28. April 2024

3:3! Borussia verpasst in letzter Sekunde den Sieg

In einem turbulenten und teilweise skurrilen Spiel trennten sich der SC Freiburg und Borussia Mönchengladbach mit 3:3. Die Borussen drehten die Partie nach einem frühen Rückstand durch Tore von Jordan, Plea und Weigl zu einer 3:1-Pausenführung. Freiburg gelang der Anschlusstreffer und in der sechsten Minute der Nachspielzeit sicherte Grifo per Elfmeter das Remis.

Borussias Trainer Gerardo Seoane nahm gegenüber dem Pokalspiel am Dienstag gegen Heidenheim zwei Veränderungen in der Startelf vor: Manu Koné (Rotsperre) und Robin Hack (Bank) wurden durch Alassane Plea und Franck Honorat ersetzt. In dieser Besetzung sind die Borussen auch am vergangenen Wochenende in das Ligaspiel gegen Heidenheim gestartet. 

Anders als in der letzten Woche erwischten die Borussen einen miesen Start in die Partie. Freiburg kam direkt zu Chancen, ohne dass die Gastgeber dabei ein Offensivfeuerwerk zünden mussten. Ein einfacher Crossball von Ginter, der im Strafraum verlängert wurde, erreichte den am zweiten Pfosten freistehenden Röhl – Nicolas vereitelte mit einer Fußabwehr im kurzen Eck den ganz frühen Rückstand (2.). Kurz darauf war Nicolas wieder zur Stelle, als Höler nach einer verlängerten Freiburger Ecke vier Meter vor dem Tor etwas überrascht war und keinen präzisen Abschluss zustande brachte (6.).

Jordan erzielt den überraschenden Ausgleich

Keine sechzig Sekunden später machte es Höler besser. Sildillia spielte einen präzisen Pass auf Röhl, der im Rücken von Wöber auf Gladbachs linker Seite durchgestartet war. Der Youngster bediente in der Mitte Höler, der nur noch den Fuß hinhalten musste, um Freiburg die Führung zu bescheren. Kurz darauf gab es zumindest ein Lebenszeichen der Fohlen – Plea schoss nach einem Sololauf von der Strafraumgrenze knapp am linken Pfosten vorbei (9.). 

Freiburg überließ den Borussen in der Folgezeit bereitwillig den Ball, womit diese zunächst kaum etwas anfangen konnten. Mit einem hölzernen und unbeholfen wirkenden Aufbauspiel stellten die Gladbacher die Freiburger vor keinerlei Probleme. Da sich die Gastgeber mit ihrer Verwalterrolle zufriedengaben, plätscherte das Spiel vor sich hin. Bis zur 25. Minute. Da führte Honorat auf links einen Freistoß kurz auf Weigl aus, der einen feinen langen Pass in den Sechzehner auf den durchgestarteten Netz spielte. Der Außenverteidiger köpfte unbedrängt in die Mitte, wo sich Jordan gegen Sildillia durchsetzte und von halblinks aufs Tor köpfte. Freiburgs Keeper war zwar noch mit der Hand am Ball, konnte den Ausgleich aber nicht mehr verhindern. 

Plea vollendet Solo – Weigl verwandelt Elfer im zweiten Versuch

Wie aus dem Nichts waren die bis dahin sehr schwachen Borussen wieder im Spiel und sie legten nur vier Minuten später nach. Nach einer Balleroberung bediente Weigl Plea, der von der Mittellinie in Richtung Freiburger Tor startete. Lienhart ging nur halbherzig zur Sache und weil Jordan durch einen guten Laufweg einen weiteren Freiburger Abwehrspieler mit sich zog, hatte Plea im Sechzehner plötzlich freie Bahn. Mit aller Ruhe legte er den Ball an Freiburgs Torwart vorbei zur Gladbacher Führung ins Eck (29.).

Das waren zwei Wirkungstreffer für Freiburg und sie sorgten gleichzeitig dafür, dass bei den Borussen der Ball endlich vernünftig lief. Plea hatte nach Ablage von Jordan eine weitere Chance (31.), ehe Wöber einen Chippass auf Netz spielte. Der brachte den Ball in die Mitte, wo Jordan im Duell mit Lienhart zu Fall kam. Schiedsrichter Dr. Brych ließ zunächst weiterspielen, entschied nach Intervention des VAR aber auf Elfmeter für Gladbach. Julian Weigl lief an – und scheiterte mit einem schwachen Schuss an Atubolu. Doch die Freude des Keepers über den gehaltenen Elfer währte nicht lang, denn erneut meldete sich der VAR. Atubolu hatte schon vor Weigls Schuss die Linie verlassen und so musste der Elfmeter wiederholt werden. 

Nach einer Stunde verliert Borussia die Kontrolle

Weigl lief erneut an und diesmal machte er keine Gefangenen, sondern schoss hart und sicher flach ins linke Eck zum 3:1 für die Borussia (39.). Das war auch der Pausenstand, wobei Ngoumou weit in der Nachspielzeit noch einen Pfostentreffer landete, bei dem er jedoch in Abseitsposition stand. Nach dem Seitenwechsel nahm der SC Freiburg wenig überraschend das Zepter in die Hand, während die Gladbacher vornehmlich damit beschäftigt waren, das eigene Tor abzusichern und gleichzeitig versuchten, Nadelstiche zu setzen, um den wohl entscheidenden vierten Treffer zu erzielen. 

