28. März 2024

Hannes Wolf – ein teurer Abschiedsgruß von Marco Rose

Sehr viel Geld hat Borussia Mönchengladbach für Hannes Wolf gezahlt, doch der Österreicher konnte die Erwartungen nicht mal im Ansatz erfüllen. Jetzt wird der 22-Jährige für ein halbes Jahr in die englische Championship verliehen.

Als Hannes Wolf im Sommer 2020 zu Borussia Mönchengladbach kam, waren die Hoffnungen groß. Schließlich galt der junge Österreicher als eine Art Ziehsohn des damals noch allseits hochverehrten Trainer Marco Rose, der den Offensivspieler bei RB Salzburg unter seinen Fittichen hatte. Oder anders ausgedrückt: Nach Stefan Lainer war es der zweite Wunschspieler von Rose, der in Mönchengladbach anheuerte.

Zunächst war ein Leihgeschäft mit RB Leipzig vereinbart – die erste Coronawelle hatte gerade den Fußballmarkt gehörig durcheinander gewirbelt. Doch offensichtlich hatten die Verantwortlichen der Borussia die finanziellen Folgen der Pandemie unterschätzt, denn die Vereinbarung mit RB beinhaltete eine Kaufverpflichtung, die ganz und gar nicht den veränderten Gegebenheiten angepasst war. Nach einer bestimmten – sehr überschaubaren – Anzahl von Pflichtspielen musste Borussia den Österreicher fest verpflichten und neben der Leihgebühr von 1,5 Millionen noch geschätzte 9,5 Millionen drauflegen.

Das nennt man wohl blöd gelaufen, denn Marco Rose gewährte seinem Schützling zwar die notwendigen Einsatzzeiten, konnte ihn aber nicht auf das Level bringen, das eine so hohe Ablöse auch nur im Ansatz gerechtfertigt hätte. Als Rose sich im Sommer verdrückte, hinterließ er auf vielen Ebenen einen Scherbenhaufen – und quasi als teuren Abschiedsgruß Hannes Wolf. Einen Spieler, an dessen Fähigkeiten es große Zweifel gab und dessen feste Verpflichtung dem Klub endgültig jeglichen finanziellen Spielraum nahm, als der angestrebte Verkauf von Zakaria, Thuram & Co. im Sande verlief. Die letzte Hoffnung bestand darin, dass Adi Hütter seinen Landsmann Hannes Wolf dahin bekommen könnte, dass sich die Investition nicht als völliges Desaster entpuppen würde.

Doch nach anfänglichem Zutrauen kühlte das Verhältnis Hütter-Wolf ziemlich schnell ab. Zwar bescheinigte Hütter dem Offensivspieler gute Trainingsleistungen, aber das waren wohl nur die üblichen Worthülsen. Denn Wolf wurde immer mehr zum Bankdrücker und spielte kaum mehr eine Rolle. Ende Oktober, beim Sieg gegen Bochum, stand er zuletzt auf dem Platz. Auch die schlimme Krise bei Borussia änderte nichts an der Situation – Adi Hütter hat offensichtlich keine Verwendung für Wolf. Oder wie Max Eberl in der Pressemitteilung vom Donnerstag zitiert wird: »Hannes braucht für seine Entwicklung mehr Einsatzzeit als wir ihm im Moment bieten können.«

Deshalb wird Wolf bis zum Saisonende auf Leihbasis bei Swansea City in der englischen Championship (2. Liga) kicken. Dort geht es körperlich ganz gut zur Sache und es wird für Wolf, der gerade in diesem Bereich erhebliche Defizite hat, gewiss eine herausfordernde Angelegenheit. Bei der Borussia wird man still und leise abwarten müssen, wie sich die Sache entwickelt. Der 22-Jährige hat in Gladbach noch einen gut dotierten Vertrag, der zweieinhalb Jahre läuft. Ob Borussia aus dieser Sache noch irgendwie mit einem blauen Auge rauskommt, ist mehr als nur fraglich.

von Marc Basten – TORfabrik.de | Foto: Norbert Jansen – Fohlenfoto