29. April 2024

Den Borussen wurden deutlich die Grenzen aufgezeigt

Das 0:3 gegen Bayer Leverkusen war für Borussia Mönchengladbach eine schmerzhafte Standortbestimmung, bei der den Borussen deutlich ihre Grenzen aufgezeigt wurden. Das ist kein Grund, alles schlecht zu machen, doch in der Einzelkritik wird deutlich, dass einige Borussen teils deutlich unter ihrem Niveau gespielt haben.

Jonas Omlin: Musste in seinem ersten Heimspiel mit der Kapitänsbinde gleich dreimal hinter sich greifen. Beim 0:1 zögerte er leicht, ob er herauskommen sollte – anlasten kann man ihm das Gegentor nicht. Beim zweiten und dritten Treffer der Leverkusener konnte der Schweizer nichts ausrichten. In einigen brenzligen Situationen im Fünfer musste Omlin Kopf und Kragen riskieren, zum Glück ging die Kollision mit Boniface glimpflich aus. Mit einigen guten Paraden bewahrte der 29-Jährige seine Mannschaft vor dem vierten Gegentreffer. Im Spielaufbau führte ein etwas leichtfertiger Lupfer zu einer Ecke und viele der langen Bälle versandeten, was aber auch an der mangelhaften Ballbehandlung von Čvančara und Kollegen lag. Note 3,5.

Marvin Friedrich: Kam neu in die Startelf und übernahm die Position rechts in der Dreierabwehr. Es gab viel zu tun und Friedrich erledigte seine Aufgaben in den meisten Fällen seriös. Zweimal unterband er Leverkusener Umschaltsituationen, einmal blockte er zur Ecke. Beim 0:1 und 0:3 konnte er Boniface nicht mehr stoppen, aber es war keineswegs so, dass Friedrich in diesen Situationen schlief. Vorwerfen kann man ihm und dem gesamten Abwehrverbund, dass man so viele Schüsse zugelassen hat. Auf der anderen Seite war Friedrich offensiv der auffälligste Borusse, was alles über das Gladbacher Angriffsspiel aussagt. Aus einer guten Position schoss der 27-Jährige hoch in die Nordkurve, ein Schuss landete am Außennetz und ein Kopfball flog am Tor vorbei. Note 3,5.

Ko Itakura: Als zentraler Akteur in der Dreierkette strahlte er nicht die Souveränität aus, die man von ihm in einer Viererkette gewohnt ist. Es wirkte ein wenig so, als ob der Japaner nicht genau wusste, was er wann zu tun hatte. Er klärte einige Male aufmerksam, musste aber auch mehrfach einen Gegenspieler an sich vorbeiziehen lassen. Für ein notwendiges Foul an der Mittellinie, mit dem er einen Konter unterband, sah der 26-jährige die Gelbe Karte. Ein Kopfball nach einer Honorat-Ecke war richtig gut – leider die Parade von Hradecky auch. Über weite Strecken der zweiten Halbzeit, als die Gäste deutlich den Fuß vom Gas nahmen, agierte Itakura unauffällig und solide. Note 4,0.

Maximilian Wöber: War links in der Dreierkette gefordert und wartete mit einem sehr körperbetonten Zweikampfverhalten auf. Das ist in jedem Fall ein Gewinn für die Borussen, denen es nach wie vor im Kollektiv an Zweikampfhärte fehlt. Der Österreicher bereinigte die Gefahr einige Male in letzter Instanz und rettete einmal vor der Linie. Positiv, dass er in der zweiten Halbzeit nach einer weiteren Chaos-Situation in der Abwehr einige Mitspieler wachzurütteln versuchte. Mit dem Tempo der Leverkusener Angreifer hatte der 25-Jährige einige Probleme und vor dem vorentscheidenden 0:2 verlor er Hofmann aus den Augen. Insgesamt gab es noch einige Abstimmungsprobleme mit den Nebenleuten, die es künftig zu vermeiden gilt. Note 3,5.

Franck Honorat: Wurde in der Nacht vor dem Spiel das erste Mal Vater und hatte nach eigener Aussage nur zwei Stunden geschlafen. Es folgte eine sehr anstrengende und laufintensive Heimpremiere für den 27-Jährigen. Als rechter Schienenspieler war er aufgrund der Leverkusener Überlegenheit über weite Strecken als Rechtsverteidiger einer Fünferkette gefordert. Das erledigte Honorat mit Eifer, doch es wurde nicht nur beim ersten Gegentor deutlich, dass dies nicht seine Kernkompetenz ist und er teilweise seiner Qualitäten beraubt wurde. Er startete ein paar gute Läufe mit Ball, aber sobald es ums Kombinieren ging, verzweifelte er an der nicht vorhandenen Hilfe bzw. an den Ballverlusten der gesuchten Partner. Fantastisch sein Sprint, nachdem er von Plea in Szene gesetzt wurde und er mustergültig Čvančara die hundertprozentige Chance auflegte. Der Franzose gab noch einen Rechtsschuss ab, dem es aber an Präzision fehlte. Ansprechend waren die Standards von Honorat, der in der 79. Minute Platz für Borges Sanches machte. Note 3,5.

