25. April 2024

Einzelkritik: Ein anständiger Saisonabschluss im Borussia-Park

Borussia Mönchengladbach deutete bei 2:0-Heimsieg über den FC Augsburg am letzten Spieltag nochmals an, was unter Umständen in dieser Saison möglich gewesen wäre. Der Sieg war souverän und hochverdient, auch wenn Augsburg ein dankbarer Gegner war. Die letzte Einzelkritik der Saison:

Jonas Omlin: Wurde rechtzeitig zum Saisonfinale wieder fit und blieb in seinem 15. Spiel für Borussia zum fünften Mal ohne Gegentor. Geprüft wurde der Schweizer von harmlosen Augsburgern kaum. Die wenigen Pflichtaufgaben löste der 29-Jährige sehr souverän. Sowohl die Schüsse aus der Distanz, als auch hohe Bälle fing er sicher. Seine Strafraumpräsenz ist ein echter Gewinn für die Borussia. Herausragend war Omlins weiter Abwurf über die Mittellinie zu Hofmann, der die Chance bekam, ins leere Tor zu schießen. Note 2,0.

Ko Itakura: Als rechter Innenverteidiger in der Dreierkette machte der Japaner ein unaufgeregtes und sehr stabiles Spiel. Im Gegensatz zu den Vorwochen erlaubte er sich keine Wackler oder sonstige Irritationen. In den Zweikämpfen war Itakura klar und kompromisslos, im Passspiel solide, wenn auch stellenweise etwas bieder. Der 26-Jährige hatte kurz vor dem Seitenwechsel eine Kopfballchance im Anschluss an eine Ecke. Auch im zweiten Durchgang spulte Itakura sein Pensum routiniert ab und ihm reichte eine Laufleistung von gerade einmal 9 Kilometern. Note 3,0.

Nico Elvedi: Als mittlerer Mann der drei Innenverteidiger legte der Schweizer eine seriöse und nahezu fehlerfreie Partie hin. Insoweit war das zum Abschluss auch noch mal ein Fingerzeig des 26-Jährigen, der insgesamt keine gute Saison gespielt hat. Elvedi zeigte ein gutes Positionsspiel, bestritt die Zweikämpfe mit der nötigen Klarheit und ließ sich auch von der Körperlichkeit eines Demirovic nicht aus der Ruhe bringen. Auch in den Luftduellen behielt Elvedi die Oberhand. Im Passspiel war er sicher, aber weitestgehend unauffällig. Note 3,0.

Ramy Bensebaini: Links in der Dreierkette gab der Algerier seine Abschiedsvorstellung und präsentierte sich zumindest äußerlich unbeeindruckt von den respektlosen Pfiffen bei seiner offiziellen Verabschiedung. Stattdessen lieferte der 28-Jährige nochmals eine einwandfreie Leistung ab. Dass er mehr oder weniger als Absicherung für Netz fungieren und dabei seinen eigenen Offensivdrang zügeln musste, nahm Bensebaini professionell hin. Note 3,0.

Stefan Lainer: Bei gegnerischem Ballbesitz rückte er weit zurück und komplettierte die Fünferkette, ansonsten durfte sich der Österreicher auf dem Weg nach vorne austoben. Die Balance bekam Lainer ordentlich hin. Mit 30 Sprints war Lainer in diesem Ranking der aktivste Borusse an diesem Nachmittag. Ein Pass auf Thuram war klasse, zudem hatte er eine Schusschance mit links, bei der er jedoch nicht genug Druck hinter den Ball bekam. Wie schon in Leverkusen zeigte der 30-Jährige einige technische Kabinettstückchen. Seitdem er seine Stutzen so tief trägt, scheint Lainer aufzublühen. Note 2,5. 

Jonas Hofmann: Im Mittelfeld als rechter Achter aufgeboten, war Hofmann überall zu finden. Wie gewohnt lief er sehr viel (11,7 Kilometer) und hatte imposante 131 Ballkontakte. Auch wenn er manchmal im Bemühen schnell zu spielen ein wenig unsauber agierte, machte Hofmann ein starkes Spiel. Mit seinem klugen Assist bereitete er das frühe Tor durch Netz vor, das 2:0 leitete er ein und schloss ‘Hofmann-typisch’ ab – das beherrscht er mittlerweile fast perfekt. Auch der Steckpass auf Stindl war klasse. Ein Freistoß mit dem Innenrist war dagegen arg optimistisch und zum Scheitern verdammt. Im zweiten Durchgang hätte der 30-Jährige nach dem langen Omlin-Abwurf ins leere Tor treffen können, aber sein Heber aus der Distanz verfehlte das Ziel klar. Note 2,0.

Julian Weigl: Dass der 27-Jährige dabei sein konnte, war eine der besten Nachrichten des Tages. Nach dem Tritt des Leverkuseners Hincapié am vergangenen Sonntag hatte man das Schlimmste befürchten müssen, doch Weigl stand gegen Augsburg sogar über die volle Distanz auf dem Platz. Dabei zeigte der Ex-Dortmunder in zentraler defensiver Rolle seine strategischen Fähigkeiten, als er den Angriff zum ersten Treffer mit seinem feinen langen Pass auf Thuram einleitete und auch vor dem 2:0 an der Basis des Spielzugs stand. Weigl verteilte die Bälle ausgezeichnet, weil er erkannt hatte, dass die Augsburger unerwartet viele Passwege geöffnet ließen. Die Fähigkeit, das direkt auszunutzen, stellte Weigl unter Beweis. Gepaart mit seinem läuferischen Einsatz (11,8 Kilometer – Bestwert aller Spieler) war er der Motor im Spiel der Borussia. Zwar unterliefen Weigl auch zwei, drei ungewohnte Fehler, aber der Mut, etwas inszenieren zu wollen, war positiv. Note 2,5.

