8. Mai 2024

Borussen schlafwandeln durchs Derby

Borussia Mönchengladbach enttäuschte im rheinischen Derby mit einem trägen und uninspirierten Auftritt. Das 0:0 kommt einer gefühlten Niederlage gleich. Die Einzelkritik:

Jonas Omlin: Der Schweizer war der beste Gladbacher an diesem Nachmittag. Allein von der Körpersprache her strahlte er eine gewisse Aggressivität aus, die seinen Vorderleuten abging. Schon in der zweiten Minute war er beim Abschluss von Selke zur Stelle. Die Distanzschüsse von Schindler und Martel hielt der 29-jährige mit Bravour. Auch in der zweiten Halbzeit löste er alle Pflichtaufgaben sicher und souverän. Im Spielaufbau war er nicht zuletzt aufgrund der Einfallslosigkeit der Mitspieler extrem viel eingebunden (90 Ballkontakte). Im Passspiel war er bis auf wenige Ausnahmen sicher, wobei die langen Bälle nur selten einen Abnehmer fanden. Note 2,0.

Joe Scally: Hatte einen schweren Stand, weil die Kölner nahezu jeden Angriff über seine rechte Seite ausführten. Scally hatte große Probleme mit Maina, der ihm mehrfach entwischte. Dabei waren Zweikampfverhalten und Stellungsspiel des US–Amerikaners teilweise arg naiv. Entsprechend sah er früh eine Gelbe Karte, als er Maina nur durch Trikotziehen bremsen konnte. Nach der Pause, als der FC deutlich weniger zielstrebig nach vorn spielte, hatte Scally weitestgehend alles im Griff. Im Offensivspiel war der 20-Jährige nur ansatzweise beteiligt und kein Faktor. Note 4,5.

Ko Itakura: Startete unglücklich in die Partie, als er, allerdings von hinten geschubst, den Ball verlor und beim Versuch zu korrigieren wegrutschte. Danach klärte der Japaner zweimal aufmerksam, leistete sich alsdann aber immer wieder kleinere Flüchtigkeitsfehler. Von der Selbstverständlichkeit der ersten Wochen und Monate in Gladbach ist der 26-Jährige weiterhin ein ganzes Stück entfernt. Nach der Pause klärte Itakura gemeinsam mit Elvedi die meist harmlosen Hereingaben der Kölner in den Gladbacher Strafraum souverän. Im Spielaufbau war Itakura bis auf wenige Ausnahmen sehr zurückhaltend und wählte (zu) oft den Weg über Omlin. Note 4,0.

Nico Elvedi: War der stabilere der beiden Innenverteidiger. Der Schweizer war aufmerksam in den Zweikämpfen und leistete sich keine nennenswerten Schnitzer. Vor allem bei hohen Bällen war sein Timing gut und er köpfte einige Flanken aus der Gefahrenzone. In der Offensive hatte der 26-Jährige selbst eine Chance nach einer Ecke. Im Spielaufbau blieb er ähnlich wie Itakura sehr auf Sicherheit bedacht, trug nichts Nachhaltiges bei und verschleppte das Tempo. Gleichwohl unterlief ihm unbedrängt ein völlig verunglückter Pass ins Seitenaus. Note 3,5.

Ramy Bensebaini: Kehrte nach seiner Sperre zurück in die Startelf. Defensiv hatte Bensebaini deutlich weniger zu tun, als sein Pendant Scally auf der anderen Seite. Der Algerier versuchte sich zwar stellenweise ins Offensivspiel einzuschalten, jedoch blieb vieles Stückwerk. Nach der Pause leitete er mit einer starken Aktion die Chance für Thuram ein. Danach unterliefen ihm mehrere einfache Fehler, worauf er sichtlich genervt reagierte. Der 27-Jährige sah Gelb für Ball wegschlagen. Immerhin scheint er insoweit gelernt zu haben, dass er diesmal den Schiedsrichter nicht noch zusätzlich beleidigte. Dumm war die Aktion dennoch. Note 4,0.

Christoph Kramer: War in zentraler defensiver Rolle um Ordnung bemüht, was dem Routinier allerdings nur teilweise gelang. Er lief zwar gewohnt viele Räume zu, konnte aber bei eigenem Ballbesitz keine Struktur ins Spiel bringen. In den entscheidenden Momenten fehlte es ihm an Tempo und Spritzigkeit. Den einen oder anderen Ball vertändelte Kramer und bei einer solchen Aktion in der zweiten Halbzeit war das äußerst gefährlich. Note 4,0.

