29. März 2024

»Jetzt sind wir richtig in der Saison angekommen«

Borussia Mönchengladbach hat in Köln keine Zweifel aufkommen lassen und das rheinische Derby souverän für sich entschieden. Der erste Saisonsieg tat den Beteiligten sichtlich gut, auch wenn das Fehlen der Fans die Stimmung etwas trübte.

Am Ende war es wie fast immer im Müngersdorfer Stadion. Die Gladbacher Borussen versammelten sich vor der Gästekurve und zelebrierten den Derbysieg. Marcus Thuram hatte das Trikot von Stefan Lainer über die Eckfahne gezogen und tanzte ausgelassen – die Kollegen applaudierten. Doch natürlich war es ein verzerrtes Bild, denn im Gästeblock war niemand. »Wir wissen, dass viele unserer Fans im Fernsehen zugeschaut und mitgefiebert haben«, sagte Stefan Lainer. »Wir haben an sie gedacht und sind deshalb dort in die Gästekurve gegangen um den Derbysieg gebührend – und in gewisser Weise mit ihnen – zu feiern.«

Auch wenn 300 Zuschauer zugelassen waren, so darf die Partie durchaus als zweites Geisterderby der Geschichte eingeordnet werden. Die wenigen Menschen wirkten auf der Tribüne ähnlich verloren wie die Kölner Mannschaft auf dem Platz. Richtig vernehmbar waren nur ihre Unmutskundgebungen gegen Ramy Bensebanini nach dessen (unnötigem) Infight mit dem Kölner Ehizibue. »Die Stimmung bei einem solchen Spiel fast ohne Zuschauer ist schon, sagen wir mal, eher ›außergewöhnlich‹«, erklärte Stefan Lainer.

Plea trifft erneut in der 14. Minute in Köln

Die Gladbacher Borussen ließen sich von der gespenstischen Derbyatmosphäre nicht beirren und waren von Beginn an klar der Herr im Kölner Stadion. »Die ersten 25 Minuten waren richtig stark«, lobte Marco Rose anschließend. »Wir haben den Gegner in der Spieleröffnung gut bewegt, viele Räume gefunden und waren konsequent vor dem Tor, so dass wir völlig verdient mit 2:0 in Führung gegangen sind.«about:blank

Gegen die extrem passiven Kölner fielen die Tore nahezu zwangsläufig. Hofmann, Stindl und Thuram hatten schon beste Gelegenheiten liegen gelassen, ehe Plea der überfällige Führungstreffer gelang. Eigentlich war die Chance nach der eher missglückten Vorarbeit von Hofmann schon dahin, doch Pleas Intuition gepaart mit der Kölner Schlafmützigkeit sorgten für den Torerfolg. Nach 14 Minuten traf Plea zum 1:0 – exakt zum gleichen Zeitpunkt, wie beim Derbysieg vor einem Jahr.

»Aus diesem spitzen Winkel ist es nur noch wichtig, den Ball irgendwie aufs Tor zu bekommen«

Nur zwei Minuten später legte Stefan Lainer mit einem nicht alltäglichen Kopfballtreffer nach. »Dass ich bei einem Eckball in den freien Raum einlaufe, ist natürlich einstudiert«, so Lainer. Der Österreicher lief dem Ball entgegen und köpfte ihn per Aufsetzer aus eigentlich unmöglicher Position ins Tor – unter Mithilfe von Kölns Keeper Horn. »Aus diesem spitzen Winkel ist es nur noch wichtig, den Ball irgendwie aufs Tor zu bekommen. Dass der Ball dann reingeht, ist vielleicht etwas glücklich.«

Glücklich ja, aber auf alle Fälle verdient, wenn man den Spielverlauf und die Kräfteverhältnisse in Müngersdorf zugrunde legt. Erst danach, als Köln nach Sommers Fehler bei der Ballannahme durch Andersson den Pfosten traf, nahm die drückende Dominanz der Borussen ab. »Es gab einige Phasen, in denen wir Köln mehr ins Spiel haben kommen lassen«, bestätigte Jonas Hofmann. »Insgesamt haben wir aber gut verteidigt.«

»Dass wir dem Gegner noch mal einen Strohhalm hingehalten haben, muss ich schon bemängeln«

Vor allem aber nahmen die Borussen mit Beginn der zweiten Halbzeit das Heft des Handelns wieder nachhaltig in die Hand und sorgten mit dem von Lars Stindl verwandelten Foulelfmeter für klare Verhältnisse. Den Elfmeter holte Marcus Thuram heraus, der im Strafraum den Ball spielte und dann von Ehizibue getroffen wurde. Thuram hatte es darauf angelegt und der Kölner tat ihm den Gefallen. Stindl verwandelte trocken vom Punkt und tütete damit den Derbysieg endgültig ein.

Danach wickelten die Borussen die Partie nur noch ab und brachten den Sieg ungefährdet über die Zeit, auch wenn sie den Kölnern den Anschlusstreffer gestatteten und sich in den Schlussminuten nochmal kurzzeitig Gegenwind ausgesetzt sahen. »Dass wir unsere Konsequenz nicht über 90 Minuten auf den Platz gebracht und dem Gegner noch mal einen Strohhalm hingehalten haben, muss ich schon bemängeln«, sagte Rose. »Daran müssen wir arbeiten.«

»Danach geht es Schlag auf Schlag« – 7 Spiele in 23 Tagen

Doch zunächst einmal konnten die Borussen aufatmen. »Es tut gut, die ersten drei Punkte eingefahren zu haben«, gab Rose zu. »Jetzt sind wir richtig in der Saison angekommen.« »Was wir in den ersten beiden Spielen gezeigt haben, war etwas holprig«, ergänzte Yann Sommer. »Da tut dieser Sieg natürlich richtig gut. Wenn wir es etwas sauberer zu Ende gespielt hätten, dann hätten wir sogar höher gewinnen können. Aber ich bin einfach glücklich über die drei Punkte. Ein Derby musst du gewinnen – ganz egal wie.«

Zur Belohnung gab Marco Rose den Derbysiegern am Sonntag trainingsfrei. Die Nationalspieler reisen am Montag zu ihren jeweiligen Teams, die übrigen Borussen starten am Dienstag in die Trainingswoche. »Wir können die Länderspielpause nutzen, um etwas durchzuatmen«, sagte Kapitän Lars Stindl. »Danach geht es Schlag auf Schlag.« Sieben Spiele in 23 Tagen stehen dann bis zur nächsten Länderspielpause an.