Julian Weigl: Begann mit einer guten, schnellen Weiterleitung und bekam für zwei Grätschen Szenenapplaus. Weigl suchte die Zweikämpfe und ging mit der nötigen Intensität zu Werke. Bei vielen Vertikalpässen der Leverkusener war er jedoch zu weit weg vom Gegenspieler, was mit der mangelhaften Kompaktheit zu tun hatte. So kombinierten sich die Gäste mehrfach nahezu ohne Gegenwehr durch die Mitte vor das Tor der Borussen. Dem eigenen Spiel konnte Weigl nur wenig Impulse geben. Zwei, drei gute Weiterleitungen waren dabei, doch insgesamt hatte der 27-Jährige mehr damit zu tun, die weiterhin großen Räume im Sechserraum zuzulaufen. Am Ende war er mit 12,35 Kilometern der Borusse mit den meisten Kilometern. Note 4,0.

Florian Neuhaus: Hatte von Beginn an riesige Probleme beim defensiven Positionsspiel und in den direkten Duellen fehlte jegliche Robustheit. Das Ausweichen gegen Wirtz vor dem 0:3 war eines Bundesligaspielers unwürdig. Nicht nur in dieser Szene unterstrich Neuhaus seine eigene Aussage, dass er kein Sechser ist. Aber auch spielerisch fand Neuhaus angesichts des Drucks und aufgrund der Enge keine adäquaten Lösungen und enttäuschte auf ganzer Linie. In der 67. Minute wurde der 26-Jährige von Reitz abgelöst. Note 5,0.

Joe Scally: Wurde aufgrund des Fehlens von Netz auf die linke Seite beordert. Ein Fehlgriff, wie sich schnell herausstellen sollte. Der US-Amerikaner war zuletzt schon auf ‘seiner’ Seite nicht wirklich stabil, auf links war er bei allem läuferischen Eifer schlichtweg überfordert. Einzig als er hinten links einen Freistoß herausholte, stellte er sich geschickt an. Ansonsten hatte der 20-Jährige große Schwierigkeiten, auch wenn man ihm zugutehalten muss, dass Frimpong wirklich rasend schnell ist. Bei eigenem Ballbesitz war Scally überhaupt kein Faktor – ein kümmerlicher Schuss flog Richtung Oberrang Süd. Note 5,0.

Nathan Ngoumou: Durfte auf der rechten Halbposition ran, wo er zunächst einige Orientierungsprobleme hatte. Als es mal vorne Ballbesitz gab, stand er einige Male Honorat im Weg, wodurch dieser ausgebremst wurde. Bei seinen Antritten musste Ngoumou feststellen, dass er den Gegenspielern nicht einfach davonlaufen konnte. Dass er und Plea einen Seitentausch ausgerechnet in dem Moment vollzogen, als Leverkusen einen Gegenangriff vorbereitete, hätte fast einen weiteren Treffer zur Folge gehabt. Letztlich kam Ngoumou über Ansätze nicht hinaus und machte nach 67 Minuten Platz für Hack. Note 4,5.

Alassane Plea: Spielte halblinks hinter Čvančara und war zunächst damit beschäftigt, hinter den dominanten Leverkusenern herzulaufen. Er führte zwar einige Zweikämpfe, doch meist war er zweiter Sieger. Die eigenen Ballbesitzphasen waren überschaubar und zwei-, dreimal verpufften Ansätze von Plea etwas sehr einfach. Mit einem schönen Pass schickte er Honorat auf die Reise vor Čvančaras Chance und im weiteren Verlauf merkte man dem 30-Jährigen an, dass er gewillt war, etwas zu kreieren. Doch auch er litt unter der Kombinationsschwäche anderer, sodass fußballerische Lösungen nur sporadisch gefunden wurden. Sehr ordentlich war Pleas Distanzschuss in der zweiten Hälfte, der nur knapp am Tor vorbeistrich. Note 4,0.

Tomáš Čvančara: Fing in der Anfangsphase einen Fehlpass ab und setzte Plea in Szene. Der einzige nennenswerte weitere Pass zum eigenen Mann war der zu Honorat vor dessen Schuss in der zweiten Halbzeit. Ansonsten flipperte Čvančara ziemlich viel herum und konnte kaum mal einen Ball festmachen. Er ließ sich mehrfach abkochen und es unterliefen ihm einige technische Unzulänglichkeiten. Diese wurden am offensichtlichsten bei seiner Großchance zum Ausgleich, als er den Ball auf dem Silbertablett serviert bekam, diesen aber kaum traf. Der 23-Jährige arbeitete viel mit nach hinten, setzte seinen Körper ein und sah nach einem Gerangel die zweite Gelbe Karte im zweiten Spiel. Beim 0:2 kam er im eigenen Sechzehner gegen Tah zu spät. Ranos ersetzte den Tschechen in der 79. Minute. Note 5,0.

Robin Hack (67. Minute für Ngoumou): Hatte keine Gelegenheit, in dem beim Stand von 0:3 gelaufenen Spiel noch nachhaltig etwas zu bewegen. In den Szenen, in denen Hack am Ball war, machte er es ordentlich. Ohne Note.

Rocco Reitz (67. Minute für Neuhaus): War bemüht, sich zu zeigen und noch etwas zu initiieren. Aber auch Reitz machte Bekanntschaft mit den Qualitäten von Wirtz. Ohne Note. 

Yvandro Borges-Sanches (79. Minute für Honorat):  Kam noch auf sieben Ballkontakte – zwei Flanken fanden keine Abnehmer. Ohne Note.

Grant-Leon Ranos (79. Minute für Čvančara): Konnte sich bei seinem zweiten Einsatz in der Bundesliga nicht wirklich zeigen. Ohne Note.

Lukas Ullrich (88. Minute für Itakura): Kam zu seinem Bundesligadebüt. Ob er künftig in den Planungen eine größere Rolle spielen wird, bleibt abzuwarten. Ohne Note. 

von Redaktion TORfabrik.de | Foto: Norbert Jansen – Fohlenfoto