19. April 2024

Auf dünnem Eis zum Auswärtssieg in Mainz

Borussia Mönchengladbach drehte in Mainz das Spiel zum zweiten Auswärtssieg der Saison. Die Fohlenelf machte sich das Leben selbst schwer und bewegte sich lange auf dünnem Eis. Die Einzelkritik:

Yann Sommer: Parierte mehrere Mainzer Schüsse der Kategorie ›muss man halten‹ ohne Probleme und war auch als mitspielender Keeper fehlerfrei. Im Aufbau ging er kein Risiko ein, sondern wählte zumeist den langen Ball. Bei den beiden Gegentoren gab es nichts zu halten – Sommer ärgerte sich zurecht über das lasche Gebaren seiner Vorderleute. Richtig auszeichnen konnte sich der Schweizer bei der Öztunali-Chance (57.) als er seine Mannschaft im Eins-gegen-Eins mit dem Mainzer vor dem dritten Gegentor bewahrte. Note 2,5.

Matthias Ginter: Startete rechts in der Dreierkette und verteidigte über weite Strecken solide. Im Spielaufbau zumeist mit guter Anbindung zu Lainer, einige lange Pässe versandeten dagegen. Vor dem 1:1 versuchte er mit langem Bein zu retten, konnte den Pfostenschuss aber nicht mehr verhindern. Bei der Öztunali-Chance im zweiten Durchgang vermochte Ginter den Mainzer nicht entscheidend zu stören. Vorne in der Schlussphase zunächst mit einem Kopfball knapp am Tor vorbei, dann mit dem schulbuchmäßigen Siegtreffer, als er den Ball über den Scheitel gleiten ließ und ins lange Eck beförderte. Note 3,0.

Nico Elvedi: Rettete nach wenigen Sekunden mit einer beherzten Grätsche vor Quaison in allerhöchster Not. Danach ließ Elvedi allerdings genau die Körperspannung vermissen, die er am Mittwoch in Mailand gegen Lukaku an den Tag gelegt hatte. Er verteidigte mehrfach nur mit Sicherheitsabstand und reagierte träge, wenn der Gegenspieler plötzlich Tempo aufnahm. Vor dem 1:1 rückte er vor, verlor aber den Zweikampf mit dem robusten Mateta. Beim 1:2 ließ er Mateta zu viel Platz und zu einfach zum Abschluss kommen. Im Spielaufbau war der Schweizer kein Faktor. Nach der Umstellung auf Viererkette wurde er nur noch selten gefordert. Note 4,5.

Tony Jantschke: Startelfdebüt für den 30-jährigen, der sich links in der Dreierkette einordnete. Ihm gelang ein resoluter Block im Strafraum, in einer anderen Situation rückte er zu optimistisch raus und erreichte den Gegenspieler nicht. Sein Timing stimmte mehrmals nicht, was ungewohnt für Jantschke ist. Beim ersten Gegentor ließ er sich zunächst von Quaison überlisten und öffnete diesem den Weg zentral in Richtung Tor. Als der Ball vom Pfosten abprallte antizipierte Jantschke nicht, so dass Mateta ungestört abschließen konnte. Beim zweiten Gegentor war Jantschke in der Zuschauerrolle. Im Spielaufbau mit vernünftigen Pässen, allerdings war die Connection nach vorne mit Wendt kaum der Rede wert. Nach 53 Minuten machte Jantschke Platz für Plea. Note 4,0.

Stefan Lainer: Auf der rechten Halbposition vor der Dreierkette mit großem Aktionsradius unterwegs. Lainer suchte immer wieder den Weg nach vorne – fast alles lief über ihn und seine rechte Seite. So bereitete er den Führungstreffer mit seiner Flanke auf Embolo vor. Auch wenn nicht alles gelang, so war der Österreicher doch ein echter Aktivposten. Vor dem Seitenwechsel hatte er eine gute Kopfballchance nach einer Ecke, nach der Pause wurde ein Schuss von Lainer zur Ecke abgefälscht. Mit einem gefährlichen Flachschuss in der Schlussphase, den der Torwart überragend parierte, hätte Lainer fast den vierten Gladbacher Treffer erzielt. Note 2,5.

