29. März 2024

Klarer Derbysieger gegen einen überforderten Rivalen

Borussia Mönchengladbach ließ im rheinischen Derby nichts anbrennen und sicherte sich den traditionellen Derbysieg. Beim 3:1 in Müngersdorf stand eine geschlossene Teamleistung im Vordergrund. Die Einzelkritik:

Yann Sommer: In seinem Kerngeschäft nicht sonderlich gefordert, die Kölner Abschlüsse waren überschaubar. Ein paar Pflichtbälle sammelte er ein, in der Schlussphase faustete Sommer eine Ecke gut weg. Stark die Reaktion in der Nachspielzeit, als er den tückischen Schuss von Thielmann aus spitzem Winkel über die Latte lenkte. Beim Gegentor fehlten Sommer ein paar Zentimeter an Körperlänge – er bekam die Finger an den Ball, konnte den Schuss aber nicht mehr entscheidend ablenken. Als mitspielender Torwart mehrfach eingebunden und gewohnt aufmerksam, allerdings mit dem groben Schnitzer nach der halbhohen Rückgabe von Kramer. Da hatte Sommer großes Glück, dass Andersson nur den Pfosten traf. Zu Beginn der zweiten Halbzeit schlug Sommer einen Ball etwas unkonzentriert ins Seitenaus. Note 3,5.about:blank

Stefan Lainer: Wie gewohnt bissig auf seiner Seite unterwegs. Auch in der Phase, als insgesamt wenig Aggressivität gezeigt wurde, war er einer derjenigen, der voranging. Lainer gelang ein gleichermaßen schönes wie kurioses Tor, als er bei der Ecke dem Ball entgegenlief und dann aus spitzem Winkel einen scharfen Kopfballaufsetzer – unter Mithilfe vom Kölner Torwart – im kurzen Eck versenkte. Insgesamt eine aufmerksame Leistung, die nur durch die Gelbe Karte getrübt wurde, die er sich in der Schlussphase einhandelte. Nach einem technischen Fehler rutschte ihm der Ball ins Seitenaus und er kickte die Kugel weg, was die Verwarnung zur Folge hatte. Note 2,5.

Matthias Ginter: Ein super seriöses Spiel des Nationalspielers, der sich in den wichtigen Zweikämpfen keine Blöße gab und mit gutem Stellungsspiel überzeugte. Ginter spielte mehrere hervorragende lange Pässe, aber auch die kürzeren Anspiele im Aufbau fanden nahezu alle einen Abnehmer. Note 2,0.

Nico Elvedi: Passte sich der Leistung seines Nebenmanns an und lieferte eine blitzsaubere Partie ab. Stark in den Laufduellen, die er mit gutem Timing und richtigen Entscheidungen für sich entschied. In den Zweikämpfen war der Schweizer wach und zeigte sich geschickt bei der Balleroberung und -sicherung. Elvedis Passquote war mit 97% überragend, allerdings waren nur wenige riskante Abspiele dabei. Klasse sein langer Ball von der Mittellinie auf Hofmann vor dem 1:0. Note 2,0.

Ramy Bensebaini: Sorgte auf der linken Seite von Beginn an für Wirbel und hatte in der Anfangsphase zwei gute Abschlussgelegenheiten. Dann ließ er sich völlig unnötig in ein Scharmützel mit Ehizibue verwickeln, was ihm die Gelbe Karte einbrachte. Er musste danach eine Stunde mit der Vorbelastung spielen, was angesichts seiner zuweilen sehr riskanten Zweikampfführung ein Risiko war. Bensebaini zeigte mehrere gute Aktionen, insbesondere bei der Ballbehandlung. Einige Sachen gingen auch schief, aber insgesamt war er ein belebendes Element. Auffällig ist die Wichtigkeit von Bensebaini beim Defensivkopfball – da räumte er mehrere hohe Hereingaben in den Sechzehner weg. Note 3,0.

Christoph Kramer: Wie gewohnt extrem fleißig beim Zulaufen der Räume und Einsammeln von zweiten Bällen. Kramer erfreute sich zu Beginn vieler Freiheiten und spielte einige gute Verbindungspässe. Im weiteren Verlauf, als die Kölner aufgewacht waren, wählte Kramer in der einen oder anderen Situation zu früh den Rückwärtsgang. Er brachte Sommer mit seinem halbhohen Rückpass aus der Distanz in arge Bedrängnis, wobei er schon davon ausgehen durfte, dass Sommer ein solches Anspiel verarbeiten kann. In der Schlussphase musste Kramer etwas ›pumpen‹, was bei 12,14 km Laufdistanz nicht verwunderlich war. Note 3,0.

Florian Neuhaus: War in der Anfangsphase sehr aktiv, als ihm die Kölner ungewöhnlich viel Platz ließen. Da konnte man sehen, was für ein feiner Fußballer Neuhaus ist, der an nahezu allen gelungenen Kombinationen beteiligt war. Als es im Verlauf der ersten Halbzeit enger wurde, musste Neuhaus etwas beißen. Er kam aber immer besser zurecht und gewann auch den einen oder anderen Zweikampf, wo er eigentlich in der schlechteren Ausgangsposition war. Unmittelbar nach der Pause hatte er eine gute Chance, als er aufs kurze Eck schoss. In der Schlussphase versuchte er es mit einem Drehschuss, der etwas zentral geriet. Das Gegentor leitete Neuhaus mit einem Fehlpass in Richtung Wolf ein und grätschte dann beim Zuspiel auf den Torschützen ins Leere. Note 3,0.

