20. April 2024

3:3! Stindl rettet in letzter Sekunde einen Punkt in Freiburg

Trotz eines 2:0-Pausenstandes durch die frühen Tore von Bensebaini (Handelfmeter) und Embolo musste Borussia Mönchengladbach froh sein, dass Lars Stindl in der Nachspielzeit mit seinem Treffer zum 3:3 noch einen glücklichen Punkt beim SC Freiburg sicherte.

Gladbachs Trainer Adi Hütter nahm gegenüber der Derbypleite vor einer Woche lediglich eine Veränderung in der Startelf vor. Der verletzte Ginter wurde durch Netz ersetzt, Bensebaini rückte wieder in die Dreierabwehrkette. Erstmals nach seiner Corona-Erkrankung gehörte Marvin Friedrich wieder dem Kader an.

Das Spiel begann für die Borussen wie gemalt: Wenige Sekunden nach dem Anpfiff setzte sich Hofmann geschickt – wenn auch an der Grenze zum Foulspiel – gegen Schlotterbeck durch und lief rechts in den Strafraum. Der Nationalspieler wollte den Ball flach in die Mitte passen, doch Höfler kam rutschend dazwischen – lenkte den Ball allerdings mit dem Arm ab. Der Schiedsrichter ließ zunächst weiterspielen, wurde dann aber bei der nächsten Unterbrechung vom VAR zum Bildschirm zitiert – und entschied anschließend auf Elfmeter.

Embolo vollendet Konter überlegt zum 2:0 für Borussia

Eine durchaus umstrittene Entscheidung, was Bensebaini aber nicht weiter tangierte. Er schnappte sich den Ball und verwandelte cool gegen Hollands Nationalkeeper Flekken zur frühen Gladbacher Führung (13.). Freiburg war direkt um eine Antwort bemüht und übernahm klar das Kommando. Die Borussen positionierten sich in einem tiefen 5-3-2 gegen den Ball, was zu einer gewissen Kompaktheit führte. Besonders die Außen Netz und Lainer blieben in der ersten Halbzeit extrem diszipliniert hinten und es gab keine unsinnigen Pressingversuche.

Freiburg wurde gegen kompakte Gladbacher aus dem Spiel heraus zunächst nicht gefährlich – lediglich nach einem abgefälschten Schuss im Anschluss an einem Freistoß wurde es für Sommer in der Anfangsphase mal brenzlig (12.). Auf der anderen Seite zeigten die Borussen Konterqualitäten: Über Koné, Plea und Embolo kam der Ball zu Hofmann, der den durchstartenden Embolo perfekt bediente. Der Schweizer setzte sich stark im Laufduell gegen Schlotterbeck durch und traf überlegt mit rechts zum 2:0 (13.).

Borussia verteidigt bis zur Pause sehr diszipliniert

Ein durchaus überraschender Zwischenstand in Freiburg – was den Pokalfinalisten aus dem Breisgau schon ein wenig aus dem Konzept brachte. Ex-Borusse Grifo hatte nach einer guten Freiburger Kombination zwar eine Schussgelegenheit aus 15 Metern, doch Sommer war auf dem Posten (15.). Ansonsten erzeugten die Gastgeber nur nach ruhenden Bällen wirkliche Gefahr. So in der 31. Minute, als Lienhart nach einer Ecke frei zum Kopfball kam und Sallai den Ball am langen Pfosten fast zum Anschlusstreffer ins Tor bugsiert hätte.

Auf der anderen Seite gab es noch eine Kopfballchance für Embolo nach einer Halbfeldflanke von Beyer (27.), ansonsten war von den Borussen offensiv nicht viel zu sehen. Doch nicht nur angesichts des Spielstands war es legitim, dass man vor allem Wert auf eine geordnete Defensive legte und den Freiburgern bis zum Pausenpfiff keine richtige Tormöglichkeit mehr gestattete.