Rocco Reitz: Bundesligadebüt für den 18-jährigen an der Seite von Kramer im defensiven Mittelfeld. Gleich zu Beginn spitzelte er den Ball unglücklich in den Lauf von Quaison, doch Elvedi bereinigte die Situation. Reitz ließ sich nicht verunsichern und spielte danach unbekümmert auf. Er vertraute ganz offensichtlich seinen fußballerischen Fähigkeiten und behielt auch unter Druck die Kontrolle. Das wirkte erstaunlich reif für den ersten Bundesligaeinsatz. Er spielte direkte, klare und kluge Pässe und leistete sich nur ganz wenige unsaubere Aktionen. Mit einem guten Zuspiel bereitete er Herrmanns erste Chance vor und auch vor dem Lattentreffer von Herrmann kam der schöne Pass von Reitz. Bei der Arbeit gegen den Ball war Reitz bissig und giftig, hier und da klappte die Raumaufteilung noch nicht. Beim zweiten Gegentor musste er gegen Mateta zurückziehen, um keinen Elfmeter zu verursachen. In der 53. Minute war das Bundesligadebüt für Rocco Reitz beendet – er darf wiederkommen. Note 3,0.

Christoph Kramer: Der erfahrene Ruhepol in Gladbachs Zentrale machte mit dem jungen Reitz an seiner Seite über weite Strecken ein ordentliches Spiel. Zu bemängeln war lediglich, dass die Mainzer im ersten Durchgang einige Male zu einfach durch die Mitte in den Strafraum kamen. Da passte die Staffelung nicht immer. Kramer war passsicher und behauptete sich in vielen kleinen Scharmützeln um den Ball. Auf dem Weg nach vorne zeigte er sich weniger – das Highlight war sicherlich der schöne Diagonallball vor dem Führungstor auf Lainer. Nach einer Stunde wurde der 29-jährige – leicht angeschlagen – von Neuhaus ersetzt. Note 3,0.

Oscar Wendt: Wurde an seinem 35. Geburtstag mit einem Starteleinsatz beschenkt und übernahm bis zur Systemumstellung im zweiten Durchgang die Position im linken Halbfeld. Dort allerdings vor allem im Offensivspiel kaum zu sehen. In der Defensive war er beim zweiten Mainzer Tor involviert, als er die Hereingabe in den Strafraum zu einfach zuließ und sich sogar noch vom Ball wegdrehte, anstatt zu versuchen, ihn zu blocken. Nach Wiederbeginn meldete Wendt sich vorne in aussichtsreicher Position nach guter Vorarbeit von Embolo, aber er ließ die Situation mit einem Steilpass ins Leere verpuffen. Gut dagegen die Ablage für Embolo zu dessen Großchance. Bei der Entstehung der Großchance von Öztunali ließ sich Wendt vom Mainzer überlaufen. Note 4,0.

Lars Stindl: Nachdem er in Mailand 90 Minuten auf der Bank verbrachte, brannte der Kapitän auf seinen Startelfeinsatz. Er war in der Anfangsphase in zentraler Rolle hinter den Spitzen aggressiv aktiv, hier und da wirkte er im Zweikampf sogar etwas übermotiviert. Beim Führungstor vollendete Stindl ohne mit der Wimper zu zucken im Stile eines Torjägers. In der Folgezeit war er an einigen Kombinationen beteiligt und die Chance von Herrmann kurz vor der Pause bereitete der 32-jährige gut vor. Nach dem Seitenwechsel schien er gerade dabei, sich richtig reinzubeißen, als etwas überraschend die frühe Auswechslung erfolgte. Stindl wirkte darüber sichtlich angefressen. Note 3,5.

Breel Embolo: Lieferte sich einen regelrechten Abnutzungskampf mit Niakhaté, wobei er ganz klar unter der merkwürdigen Regelauslegung des Schiedsrichters litt, der eine Vielzahl an Zweikämpfen offensichtlich falsch zulasten von Embolo bewertete. Das wiederum nervte den Schweizer zusehends, der sich dadurch aus dem Tritt bringen ließ. Zu Beginn versuchte es Embolo nach einem Fehlpass von Keeper Zentner mit einem Distanzschuss, aber der Mainzer Schlussmann war rechtzeitig zur Stelle. Beim Führungstor war Embolo beteiligt, als sein Kopfballversuch nach Lainer-Flanke geblockt wurde und der Ball Stindl praktisch vor die Füße fiel. Fünf Minuten vor der Pause setzte sich der 23-jährige stark durch, brachte dann aber nur eine schwache Hereingabe zustande. Die Möglichkeit von Herrmann mit dem Halbzeitpfiff leitete Embolo ein, nachdem er den Ball zunächst robust behauptet hatte. Nach Wiederbeginn mit der Großchance nach Ablage von Wendt, als St. Juste auf der Linie klärte. Nach 73 Minuten wurde Embolo von Wolf abgelöst. Note 4,0.

