29. April 2024

Borussia zu bieder und nicht zielstrebig genug

Das torlose Remis gegen Darmstadt 98 war nicht nur vom Ergebnis her eine Enttäuschung. Der fußballerisch biedere Auftritt gegen den Tabellenletzten war ein Rückschritt auf dem ohnehin beschwerlichen Weg. Die Einzelkritik:

Moritz Nicolas: Verlebte einen vergleichsweise ruhigen Nachmittag, was auch mit dem sehr ungefährlichen Sturm der Gäste zu tun hatte. Nicolas fischte ein paar hohe Bälle sicher und war auch bei einem Aufsetzer aus der Distanz zur Stelle. Auch als mitspielender Torwart hatte der 26-Jährige keine sonderlichen Probleme. Note 3,0.

Nico Elvedi: Dieses Mal als rechter Innenverteidiger in der Dreierkette aufgeboten. Er machte seinen Job, führte seriöse Zweikämpfe und war auch in den Luftduellen auf der Höhe. Dass die Darmstädter in der ersten Halbzeit einige Male mit sehr einfachen Mitteln hinter die Kette kamen, war den Innenverteidigern nicht anzulasten. Bevor Gefahr entstand, griffen Elvedi & Co. zu. Nach der Pause verursachte der Schweizer bei einem Klärungsversuch eine unnötige Ecke. Im Spielaufbau blieb der 27-Jährige bis auf wenige Ausnahmen betont vorsichtig. Note 3,5.

Ko Itakura: Stand erstmals seit Anfang Oktober wieder für Borussia auf dem Platz und übernahm die Rolle des zentralen Verteidigers in der Dreierkette. Defensiv machte der Japaner eine gute Figur, fing mehrfach Bälle ab und war zur Stelle, als die Darmstädter drohten, gefährlich zu werden. In der zweiten Halbzeit rettete Itakura nach einem Konter der Gäste mit einer wichtigen Grätsche. Kein Spieler auf dem Platz hatte mehr Ballkontakte als der 27-Jährige, der auch die meisten Pässe aller Akteure spielte. Allerdings verschleppte er das Tempo extrem und verzögerte das Aufbauspiel so lange, bis wirklich der letzte Darmstädter wieder seine Position eingenommen hatte. Im zweiten Durchgang gab Itakura einen Distanzschuss in Richtung gegnerisches Tor ab, der allerdings besser zum Super Bowl gepasst hätte. Note 3,5.

Maximilian Wöber: Konnte nach einem hartnäckigen Infekt zum ersten Mal in diesem Jahr auflaufen. Links in der Dreierkette löste der Österreicher seine Aufgaben in der Defensive mit der notwendigen Konsequenz. Etwas Glück hatte der 26-Jährige in der Anfangsphase, als eine Klärungsaktion fast zu einem Eigentor führte. Im Aufbauspiel war Wöber zielorientierter als die beiden Kollegen aus der Kette. Er spielte einen hervorragenden Pass mit rechts auf Honorat und leitete mit seinem Einsatz die Doppelchance für Neuhaus und Jordan ein. Ein Schuss von Wöber nach einer Ecke flog anderthalb Meter am Tor vorbei. Note 3,0.

Julian Weigl: Als alleiniger Sechser ein solider, aber weitestgehend unauffälliger Arbeiter. Weigl lief über 12 Kilometer – so viel wie kein anderer Spieler an diesem Nachmittag. Am Ball war der 28-Jährige fast fehlerlos, allerdings beschränkte er sich auf den Sicherheitspass. Tempowechsel und überraschende Aktionen gab es keine, sodass Weigl letztlich auch keine nennenswerte Relevanz für das Offensivspiel hatte. Grundsätzlich muss hinterfragt werden, ob es wirklich sinnvoll ist, Weigl zum Ausputzer und Abräumer vor der Abwehr umzuschulen, wodurch seine eigentlichen Qualitäten auf der Strecke bleiben. Note 3,5.

Franck Honorat: Als rechter Schienenspieler endlich mal nicht hauptsächlich in der Defensive gebunden. Leider unterliefen ihm zwei, drei unglückliche Aktionen – vor allem die Großchance, als er über rechts in den Strafraum lief, vergab er fast schon kläglich. Dennoch zeigte der 27-Jährige seine Klasse schon alleine durch die Selbstsicherheit bei der Ballannahme. Der Wille, etwas zu inszenieren, war offensichtlich. Nach der Pause gab Honorat zwei harte Schüsse ab und schien mit vermehrten Aktionen besser ins Spiel zu kommen, doch dann folgte in der 72. Minute die Auswechslung. Note 3,5.

Florian Neuhaus: Als rechter Achter sollte Neuhaus für Kreativität und das gewisse Etwas sorgen. Durch den extrem statischen und tempoarmen Aufbau war es für Neuhaus schwer, sich zu entfalten. Auf engem Raum fehlte es ihm letztlich an Handlungsschnelligkeit, um sich zu behaupten. Vor Jordans Großchance stocherte er den Ball fast ins Tor, nach der Pause wurde sein platzierter Linksschuss gut von Darmstadts Keeper gehalten. In der 72. Minute wurde der 26-Jährige von Reitz abgelöst. Note 4,0.

