mit einer Kopfballverlängerung den Angriff zum Tor durch Zakaria ein. Nach einem typischen Plea-Move schlenzte er den Ball am Tor vorbei, kurz darauf spielte er noch einen guten Pass auf Hofmann. In der Schlussphase gelang es dem 27-Jährigen nicht, die Bälle zu sichern. Dass er mit einer abfälligen Geste stehenblieb und nicht mit zurücklief, war nicht zum ersten Mal zu beobachten. Ohne Note.

Patrick Herrmann (71. Minute für Kramer): Übernahm die Position von Hofmann auf halbrechts. Herrmann konnte jedoch keine Akzente setzen, dafür waren seine Aktionen zu durchsichtig. Am Ende leistete er sich einige Ballverluste und weil er an der Außenlinie den Ball nicht kontrollieren konnte, bekam Stuttgart die Gelegenheit für einen weiteren Angriff. Ohne Note.

Hannes Wolf (71. Minute für Stindl): Spielte zwei, drei gelungene Kurzpässe, konnte sich aber sonst nicht durchsetzen. Die Einwechslungen der beiden Leichtgewichte Herrmann und Wolf sorgten weder für Stabilität noch für Ballkontrolle. Ohne Note.

László Bénes (88. Minute für Zakaria): Kam noch auf drei Ballkontakte – zwei Pässe kamen an, einer landete beim Gegner. Ohne Note.

von Redaktion TORfabrik.de