In der ersten Viertelstunde sah das noch recht ordentlich aus, weil Freiburg nicht viel zustande brachte und auch wenn die Borussen ihrerseits offensiv nicht mehr gefährlich wurden, schienen sie die Sache im Griff zu haben. Doch nachdem Grifo in der 61. Minute zu einer Halbchance kam, nahm der Druck der Gastgeber sukzessive zu. Robin Hack, der noch vor der Pause für den angeschlagenen Jordan eingewechselt wurde, hätte den Freiburgern den Wind aus den Segeln nehmen können, doch sein fulminanter Schuss nach Ablage von Ngoumou wurde von Freiburgs Keeper stark pariert (65.). 

Freiburg wittert Morgenluft

Das war gleichzeitig die letzte Offensivaktion der Gladbacher, die fortan nur noch im Verteidigungsmodus agierten. In der 70. Minute passierte das, was sich bereits angedeutet hatte: Nach einem langen Ball in den Gladbacher Strafraum missglückte Wöber ein akrobatischer Klärungsversuch. Der Österreicher verlängerte den Ball unfreiwillig zu Höler, der im Strafraum zu Weishaupt passte. Der Youngster knallte die Kugel unhaltbar für Nicolas zum Anschlusstreffer unter die Latte.

Gerardo Seoane vollzog die bereits vor dem Gegentor geplanten Wechsel und brachte Friedrich und Čvančara für Ngoumou und Plea. Verbunden war damit eine Umstellung auf Dreier- bzw. Fünferkette. Das änderte an der Statik des Spiels nichts Wesentliches: Freiburg machte mit dem Mute der Verzweiflung viel Druck, während die Borussen kaum mal für etwas Entlastung sorgen konnten. In der 83. Minute wäre fast der Ausgleich gefallen, als Grifo einen scharfen Ball in den Strafraum schlug, den Čvančara per Kopf an die Latte des eigenen Tors beförderte. Kurz darauf rettete der eingewechselte Chiarodia gleich zweimal gegen Gregoritsch, nachdem sich Nicolas bei einem Eckball von Grifo verschätzt hatte und schon geschlagen war (86.). 

Eisvogel Grifo verwandelt den Elfmeter – Nicolas ist noch dran

Vier Minuten Nachspielzeit wurden angezeigt und die Borussen verteidigten weiter mit Mann und Maus. Der erste Sieg in Freiburg seit 21 Jahren war zum Greifen nah, doch es wurde wieder nichts. Tief in der Nachspielzeit bugsierte Wöber eine Flanke von Gregoritsch zur Seite aus der Gefahrenzone. Chiarodia wollte den Ball endgültig klären, doch Weißhaupt war einen Tick eher am Ball und wurde dann von Chiarodia leicht getroffen. Schiedsrichter Dr. Brych entschied direkt auf Elfmeter – eine regelkonforme, wenn auch sehr harte Entscheidung, weil zwar ein Kontakt vorlag, aber dieser allenfalls hauchzart war. Wie dem auch sei – Brych entschied auf Elfmeter, den ‘Eisvogel’ Grifo verwandelte – auch wenn Nicolas noch die Fingerspitzen am Ball hatte (90.+6). 

So endete ein kurioses und skurriles Spiel in Freiburg 3:3. Für die Borussen fühlte es sich aufgrund des unglücklichen Ausgleichs ganz am Ende eher wie eine Niederlage an. Klar ist aber auch, dass die guten zwanzig Minuten im ersten Durchgang zu wenig waren, um davon zu sprechen, dass Borussia den Sieg verdient gehabt hätte. Das Remis ist sicherlich ein gerechtes Resultat, auch wenn es sich für alle Gladbacher nicht wirklich gut anfühlt.

Kurzstatistik zum Spiel:

SC Freiburg: Atubolu – Sildillia, Ginter, Lienhart, Kübler (46. Makengo) – Höfler, Doan (59. Weißhaupt), M. Eggestein, Röhl (59. Gregoritsch), Grifo – Höler

Borussia Mönchengladbach: Nicolas – Scally, Elvedi, Wöber, Netz (80. Chiarodia) – Weigl, Reitz – Honorat (80. Kramer), Plea (71. Čvančara), Ngoumou (71. Friedrich) – Jordan (43. Hack)

weiter im Kader: Olschowsky (ETW), Neuhaus, Herrmann, Ranos

Tore: 1:0 Höler (7.), 1:1 Jordan (25.), 1:2 Plea (29.), 1:3 Weigl (39./FE), 2:3 Weißhaupt (70.), 3:3 Grifo (90.+6)

Gelbe Karten: Lienhart, Ginter – Netz, Weigl

Schiedsrichter: Dr. Felix Brych

Zuschauer: 34.000

von Marc Basten TORfabrik.de – Foto: Getty Images