Marcus Thuram: War zu Beginn sehr auffällig und wirkte deutlich spritziger als zuletzt. Er zog mit Wucht an den Gegenspielern vorbei, wobei die Kölner ihn auch relativ einfach gewähren ließen. Nach sechs Minuten probierte es Thuram mit einem Schuss aufs kurze Eck, den Horn mit dem Fuß parierte. Danach hatte er noch zwei oder drei gute Offensivaktionen, die letztlich aber nicht zum Erfolg führten. Seine Präsenz bereitete den Kölnern aber sichtlich Probleme. Nach der Pause holte Thuram den Elfmeter geschickt heraus – er war vor Ehizibue am Ball und der rauschte ihn herein. Nach 69 Minuten machte er Platz für Herrmann. Note 2,5.

Lars Stindl: Auch er profitierte in den ersten zwanzig Minuten von der Kölner Passivität und kombinierte munter mit – teilweise lief der Ball wie am Schnürchen. Stindl war an mehreren gefährlichen Aktionen mit klugen Pässen beteiligt. Bei seiner Direktabnahme in der 6. Minute machte er eigentlich alles richtig, hatte aber das Pech, dass Bornauw auf der Linie rettete. Unmittelbar nach der Pause kam er nach der abgewehrten Neuhaus-Chance zu einem neuerlichen Rebound – diesmal konnten die Kölner bereits vor der Linie klären. Den Foulelfmeter verwandelte Stindl bombensicher und sorgte damit für die Entscheidung. In der 77. Minute räumte er das Feld für Wolf. Note 2,5.

Jonas Hofmann: War von Beginn an im Spiel und zeigte sich mit vielen guten Läufen in die freien Räume. So in der 4. Minute, als er eine Riesenchance hatte, aber mit einem schwachen Außenristschuss an Horn scheiterte. Alsdann verbuchte Hofmann mit dem Pass auf Plea zum 1:0 seinen ersten Assist. Gleichwohl war das Zuspiel aus der Drehung nicht gut und er hatte Glück, dass Plea die Situation so brillant löste. Kurz darauf heimste Hofmann mit der Ecke auf Lainer den zweiten Scorerpunkt ein. Auch das war ein wenig kurios, denn gleich mehrere Eckbälle von Hofmann verpufften, weil er sie zu flach und zu kurz brachte. Das galt eigentlich auch für diesen Eckball, doch das war gleichzeitig der Schlüssel zum Erfolg. Danach war er wie gewohnt viel unterwegs, und überzeugte mit mehreren gelungenen Störaktionen und gutem Kombinationsspiel. Drei Minuten vor dem Ende löste ihn Traoré ab. Note 2,5.

Alassane Plea: War in der Anfangsphase bärenstark, mit hoher Ballsicherheit und zielstrebigen Aktionen. Beim 1:0 netzte er mit einem fulminanten Schuss von der Strafraumgrenze ein, nachdem die Situation im Anschluss an das leicht verunglückte Anspiel von Hofmann eigentlich schon gelaufen schein. Doch Plea erfasste blitzschnell die Lage, drehte sich und traf trocken mit rechts ins untere Eck. Ein weiterer Klasse-Schuss des Franzosen wurde kurz darauf gerade noch so zur Ecke abgefälscht. Plea ließ sich oftmals fallen und agierte als Ballverteiler. Seine fußballerische Qualität ist enorm und jetzt, wo er fitter wird, zeigt sich seine Wichtigkeit deutlich. In zwei, drei Aktionen – u.a. bei einem versandeten Zuspiel auf Lainer – hätte er etwas konkreter spielen müssen. Gelungen der Lupferpass zur Neuhaus-Chance – und nach Herrmanns Zuspiel zielte Plea an Außennetz. Note 2,0.

Patrick Herrmann: Kam zwanzig Minuten vor Ende für Thuram ins Spiel. Er war heiß auf das eigentlich schon gelaufene Derby und brachte nochmal Schwung und Motivation mit. Mit einem guten Lauf bereitete er Pleas Chance (Außennetz) vor und alsdann hatte Herrmann Pech, dass eine abgefälschte Flanke auf der Latte landete. Für ein taktisches Foul sah er noch die Gelbe Karte. Ohne Note.

Hannes Wolf: Löste in der 77. Minute Stindl ab. Einmal lief er vielversprechend über links Richtung Tor und hätte entweder auf Herrmann passen oder direkt den Abschluss suchen müssen. Wolf machte jedoch einen Schlenker und die Möglichkeit war dahin. Später gab es noch eine weitere Aktion, wo er nicht klar genug spielte. Ohne Note.

Ibrahima Traoré: Drei Minuten vor dem Ende kam Traoré für Hofmann aufs Feld. Einmal lief er ins Abseits und gemeinsam mit Wolf verdaddelte er einen Freistoß in der Schlussminute. Ohne Note.

Breel Embolo: Saisondebüt in der 87. Minute, als er für Plea in die Partie kam. Er zeigte noch zwei, drei gute Antritte und wurde dabei einmal an der Grundlinie vom frustrierten Sörensen abgeräumt, der dafür Gelb sah. Ohne Note.