2. Mai 2024

Franck Honorat: Der etwas andere Hofmann

Franck Honorat wurde bei seinem Wechsel zu Borussia Mönchengladbach als ‘Hofmann-Nachfolger’ bezeichnet. In gewisser Weise ist der Franzose das, allerdings ist er keine Kopie des nach Leverkusen abgewanderten Nationalspielers.

Die Fußstapfen, die Jonas Hofmann in Mönchengladbach hinterlassen hat, haben keine wirklich dankbare Größe für einen Nachfolger. Hofmann hatte sich in den letzten Jahren zu einem Unterschiedsspieler gemausert und seine Qualitäten gingen über die nackten Zahlen seiner Tore und Assists hinaus. So einen Spieler ersetzt man nicht mal eben im Vorbeigehen – auch nicht ein mit bald 27 Jahren erfahrener Profi wie Franck Honorat. 

Der Franzose muss zunächst einmal den Wechsel aus der französischen Liga in die Bundesliga meistern. Dass es Unterschiede gibt, hat Honorat bereits nach wenigen Wochen festgestellt, wie er am Donnerstag in der Presserunde am Tegernsee zugab. »Es ist eine andere Art zu arbeiten – bei meinem ehemaligen Klub war es nicht so professionell wie bei Borussia. Ich werde gewiss noch etwas Zeit benötigen, um alle Abläufe kennenzulernen und zu verinnerlichen«. Erleichtert wurde der Einstieg durch die vielen französisch sprechenden Spieler und Trainer Gerardo Seoane, mit dem sich Honorat bekanntlich ebenfalls fließend in seiner Muttersprache unterhalten kann.

»Da muss man die richtige Balance finden«

Neben dem ungewohnten Trainingsumfang muss sich Honorat auch noch an eine neue Spielphilosophie gewöhnen. »In Brest haben wir eher defensiv gespielt, hier ist es deutlich offensiver. Diese Spielweise muss ich Schritt für Schritt adaptieren.« Beim Testspiel am vergangenen Samstag in Saarbrücken war Honorat in der Spitze unterwegs. »Das war etwas ungewohnt, weil ich schon länger nicht mehr auf dieser Position gespielt habe«, erklärte er. Entsprechend wirkte Honorat in diesem Match eher wie ein Fremdkörper. »Auf dem rechten Flügel fühle ich mich wohler«, räumte er ein. »Da kann ich die Kollegen mit Flanken und Pässen in Szene setzen und meine Stärken besser einbringen.«

Honorat kann also einen klaren Flügelstürmer geben – oder aber einen ‘Schienenspieler’, wie er das am Mittwoch im Vorbereitungsspiel gegen Ingolstadt machte. Hier war er deutlich präsenter als in Saarbrücken und zeigte sich auch sehr engagiert in der Rückwärtsbewegung. »In St. Étienne und Brest habe ich mich in dieser Rolle zu Beginn schwergetan, weil mir nicht bewusst war, wie viel Defensivarbeit man auf dieser Position verrichten muss. Aber ich habe das schnell gelernt und inzwischen keine Schwierigkeiten mehr. Das Einzige ist, dass man sehr viel Energie aufwenden muss, um dann auch vorne wieder zur Stelle zu sein. Da muss man die richtige Balance finden.«

Bereitschaft und Tempo von Honorat sind auffällig

Gegen Ingolstadt gefiel Honorat mit seinen Antritten und dem einen oder anderen Zuspiel. Zwar klappte längst noch nicht alles, doch die Ansätze waren vielversprechend. Sein Außenristschuss wäre fast erfolgreich gewesen und eine Freistoßflanke touchierte die Latte. Bereitschaft und Tempo des Franzosen waren zudem auffällig. Im Defensivzweikampf hinterließ er einen stabileren Eindruck als Jonas Hofmann, der eher ein Experte im Umgehen dieser Duelle war, was oftmals zulasten der defensiven Struktur ging. 

Auf den ersten Blick hat Borussia mit Franck Honorat einen guten Fang gemacht. Ob er diesen Eindruck bestätigen kann, bleibt freilich abzuwarten. Die Erwartungen an ihn sind nicht gerade gering und er wäre nicht der erste Profi, der sich trotz aller guten Voraussetzungen in einer fremden Liga nicht zurechtfindet. Deshalb klingt der Leitfaden von Frank Honorat vernünftig: »Mein erstes Ziel ist es, bei Borussia und in der Bundesliga anzukommen. Ich muss alles kennenlernen und genau verstehen, was der Trainer von mir persönlich und uns als Mannschaft verlangt.« Und alles andere wird dann kommen.

Franck Honorat im Pressegespräch am Donnerstag in Rottach-Egern (Foto: Norbert Jansen – Fohlenfoto – TORfabrik.de)

von Marc Basten – TORfabrik.de | Foto: Norbert Jansen – Fohlenfoto