30. April 2024

Borussia nimmt Pokalhürde Heidenheim unerwartet leicht

Borussia Mönchengladbach reichte gegen einen schwachen 1. FC Heidenheim eine furiose Anfangsphase mit zwei Toren und ein entscheidender dritter Treffer kurz vor der Pause zu einem unerwartet ungefährdeten Einzug ins Pokalachtelfinale. Die Einzelkritik:

Moritz Nicolas: Ein äußerst geruhsamer Abend für Borussias Schlussmann, der erneut eine bemerkenswerte Ruhe ausstrahlte und die wenigen Aufgaben souverän löste. Bei der ersten Heidenheimer Ecke wurde es am kurzen Pfosten, der nicht abgedeckt wurde, etwas brenzlig, aber Nicolas wäre wohl zur Stelle gewesen, wenn der Kopfball von Theuerkauf aufs Tor gekommen wäre. Als Anspielstation war der 26-Jährige kaum gefragt. Seine Abschläge waren in Ordnung, ein präziser Pass auf Jordan war stark. Nach der Pause faustete er eine Ecke weg und fing eine Hereingabe sicher ab. Der Wermutstropfen war das Gegentor, bei dem Nicolas nichts ausrichten konnte. Note 2,0.

Joe Scally: Als Rechtsverteidiger in der Viererkette mit einer stabilen Vorstellung. Der US-Amerikaner trat deutlich gefestigter auf, als noch in der Startphase der Saison. Richtig negativ fiel er nur bei einem einfachen Ballverlust nach knapp einer halben Stunde auf, als er nicht zu wissen schien, was er mit dem Ball anfangen sollte. Zwei kleinere Stellungsfehler konnten die schwachen Heidenheimer in Scallys Rücken nicht nutzen. Einige Male schaltete sich der 20-Jährige mit nach vorn ein, wobei sowohl bei den Flanken als auch bei den Pässen Luft nach oben war. Im zweiten Durchgang wurde Scally nach einem Missverständnis von Neuhaus angemotzt. Beim Gegentor hob er das Abseits auf, als die Zuordnung insgesamt nicht stimmte. Note 3,0.

Nico Elvedi: Geriet gegen einen offensiv sehr harmlosen Gegner kaum in ernsthafte Bedrängnis. Elvedi stand gut im Raum, war rechtzeitig am Ball, wenn es notwendig wurde und in den wenigen Zweikämpfen, zu denen er genötigt wurde, agierte er robust. Der Schweizer hatte die meisten Ballkontakte auf Gladbacher Seite, seine Spieleröffnung war bis auf eine Ausnahme nahezu fehlerlos. Note 2,5.

Maximilian Wöber: Auch der Österreicher machte in der Innenverteidigung ein konzentriertes und seriöses Spiel. Er ließ nichts anbrennen, weil er den Gegenspielern keine Sekunde Zeit gönnte, den Ball zu verarbeiten. Stattdessen ging Wöber sofort sauber drauf und ließ seine Kontrahenten spüren, dass er da war. Auch als Abwehrorganisator gefiel Wöber. Nachdem er zuletzt immer mal wieder mit leichten körperlichen Problemen zu kämpfen hatte, kam ihm die Auswechslung in der 76. Minute sicherlich nicht ungelegen. Note 2,5.

Luca Netz: Als Linksverteidiger wurde er vor keine sonderlich großen Probleme gestellt. Zwei-, dreimal lief er etwas unentschlossen in Position, aber größtenteils war die Defensivarbeit des 20-Jährigen in Ordnung. Ein unbedrängter Kopfball landete beim Gegner, dafür klärte Netz einmal per Kopf nach einer Freistoßflanke. Gerade in der schwungvollen Anfangsphase schaltete er sich einige Male mit nach vorn ein, wobei Raumaufteilung und Zusammenspiel mit Hack ansprechend waren. Mit der gelungenen Halbfeldflanke auf Hack gab Netz den Assist zum vorentscheidenden 3:0. Note 3,0.

Julian Weigl: Als alleiniger Sechser im Ballbesitz mit einer diskreten Vorstellung. Das Bälle schleppen überließ er den Achtern Koné und Reitz. Gegen den Ball lief Weigl hauptsächlich horizontal verschiebend mit, dabei dirigierte er seine Mitspieler. Bei den Zweikämpfen, die der 28-Jährige führte, behielt er zumeist die Oberhand. Richtig auffällig war sein feiner Verlagerungspass auf Netz vor dem 3:0. Weniger gelungen der Schuss von der Strafraumgrenze im zweiten Durchgang, als es ihm an Überzeugung fehlte. Erstmals in dieser Saison spielte der Kapitän nicht über die volle Distanz – nach 65 Minuten wurde er von Kramer abgelöst. Note 3,0. 

Rocco Reitz: Erneut ein bemerkenswerter Auftritt des Youngsters, dessen Selbstvertrauen mit jedem Spiel zu wachsen scheint. Klasse, wie er mehrfach mit Ball am Fuß beschleunigte und sich nach vorn orientierte. In dieser Rolle war er auch an der Entstehung des Angriffs zum 2:0 beteiligt. Bei fast allen Annahmen gelang ihm ein sauberer erster Kontakt, sodass der Ball für ihn weiter bespielbar und der Blick nach vorn gerichtet war. Auffällig auch die gewisse Leichtfüßigkeit, mit der sich Reitz aus komplizierten Situationen befreite, ohne dabei leichtsinnig zu wirken. Zu bemängeln war lediglich ein Ballverlust Ende der ersten Halbzeit, der zu einer Schussgelegenheit für die Gäste führte. Nach 65 Minuten durfte Reitz in den wohlverdienten Feierabend. Note 2,0.

