27. April 2024

»Die richtige Reaktion auf die Derbyniederlage«

Aufatmen in Mönchengladbach nach dem ersten Heimsieg der Saison. Das 2:1 gegen Aufsteiger Heidenheim war trotz Überlegenheit über weite Strecken am Ende eine Zitterpartie. Doch nicht nur aufgrund des Punktekontos war es eminent wichtig, dass Borussia den Sieg über die Zeit bringen konnte. 

So richtig euphorisch war die Stimmung im Borussia-Park nicht, als Schiedsrichter Hartmann nach der sechsten Minute der Nachspielzeit abpfiff und es damit amtlich war, dass Borussia Mönchengladbach im fünften Heimspiel dieser Saison den ersten Sieg verbuchen konnte. Vielmehr herrschte eine spürbare Erleichterung vor, auch weil der Erfolg am Ende am seidenen Faden hing. »In den letzten 15 Minuten haben wir alle sehr gelitten«, gab Borussias Trainer Gerardo Seoane zu. Seine Mannen hingen da teilweise wie angeschlagene Boxer in den Seilen, aber sie wehrten sich. »Kompliment, wie sie gefightet haben«, sagte Seoane. 

Dabei hatte es zunächst gar nicht danach ausgesehen, als ob das erste Bundesligaspiel gegen Heidenheim zu einer Zitterpartie werden würde. Die Borussen starteten mit viel Schwung und Engagement ins Spiel und die frühe Führung durch Alassane Plea bereits nach vier Minuten sorgte für zusätzliches Selbstsicherheit. Auch wenn die Gladbacher den Aufsteiger nicht an die Wand spielten, so waren sie doch klar überlegen und hatten auch einige vielversprechende Möglichkeiten, frühzeitig für klare Verhältnisse zu sorgen. »Wir haben uns über die Sechser gut gelöst und viele Dinge im Dreieck aufgelöst«, lobte Sportdirektor Nils Schmadkte. »Ich fand das fußballerisch nicht so verkehrt.«

»Wir machen gerade einen holprigen Umbruch durch«

Seoane hatte die Mannschaft im 4-4-2 bzw. 4-2-3-1 aufgestellt und die Spieler setzten die Vorgaben gefällig um. »Wir haben die Voraussetzungen geschaffen, um aggressiv zu sein«, erklärte der Schweizer. »Wir hatten nur kleine Abstände zwischen den Reihen, viel Laufarbeit und ein schnelles Umschalten, um hinter den Ball zu kommen und mit elf Mann zu verteidigen.« Die unendlichen Räume, welche man den Kölnern in der Vorwoche gelassen hatte, fanden die Heidenheimer nicht vor.  »Wenn wir das Feld kleinhalten, fällt es uns auch leichter, griffig zu spielen«, sagte Seoane. 

Dennoch gab es in der 38. Minute die kalte Dusche, als Heidenheim nach einem Konter wie aus dem Nichts der Ausgleich gelang. Daran hatten die Borussen sichtlich zu knabbern.  »Wir machen gerade einen holprigen Umbruch mit ein paar nicht so guten Leistungen durch. Das nagt auch am Selbstvertrauen«, sagte Gerardo Seoane. Die Halbzeit wurde für einen »Reset« genutzt, wie es Nils Schmadtke ausdrückte, und die zweite Hälfte begann für die Borussen wie gemalt. Das Eigentor von Föhrenbach nach einer Honorat-Ecke sorgte für die glückliche, aber verdiente neuerliche Führung der Fohlen. 

Seoanes Kopfkino vor dem Pokal

Danach hatte man das Geschehen eigentlich im Griff, allerdings war das Offensivspiel nicht mehr so schwungvoll wie über weite Strecken der ersten Halbzeit, sodass es keine nennenswerten Möglichkeiten gab, das Spiel vorzeitig mit dem dritten Treffer zu entscheiden. Die Heidenheimer wiederum witterten ihre Chance auf den einen Punkt im Borussia-Park und wenn Nicolas nicht so hervorragend beim Kopfball von Kleindienst reagiert hätte, wäre das wohl auch gelungen. Die Borussen mussten in der Schlussphase wirklich auf die Zähne beißen, hätten sich alles gleichwohl auch wesentlich vereinfachen können, wenn sie die zahlreichen Konterchancen genutzt hätten. Es grenzte schon an Fahrlässigkeit, wie diese teilweise verdaddelt wurden. 

So musste lange gezittert werden, doch am Ende reichte es zum Sieg. »Es war eine Willensleistung, die richtige Reaktion auf die Derbyniederlage«, sagte Nils Schmadkte. In vollem Umfang können die Borussen den ersten Heimsieg nicht auskosten – das Pokalspiel am Dienstag gegen Heidenheim rückt direkt in den Fokus. »Das ist sicherlich eine spezielle Konstellation«, sagte Seoane in Bezug auf das schnelle Wiedersehen mit Heidenheim. »Bei den Trainern wird das Kopfkino beginnen. Was macht er, was verändert er? Was machen wir? Und für die Spieler wird es auch eine neue Situation sein, in so kurzer Zeit erneut womöglich gegen denselben Gegenspieler zu spielen.« Klar ist nur: »Es beginnt wieder bei Null«.

von Marc Basten – TORfabrik.de | Foto: Norbert Jansen – Fohlenfoto