Florian Neuhaus: Als linker Achter im Mittelfeld hatte der 26-Jährige ein paar gute Ansätze, aber er blieb oft unpräzise beim letzten Pass. Angesichts der Konstellation, dass der Gegner sehr viele Räume ließ, machte Neuhaus insgesamt zu wenig aus seinen Möglichkeiten. Am Einsatz mangelte es nicht, aber es fehlte ihm im entscheidenden Moment an Dynamik und Durchsetzungsvermögen. So vergab Neuhaus die Möglichkeit, kurz nach dem 1:0 direkt nachzulegen und später, als Hofmann perfekt durchstartete, missglückte ihm der Passversuch. Neuhaus machte kein schlechtes Spiel, aber wie so oft in dieser Saison fehlte das gewisse Etwas. Note 3,5.

Luca Netz: Erzielte bereits in der 3. Minute sein erstes Bundesligator für die Borussia, als er die präzise Hereingabe von Hofmann trocken verwertete. Der 20-Jährige wirkte danach beflügelt und nutzte den Raum, den die Augsburger ihm gewährten, für mehrere gute Läufe. So bereitete Netz die Großchance für Thuram vor. Nach einem weiteren guten Antritt verpasste er den Abschluss, weil er sich den Ball partout auf den linken Fuß legen wollte. Defensiv war Netz nicht sonderlich gefordert. Er machte die Wege zurück und behielt in einer Situation auch bei einem hohen Ball die Oberhand und entschied den anschließenden kurzen Zweikampf für sich. Es war der erste Startelfeinsatz für Netz, an dessen Ende ein Sieg stand. Nach 70 Minuten machte er Platz für Wolf. Note 3,0.

Lars Stindl: Schon vor dem Spiel kochten die Emotionen anlässlich des Abschieds des Kapitäns hoch. Stindl unterstrich gegen Augsburg nochmals, dass Borussia einen besonderen Spieler verliert. Er ackerte, führte die Mannschaft an und überzeugte mit seiner Stindl-typischen Fußballintelligenz. Augenfällig war die beim blitzschnellen Doppelpass mit Hofmann, der Stindl den letzten Assist im Trikot der Borussia einbrachte. Ein Schuss des 34-Jährigen aus der Drehung strich haarscharf am Tor vorbei. Alsdann stand er schon zur Ausführung des Elfmeters bereit, der aber zurückgenommen wurde. Stattdessen knallte Stindl den Freistoß fulminant aufs Tor, doch Augsburgs Keeper Koubek parierte mit Gesicht und Hand. Vor einem Abseitstor nach der Pause hatte Stindl uneigennützig abgespielt, danach wollte er unbedingt sein Abschiedstor. Er wirkte kräftemäßig am Limit, doch in der 81. Minute wäre es fast soweit gewesen. Leider hatte er bei seinem Schuss etwas Rücklage und der Ball flog über den Kasten. Danach ging Stindl begleitet von Standing Ovations vom Platz und ließ sich feiern – aus der Kurve erklang bis zum Schlusspfiff durchgehend der Gesang ‘Lars Stindl olé’. Note 2,5.

Marcus Thuram: Auch den Franzosen irritierten die Pfiffe vor der Partie nicht. Er war sichtlich bemüht, nochmals ein ordentliches Spiel hinzulegen und das gelang ihm. Bereits in der 3. Minute war er mit seinem Zuspiel auf Hofmann am 1:0 beteiligt und den zweiten Treffer bereitete er mit dem Klasse-Pass auf Hofmann ebenfalls vor. Thuram selbst hatte die Großchance nach der Netz-Hereingabe, als er den Ball geschickt vom Fuß abtropfen ließ – leider trudelte dieser knapp am Tor vorbei. Vor der Pause wurde der 25-Jährige von Gumny getroffen – der ursprünglich verhängte Elfmeter wurde zwar einkassiert, dafür musste der Augsburger aber wegen einer Notbremse mit der Roten Karte vom Platz. Nach dem Seitenwechsel hatte Thuram noch eine Schussgelegenheit, bevor er in der 70. Minute für Plea das Feld räumte. Immerhin wurde Thuram jetzt anständig mit Applaus verabschiedet. Note 2,5.

Hannes Wolf (70. Minute für Netz): Macht es bei seinem möglicherweise letzten Einsatz für Borussia solide, konnte sich in einem entschiedenen Spiel aber nicht mehr wirklich zeigen. Ohne Note.

Alassane Plea (70. Minute für Thuram): Zeigte noch zwei, drei gute Ansätze, aber wirklich herausstechen konnte der Franzose nicht. Seine schwache Performance im Jahr 2023 bleibt ein ungelöstes Rätsel. Ohne Note.

Patrick Herrmann (85. Minute für Stindl): Kam immerhin noch auf 15 Ballkontakte, wobei er etwas übereifrig und hektisch wirkte. Einmal holte er sich im gegnerischen Strafraum quasi selbst von den Beinen. Ohne Note.

Tony Jantschke (90. Minute für Neuhaus): Sechs Ballaktionen, Passquote 100 %. Ohne Note. 

Marvin Friedrich (90. Minute für Lainer): Vier Ballaktionen, Passquote 100 %. Ohne Note.

von Redaktion TORfabrik.de | Foto: Norbert Jansen – Fohlenfoto