29. April 2024

Einwurf: Der nächste Tiefpunkt ist erreicht

Auch mit etwas Abstand ist das Entsetzen über den Auftritt von Borussia Mönchengladbach im Derby in Müngersdorf nicht gewichen. Anstatt die letzte Chance zu nutzen, in dieser Saison noch mal so etwas wie Wohlgefallen hervorzurufen, wird ein neuer Tiefpunkt erreicht. Und der Trainer steht hilflos daneben.

Das Derby endete torlos und war wenig spektakulär, dennoch könnte man sich noch länger daran erinnern. In der jüngeren Vergangenheit ist es öfter vorgekommen, dass die Prestigeduelle mit dem FC für die Gemengelage bei der Borussia einen Wendepunkt bedeuteten. Auch der trostlose Kick am Sonntag könnte in einigen Monaten als der nächste Tiefpunkt wahrgenommen werden, an dem sie bei Borussia endgültig jeglichen Vertrauensvorschuss verspielt haben.

Mit der Mannschaft hat ein Großteil der Fans längst abgeschlossen. Dass aus dem Team heraus nichts mehr entstehen würde, war allen klar. Also lag die Hoffnung auf Daniel Farke, dass dieser mit seiner Ansprache und Philosophie eine Richtung vorgeben würde, um alle für den anstehenden Umbruch ins Boot zu holen. Dass Farke die Spieler, die aus unterschiedlichen Gründen künftig nicht mehr da sind, so anpacken würde, dass sie in ihrer letzten Saison nochmal richtig etwas reißen. Und dass er die Profis, die weiter in Gladbach bleiben sollen, sichtbar in Richtung des neuen Wegs dirigiert.

Alles wirkt zufallsgesteuert und unausgewogen

Doch was ist passiert? Nach einem hoffnungsvollen Start war zunächst Stillstand angesagt und in den vergangenen Monaten findet eine Rückentwicklung statt. Was daran der ‘Borussia-Weg’ sein soll, bleibt völlig rätselhaft. Von den Spielern macht jeder irgendein Ding, aber nichts gemeinsam. Alles wirkt zufallsgesteuert und unausgewogen. Und der Trainer, von dem man sich erhofft hatte, er würde Feuer und Leidenschaft entfachen können, steht wie in Schockstarre und offensichtlich hilflos daneben.

Wie kann es sein, dass Farke freitags öffentlich die Bedeutung des Derbys ankurbelt und sonntags eine Mannschaft aufs Feld schickt, die völlig uninspiriert vor sich hin kickt? Wie schon mehrfach erwähnt, geht es nicht um die Erwartung, jeden Gegner aus dem Stadion zu schrauben. Es geht auch nicht darum, mit dem Messer zwischen den Zähnen den Rasen zu zertreten (was in Köln auch zwecklos war, angesichts des Ackers). Es geht lediglich darum, dass da eine Mannschaft auf dem Platz steht, die einen gemeinsamen Plan hat und die alles füreinander tut, um diesen umzusetzen. Mit aller Leidenschaft und Energie.

Einen Punkt geholt, aber sehr viel verloren

Stattdessen produzierte Borussia in diesem Derby erbärmlichen Alibi-Fußball, anstatt die letzte Chance zu nutzen, in dieser Saison nochmal etwas Wohlgefallen auszulösen. So gewinnt die sportliche Leitung jedenfalls keine Rückendeckung und sie baut auch kein Vertrauen auf. Im Gegenteil – selbst geduldige Fürsprecher befürchten mittlerweile ernsthaft, dass der neue Weg der Borussia in einem Irrgarten mündet und dass weder Daniel Farke noch Roland Virkus den Plan haben, dort herauszukommen. Borussia hat im Derby zwar einen Punkt geholt, aber ansonsten sehr, sehr viel verloren.

von Marc Basten – TORfabrik.de | Foto: Norbert Jansen – Fohlenfoto