Manu Koné: Wurde von den Kölnern sehr intensiv bearbeitet und insgesamt siebenmal gefoult. Sein einziges eigenes Foul wurde mit einer Gelben Karte geahndet, sodass der Franzose im nächsten Heimspiel gesperrt fehlen wird. Koné konnte diesmal dem Gladbacher Spiel keine nennenswerten Impulse geben. Möglicherweise spielten auch seine Wadenprobleme eine Rolle, dass er nicht ganz spritzig und frisch wirkte. Note 4,5.

Jonas Hofmann: Kam überhaupt nicht auf Touren, obwohl er wie gewohnt viel unterwegs war. Die Defensivarbeit erledigte Hofmann eher halbherzig und er war dem teilweise überforderten Scally keine große Hilfe. Seine Tiefenläufe gab es kaum zu sehen und beim Bemühen, ein paar spielerische Komponenten einzubringen, unterliefen dem 30-Jährigen sehr viele leichte Ballverluste. Die beste Offensivaktion des Nationalspielers war der gescheite Pass auf Neuhaus vor der Elfmeterszene. Eine gute Kontermöglichkeit zehn Minuten vor Schluss verdaddelte Hofmann. Seine Standards – sonst eine große Stärke – verpufften allesamt. Note 4,5.

Florian Neuhaus: Wieder in zentraler Rolle aufgeboten und zunächst mit wenig Bindung zum Spiel. Nach einer Viertelstunde senste ihm Hübers im Strafraum das Standbein weg, doch trotz des klaren Fouls gab es keinen Elfmeter. Neuhaus war laufstark, wirklich viel wollte ihm jedoch nicht gelingen. In den direkten Duellen fehlte es ihm mehrfach an der letzten Entschlossenheit, um auch mal durchzuziehen. Gleichwohl hatte der 26-Jährige Borussias beste Chance, als er die Hereingabe von Thuram im Fallen knapp am Tor vorbei spitzelte (54.). Note 4,0.

Lars Stindl: Blieb wie schon gegen Bremen auf der linken Seite vieles schuldig. Gegen Werder blühte der Kapitän erst auf, als er nach der Umstellung zentral spielte. Beim Derby wurde nichts umgestellt und so mühte sich Stindl zwar, blieb aber sehr unglücklich in seinen Aktionen. Dem 34-Jährigen unterliefen mehrere technische Fehler und der eine oder andere gut gemeinte Kombinationsversuch misslang. Im Verlauf der zweiten Halbzeit wirkte er frustriert und haderte zusehends mit dem Umstand, dass er die Kollegen nicht mitreißen konnte. Nach 82 Minuten machte er Platz für Plea. Note 4,5.

Marcus Thuram: Konnte seine Qualitäten einmal mehr nur in Ansätzen auf den Platz bringen. Ein guter Antritt im ersten Durchgang, eine vielversprechende Torchance nach Vorarbeit von Bensebaini, bei der Thuram die Konzentration fehlte, sowie der Sprint über links mit dem Zuspiel zur Neuhaus-Chance waren seine bemerkenswertesten Szenen. Ansonsten konnte er sich als Anspielstation nicht behaupten und kaum mal einen Ball festmachen. In die Luftduelle ging der 25-Jährige nur halbherzig und auch in der Defensivarbeit beließ er es vornehmlich bei Alibiaktionen. Auch wenn man Thuram zugutehalten muss, dass es angesichts des einfallslosen und lahmen Offensivspiels der Mannschaft als zentraler Stürmer undankbar ist, hätte vom Franzosen mehr kommen müssen. Note 4,5.

Alassane Plea (82. Minute für Stindl): Zündete mit zwei Ballaktionen in acht Minuten plus Nachspielzeit wahrlich kein Feuerwerk. Seine Verfassung ist eine der vielen Merkwürdigkeiten bei Borussia. Ohne Note.

Nathan Ngoumou (90. Minute für Hofmann): Kam natürlich viel zu spät, um noch etwas zu zeigen. Das Tempo, welches der 23-Jährige bei seinen immerhin drei Ballaktionen an den Tag legte, bedeutete dennoch einen Hauch Abwechslung zum trägen Ballgeschiebe zuvor. Ohne Note.

von Redaktion – TORfabrik.de | Foto: Norbert Jansen – Fohlenfoto