Manu Koné: War die prägende Figur in der starken Anfangsphase, als er wie selbstverständlich das Spiel an sich riss und die Bälle schleppte. Herausragend, wie er die Gegenspieler einfach abschüttelte – eine solche Ballführung ist Extraklasse. Dazu kam eine Dynamik, gegen die Heidenheim keine Mittel fand. Koné war am zweiten Tor mit seinem Zuspiel auf Ngoumou beteiligt. Im weiteren Verlauf ließ der Franzose in einigen Situationen die Konsequenz vermissen und ging etwas zu sorglos zu Werke. Einige Aktionen waren zu wenig zielführend und gegen stärkere Gegner könnten einige daraus resultierende Ballverluste nach hinten losgehen. Dass der 22-Jährige 90 Minuten spielen konnte, war angesichts seiner langen Pause und der Sperre in der Liga wichtig. Note 3,0.

Nathan Ngoumou: Wird sich gefreut haben, dass er mal wieder auf seiner bevorzugten rechten Seite zum Einsatz kam und das Spiel darauf ausgerichtet war, die Flügelzange in Szene zu setzen. Das funktionierte außerordentlich gut, Ngoumou kam mit seiner Schnelligkeit oft am Gegenspieler vorbei. Bei der Vorbereitung des 2:0 hatte er den Ball fast verstolpert, doch wie er dann förmlich explodierte und von der Grundlinie aus perfekt für Jordan auflegte, war klasse. Auch die Flanke zur Kopfballchance von Jordan war nahezu perfekt getimt. Als Borussia in den Verwaltungsmodus schaltete, tauchte Ngoumou etwas unter, war aber weiterhin lauffreudig und machte auch defensiv ordentlich mit. Nach 76 Minuten wurde er von Plea abgelöst. Note 2,0. 

Jordan: Sorgte mit seinem Doppelpack in den ersten neun Minuten für eine frühe Vorentscheidung. Beide Male stand er da, wo ein Mittelstürmer stehen muss und schloss – beim ersten Treffer etwas glücklich – mit einem schnellen Kontakt ab. Der 27-Jährige hätte einen lupenreinen Hattrick verbuchen können, wenn er den freien Kopfball nach Ngoumou-Flanke besser gedrückt hätte. Einige Bälle machte Jordan gut fest und auch bei gegnerischen Standards war er als Kopfballspieler präsent. Im weiteren Verlauf, als Borussia kaum noch nach vorn spielte, blieb Jordan phasenweise komplett unsichtbar. Nach 65 Minuten räumte er das Feld für Čvančara. Note 2,5.

Robin Hack: Holte auf der linken Seite mit einer guten Drehbewegung die erste Ecke heraus, die er selbst schlug und die zur Führung führte. Auch die weiteren Standards des 25-Jährigen waren zumeist gelungen. Am Ball war Hack um Tempo bemüht und seine Leichtfüßigkeit war ansehnlich. Auch im Kombinationsspiel, wie bei der guten Verlagerung auf Ngoumou, machte Hack es ordentlich. Der Ex-Bielefelder arbeitete auch mit nach hinten, verursachte dabei aber einen unnötigen Freistoß, als er die Situation zu spät erkannte. Mit seinem Kopfballtor, als er den Ball präzise ins lange Eck verlängerte, sorgte Hack für die vorzeitige Entscheidung. Nach der Pause versuchte er es mit einem Hack(en)trick, der aber beim Gegner landete. Auch wenn insgesamt nicht mehr viel nach vorn ging, gefiel Hack bei seiner engagierten Startelfpremiere. Note 2,5.

Tomáš Čvančara (65. Minute für Jordan): Konnte keine Akzente setzen und hatte nur sieben Ballkontakte. Allerdings gab es auch kein gesteigertes Bestreben der Borussia, offensiv zu werden. Ohne Note. 

Florian Neuhaus (65. Minute für Weigl): Auch Neuhaus konnte sich mit nur 12 Ballaktionen in 25 Minuten nicht wirklich in den Vordergrund spielen. Ein guter Steilpass in den Sechzehner war zu notieren und ein Wortgefecht mit Scally, als der keine Anstalten machte, hinter einem etwas optimistisch gespielten Pass von Neuhaus herzulaufen. Ohne Note. 

Christoph Kramer (65. Minute für Weigl): Auch wenn er in einem entschiedenen Spiel nicht mehr glänzen konnte, so kam er immerhin auf 35 Ballkontakte und fand sich im Verwaltungsfußball gut zurecht. Ohne Note. 

Alassane Plea (76. Minute für Ngoumou): Zeigte noch einen vielversprechenden Ansatz, ansonsten war nur noch eine lockere Laufeinheit für den Franzosen angesagt. Ohne Note. 

Fabio Chiarodia (76. Minute für Wöber): Der zweite Pflichtspieleinsatz des Youngsters dauerte immerhin 14 Minuten. Ohne Note. 

von Redaktion TORfabrik.de – Foto: Norbert Jansen – Fohlenfoto