Manu Koné: In der Rolle des linken Achters war Koné durchaus präsent. Vor allem seine Griffigkeit im Zweikampf war auffällig – laut Statistik bestritt er die meisten erfolgreichen Zweikämpfe aller Akteure. Am Ball strahlte der 22-Jährige bei seinen Antritten zunächst eine gewisse Drohung aus, aber mehrfach verpufften die Aktionen, weil er den Faden verlor oder aber die Mitspieler keine Option für Kombinationen anboten. In der Schlussphase, als es zwingender nach vorn ging, kam auch Koné besser zur Geltung. Note 3,5.

Luca Netz: Wie Honorat auf der anderen Seite musste Netz dieses Mal nicht so viel Abwehrarbeit leisten, doch er konnte die gewonnene Freiheit nicht nutzen, um sich in der Offensive nachdrücklich zu zeigen. Ein paar gute Ansätze versandeten, auch weil er sich mit kleinen Unsauberkeiten beim ersten Kontakt selbst ausbremste. Wenn Netz Lösungen unter Bedrängnis suchte, wirkte er unbeholfen. Sein Schussversuch nach der Pause, als er den Ball nicht richtig traf, war peinlich. Immerhin hatte der 20-Jährige danach noch zwei, drei stabile Aktionen und leitete mit einem guten Pass auf Ngoumou den Angriff zur Herrmann-Chance ein. Note 4,0.

Jordan: Konnte sich mehrfach mit einem Gegner im Rücken im Zweikampf behaupten und durchsetzen, allerdings meist weit vom gegnerischen Strafraum entfernt. Flüssige Kombinationen gab es kaum, auch weil Jordan in einigen Situationen zu schwerfällig wirkte. Seoanes Forderung, Jordan in der Box in Position zu bringen, wurde nicht erfüllt. Dennoch hatte der 27-Jährige die beste Chance des Spiels, als er den Ball freistehend über den Kasten ballerte. Danach musste er nach einem harten Einsteigen seines Gegenspielers noch vor der Pause angeschlagen vom Platz. Note 4,0.

Robin Hack: War der aktivste Gladbacher Offensivspieler und versuchte wenigstens, durch Tiefenläufe mit und ohne Ball Verwirrung zu stiften und Tempo hineinzubringen. Ihm gelangen ein paar flüssige Aktionen und gelegentlich versuchte er zu tricksen, was das sonst so biedere Angriffsspiel belebte. Seinen zwei Torschüssen fehlte die letzte Präzision und Schärfe. Nach knapp einer Stunde wurde der 25-Jährige vom Ex-Gladbacher Christoph Zimmermann ganz übel gefoult und musste verletzt ausgewechselt werden. Note 3,0.

Alassane Plea (45.+17 für Jordan): Sofort nach seiner Einwechslung erkannte man die erhöhte fußballerische Komponente. Plea spielte einen starken Außenristpass auf Honorat und legte auf für Hack. Später spielte er sich schön frei, aber sein Schuss wurde zur Ecke geblockt. In einigen Aktionen wirkte der 30-Jährige gehemmt und ein Tritt auf den lädierten Fuß setzte ihm zu. Note 3,0.

Nathan Ngoumou (58. Minute für Hack): Fügte sich erstaunlich gut ein und sorgte mit mutigen Dribblings für etwas Konfusion in Darmstadts Hintermannschaft. Im Gegensatz zu seinen Einsätzen zuvor ging Ngoumou ohne Scheuklappen zu Werke und blieb zielgerichtet. Die Chance von Herrmann bereitete der 23-Jährige mit einer flachen Hereingabe vor. Note 3,0.

Patrick Herrmann (72. Minute für Honorat): Hängte sich wie gewohnt voll rein, gewann einen harten Zweikampf und rauschte am 1:0 vorbei, als eine Fußlänge fehlte. Er schoss ein paar Ecken und einen Freistoß von links, den eigentlich Netz ausführen wollte. Ohne Note. 

Rocco Reitz (72. Minute für Neuhaus): Kam nicht richtig auf Touren, war nicht so passsicher wie gewohnt und blieb auch in den Zweikämpfen mehrfach nur zweiter Sieger. Reitz konnte sich nicht mehr wie gewünscht entfalten. Ohne Note.

Joe Scally (72. Minute für Wöber): Es wurde auf Viererkette umgestellt und Scally übernahm die Position des Rechtsverteidigers. Er schob mit nach vorne an und brachte die Bälle zum Mitspieler. Eine wirklich bemerkenswerte Aktion hatte der 21-Jährige nicht mehr. Ohne Note.

von Redaktion TORfabrik.de – Foto: Norbert Jansen – Fohlenfoto