29. April 2024

»Der Start hat uns extrem in die Karten gespielt«

Borussia Mönchengladbach hat die zweite Pokalrunde souverän gemeistert, was deutlich unkomplizierter war als angenommen. Der Blitzstart spielte den Fohlen in die Karten, die sich nach der Pause auf die Verwaltung des Vorsprungs beschränkten.

Einen Sieg von der ersten bis zur letzten Minute ungefährdet und teilweise sogar völlig entspannt einzufahren, erlebt man bei Borussia Mönchengladbach nur selten. Selbst in den Glanzzeiten der 2010er-Jahre lag doch irgendwo immer etwas Drama in der Luft. Dass ausgerechnet in der aktuell komplizierten Phase ein Spiel derart durch flutscht, wie das Pokalspiel gegen den 1. FC Heidenheim, war schon überraschend. 

Borussia Trainer Gerardo Seoane hatte mit den Veränderungen in der Startelf und der leichten Anpassung des Systems gegenüber dem Bundesligaspiel vor drei Tagen das richtige Näschen bewiesen. Eine klare Flügelzange mit Hack und Ngoumou, die Jordan als zentralen Stürmer füttern sollten, dazu mit Koné und Reitz zwei Achter, die jeweils auf ihrer Seite den ballführenden Gegenspieler hoch anlaufen sollten, waren die grundlegenden Komponenten. 

»Zwei frühzeitige Tore geben zusätzliches Selbstvertrauen«

Von Beginn an ging der Plan auf. Reitz und besonders Koné trieben vehement an, Hack und Ngoumou wirbelten auf den Seiten und forderten die Heidenheimer im Eins-gegen-Eins. Zudem entwickeln sich die Borussen langsam zu echten Eckenspezialisten. Wie schon am Samstag gegen Heidenheim glückte der frühe Führungstreffer nach einer Ecke. Wieder von der linken Seite, dieses Mal von Hack getreten – im Ligaspiel war es noch Netz, der für Plea auflegte. Nun war Jordan der Nutznießer, der den Ball aus kurzer Distanz zur frühen Führung ins Tor bugsierte. 

Nur sechs Minuten später ließ Jordan den zweiten Treffer folgen, als er die perfekte Hereingabe von Ngoumou mit einem Kontakt ins Tor abtropfen ließ. Keine zehn Minuten waren gespielt, die Heidenheimer waren gefühlt noch gar nicht auf dem Platz und schon stand es 2:0 für die Borussia. »Natürlich hat uns der gute Start extrem in die Karten gespielt«, sagte Gerardo Seoane anschließend. »Zwei frühzeitige Tore geben zusätzliches Selbstvertrauen. In der ersten Halbzeit haben wir uns sehr wohlgefühlt«. Zwar nahmen die Borussen bereits im ersten Durchgang den Fuß vom Gas, doch sie arbeiteten mit der nötigen Konzentration gegen den Ball, sodass Heidenheim komplett chancenlos blieb.

Heidenheim ergibt sich in sein Schicksal

Rechtzeitig vor dem Pausenpfiff wurde mit dem Tor zum 3:0 der Weg dazu geebnet, dass es eine tiefenentspannte zweite Halbzeit werden sollte. Robin Hack erzielte den Treffer per Kopf, als er eine Halbfeldflanke von Netz ins lange Eck beförderte. »Ich bin froh, dass ich der Mannschaft mit meinem Tor helfen konnte«, sagte der Ex-Bielefelder nach seinem gelungenen Startelfdebüt für die Borussia. »Dass es auch noch ein Kopfballtreffer war, der mir so nur selten gelingt, freut mich umso mehr.« Tatsächlich war Hack bislang eher dadurch aufgefallen, dass das Kopfballspiel nicht zu seinen Stärken gehört. So aber sorgte sein Tor für mehr als nur eine Vorentscheidung. 

»Nach dem 3:0 zur Pause war klar, dass wir die zweite Halbzeit nicht genau gleich gestalten. Wir haben dann ein bisschen mehr verwaltet«, sagte Seoane. Das war völlig legitim und etwas verwunderlich war allenfalls die Herangehensweise von Heidenheim. Dass die Gäste – anders als noch in der Schlussphase des Ligaspiels – überhaupt nicht ins Risiko gingen, ergab in einem K.O.-Spiel nur wenig Sinn. Sich noch den einen oder anderen Konter zu fangen, hätte aus Heidenheimer Sicht nichts großartig verschlimmert. Und so gefestigt sind die Borussen nun wahrlich nicht, als dass sie einen anstürmenden Gegner am ausgestreckten Arm verhungern lassen könnten. 

»Entscheidend ist, dass wir in der nächsten Pokalrunde sind«

So brachte der zweite Durchgang tatsächlich weitestgehend Verwaltungsfußball, aber wie schon im Vorbericht beschrieben, geht es im Pokal nicht um die B-Note. »Entscheidend ist, dass wir in der nächsten Pokalrunde sind«, bestätigte Gerardo Seoane. Zwar kassierten die Borussen noch ein unnötiges Gegentor und spielten somit erneut nicht zu null, aber insgesamt war der souveräne Sieg Balsam für die Gladbacher Seele. »Der Mannschaft tut es gut, mal auf diese Art und Weise ein Spiel zu gewinnen«, erklärte Sportvorstand Roland Virkus. »Es ist wichtig, ein Spiel mal so zu kontrollieren. Ergebnis und Spielweise tun der Mannschaft gut.« Und die Fans, die an diesem Abend ausnahmsweise mal keine Nerven lassen mussten, werden ebenso zufrieden den Borussia-Park verlassen haben. 

von Marc Basten – TORfabrik.de | Foto: Norbert Jansen – Fohlenfoto