Ein Witz-Elfmeter und Günters Präzision bringen Freiburg auf Kurs

Nach dem Seitenwechsel wiederholte sich der Spielfilm des ersten Durchgangs – allerdings mit vertauschten Rollen. Unmittelbar nach Wiederanpfiff gab es eine Ecke für Freiburg, die verpuffte. Doch die Gastgeber reklamierten aufgrund eines angeblichen Foulspiels und zum zweiten Mal schaltete sich der VAR ein. Tatsächlich hatte es bei der Ecke eine ‘Allerwelts-Berührung’ von Lainer am Fuß von Höfler gegeben. Der insgesamt sehr unsichere Schiedsrichter Brand entschied – möglicherweise auch noch unter dem Eindruck des umstrittenen Elfmeters im ersten Durchgang – auf Strafstoß für den SC.

Grifo trat an und ließ seinem Ex-Kollegen Sommer keine Abwehrchance (49.). Damit war Freiburg auch ergebnistechnisch wieder voll im Spiel. Die Gastgeber erzeugten Druck und die Gladbacher präsentierten sich weit weniger geschlossen in der Abwehrarbeit, als noch vor der Pause. Das rächte sich in der 61. Minute, als die Freiburger am Gladbacher Strafraum kombinierten und der Ball zu Günter gelangte. Der Nationalspieler zog – nur halbherzig angegriffen von Hofmann – von der linken Strafraumgrenze ab und der Flachschuss rauschte unerreichbar für Sommer zum 2:2 ins Eck.

Stindl trifft aus heiterem Himmel zum 3:3

Borussia hatte also einmal mehr einen komfortablen Vorsprung aus der Hand gegeben und es sollte noch schlimmer kommen. Die Mannschaft zerfiel zwar nicht komplett in ihre Einzelteile, blieb aber bei eigenem Ballbesitz harmlos und in der Arbeit gegen den Ball fehlerbehaftet. So war der Freiburger Führungstreffer in der 80. Minute keine wirkliche Überraschung. Nach einer Ecke – natürlich – durfte Lienhart am Fünfer erneut unbedrängt hochsteigen und diesmal köpfte der Freiburger wuchtig unter die Latte.

Freiburg hatte das Spiel komplett gedreht und durfte sich wie der sichere Sieger fühlen. Das auch, weil die Borussen konsterniert wirkten und ihrerseits offensiv nicht mal ansatzweise gefährlich wurden. Die Freiburger hatten das vierte Tor auf dem Fuß, doch Elvedi klärte so eben noch vor der Torlinie (87.). Es sah so aus, als ob die Breisgauer den Heimsieg locker über die Zeit schaukeln würden, doch in der dritten Minute der Nachspielzeit fiel aus heiterem Himmel doch noch der Ausgleich. Der eingewechselte Herrmann flankte von rechts auf den ebenfalls eingewechselten Stindl, der zwischen zwei Freiburgern zum Kopfball kam und unhaltbar für Flekken zum 3:3 traf.

Trotz 2:0-Pausenführung ein sehr glücklicher Punkt für Borussia

Der Jubel über diesen unerwarteten Treffer hielt sich auch im Block der mitgereisten Gladbacher Fans in Grenzen, was Torschütze Stindl deutlich irritiert zur Kenntnis nahm. Am Ende holte Borussia in einem kuriosen Spiel, das die Schwächen der Gladbacher einmal mehr offenbarte, einen sehr glücklichen Punkt.

Kurzstatistik zum Spiel:

SC Freiburg: Flekken – Kübler (86. K. Schlotterbeck), Lienhart, N. Schlotterbeck, Günter – M. Eggestein, Höfler, Sallai (89. Haberer), Jeong (46. Weißhaupt (55. Schmid)), Grifo – Demirovic (46. Höler)

Borussia Mönchengladbach: Sommer – Beyer (85. Herrmann), Elvedi, Bensebaini – Lainer (69. Scally), Neuhaus (69. Noß), Koné, Netz, Hofmann, Plea (73. Stindl) – Embolo

weiter im Kader: Sippel (ETW), Friedrich, Jantschke, Kramer, Bennetts

Tore: 0:1 Bensebaini (3./HE), 0:2 Embolo (13.) 1:2 Grifo (49./FE), 2:2 Günter (61.), 3:2 Lienhart (80.), 3:3 Stindl (90.+3)

Schiedsrichter: Benjamin Brand

Gelbe Karten: Eggestein – Plea, Koné, Stindl, Bensebaini

Zuschauer: 34.700 (ausverkauft)

von Marc Basten – TORfabrik.de | Foto: Daniel Kopatsch – Getty Images