Patrick Herrmann: Durfte bei seinem Startelfdebüt in der Liga als eine von zwei Spitzen mitmischen. Er begann mit einer zu flach getretenen Ecke und kurz darauf landete eine Flanke im Nichts. Vor dem zweiten Gegentor leitete er den Mainzer Angriff mit einem verunglückten Kopfball zum Gegner ein. Aber Herrmann arbeitete sich in die Partie und kam nach Reitz-Pass zu einem ersten Abschluss. Nach gut einer halben Stunde nahm er einen feinen Pass von Reitz stark an und nagelte den Ball fulminant an die Latte. Kurz vor der Pause kurvte er von halbrechts vors Tor, scheiterte aber alleine vor dem Mainzer Keeper. Zu Beginn der zweiten Halbzeit zog der 29-jährige von rechts in die Mitte und schloss ab, wobei ein Abspiel möglicherweise die bessere Option gewesen wäre. Zentner parierte den Linksschuss. Nach den Wechseln und der Systemumstellung kam Herrmann vornehmlich über die rechte Seite, wo er sich nicht mehr so in Szene setzen konnte, aber weiterhin sehr laufstark agierte. Note 3,0.

Marcus Thuram: Ersetzte Stindl ab der 53. Minute, benötigte aber eine gewisse Anlaufzeit. Zwar brachte er seinen wuchtigen Körper hier und da ein, doch richtig durchsetzen konnte er sich zunächst nicht. Doch dann brachte ein typischer Kraftakt von Thuram im vierten Spiel in Folge einen Elfmeter für Borussia. Mit seinem energischen Einsatz nötigte der Franzose Niakhaté, sich in den Schuss zu stürzen, wobei der Mainzer den Ball klar mit dem Arm abwehrte. Note 3,5.

Alassane Plea: Wurde in der 53. Minute für Jantschke eingewechselt und orientierte sich zentral nach vorne. Er begann mit einem Schuss aus der Drehung, der den Mainzer Keeper aber nicht wirklich forderte. Im weiteren Verlauf mischte Plea bei einigen Kombinationen mit, ohne dabei herauszustechen. Erst kurz vor Schluss trat der 27-jährige nochmals in Erscheinung, als er Zentner aus spitzem Winkel prüfte. Note 4,0.

Florian Neuhaus: Kam in der letzten halben Stunde für Kramer in die Partie und war bemüht, das Geschehen zu ordnen und Struktur in die Angriffe zu bringen. Einige Spielzüge leitete Neuhaus mit guten Pässen ein, hier und da schlichen sich aber auch Ungenauigkeiten ein. Er sah die Gelbe Karte, obwohl er den Gegner bei der Aktion gar nicht berührte. Ohne Note.

Jonas Hofmann: Nach einer Stunde löste er Reitz ab und übernahm nominell die Rolle des zweiten Sechsers neben Neuhaus. Defensiv gab es zwei, drei kleinere Wackler – so ließ sich Hofmann einmal von St. Juste überlaufen. Bei Gladbacher Ballbesitz tauchte Hofmann wie gewohnt überall auf. Er übernahm Verantwortung beim Elfmeter und verwandelte sicher. Die erste Kopfballchance von Ginter bereitete der 28-jährige mit einer präzisen Freistoßflanke vor, beim Siegtreffer gab er mit seinem Eckball den Assist. Ohne Note.

Hannes Wolf: Kam als letzte Wechseloption in der 73. Minute für Embolo ins Spiel. Der Österreicher machte seine Sache gut, war bissig und hielt auch im Zweikampf dagegen. Die Plea-Chance kurz vor Schluss leitete Wolf mit seinem Zuspiel ein. Ohne Note.