24. April 2024

Einzelkritik: Der Befreiungsschlag zum richtigen Zeitpunkt

Borussia Mönchengladbach sicherte sich verdientermaßen den ersten Saisonsieg, doch der Erfolg gegen Arminia Bielefeld musste hart erarbeitet werden. Noch ist vieles Stückwerk im Spiel der Fohlen. Die Einzelkritik:

Yann Sommer: War zunächst nur als Anspielstation im Aufbau gefordert, wobei er einige Male den Tanz auf der Rasierklinge wagte, als er von den Bielefeldern unter Druck gesetzt wurde. In der Nachspielzeit des ersten Durchgangs hätte der Schweizer den ersten – sehr schwachen – Schuss von Okugawa festhalten können oder vielleicht sogar müssen. Beim Rebound des Japaners war Sommer dann chancenlos. Nach der Pause griff er bei zwei Kopfbällen und einem Distanzschuss sicher zu und lenkte den Schöpf-Schuss mit einer starken Reaktion um den Pfosten. In der Schlussphase machte sich Sommer im kurzen Eck breit, um den Versuch von Hack aus spitzem Winkel zu parieren. Note 3,0.

Jordan Beyer: Rechts in der Dreierkette aufgeboten, machte es der 21-Jährige über weite Strecken ordentlich. In den Zweikämpfen behielt er meist die Oberhand, das Stellungsspiel bzw. die Abstimmung mit den Kollegen ist ausbaufähig. In der Spieleröffnung wenig auffällig – einmal rannte er mit dem Ball am Fuß sehr kopflos in die Gegenspieler hinein. Vor dem Ausgleich war Beyer auf rechts unterwegs – Scally als Absicherung funktionierte in diesem Fall nicht. Nach der Umstellung auf Viererkette nach einer Stunde spielte er Rechtsverteidiger, was er bis auf kleinere Ausnahmen gut löste. Beyer gewann die meisten Zweikämpfe (13) und war mit 33,47 km/h der schnelleste Spieler auf dem Platz. Note 3,5.

Matthias Ginter: Als mittlerer Akteur der Dreierabwehrkette mit den meisten Ballaktionen (111) und erfolgreichen Pässen (89). Die Fehlpässe resultierten aus den Versuchen, etwas risikoreicher aufzubauen. Beim Angriff zum 1:0 schaltete er sich mit ein und war beim Schuss von Stindl im gegnerischen Strafraum. So richtig wohl schien sich Ginter als zentraler Mann der Dreierkette allerdings nicht zu fühlen – in einigen Situationen reagierte er zögerlich. Vor dem 1:1 konnte er Okugawa nicht mehr ins Abseits stellen und kam dann zu spät, um noch einzugreifen. Als später auf Viererkette umgestellt wurde, wirkte der Nationalspieler sicherer. Note 3,5.

Nico Elvedi: Links in der Dreierkette positioniert, machte der Schweizer ein unauffälliges Spiel. Zu Beginn stand er einmal schlecht bei einer Schussgelegenheit für Wimmer und in zwei, drei weiteren Situationen passten die Abstände nicht. Auch er wirkte sattelfester, nachdem wieder auf Viererkette umgestellt wurde. Von seinen 13 Zweikämpfen gewann der 24-Jährige zehn. Im Passspiel beließ er es wie gewohnt beim einfachen Zuspiel ohne Risiko. Note 3,5.

Denis Zakaria: Als alleiniger Sechser zunächst hauptsächlich um die Absicherung bemüht, was ordentlich funktionierte. Im Passspiel war der Schweizer gewohnt sicher, seine Dynamik deutete er vor dem Seitenwechsel jedoch nur an. Das änderte sich im zweiten Durchgang, als der 24-Jährige zum ‚Unterschiedsspieler‘ avancierte. Die Vorbereitung zum 2:1 war schon klasse, getoppt wurde sie nur von Zakarias Aktion beim 3:1. Da schüttelte er drei Gegenspieler in der eigenen Hälfte ab, zog los und lief, nachdem er abgespielt hatte, konsequent durch und verwertete schließlich im Rutschen das Anspiel von Herrmann zu seinem zehnten Bundesligatreffer. Der Schweizer hatte mehrere Aktionen, in denen der ‚alte‘ Zakaria zu sehen war. Davon gerne wieder mehr. Note 2,5.

Joe Scally: Auf der rechten Seite im Fünfermittelfeld mit einem großen Aktionsradius. Der US-Boy war der laufstärkste Borusse (11,5 Kilometer), zog die meisten Sprints an (26) und kein anderer Gladbacher führte mehr Zweikämpfe (21) als er. Zwangsläufig schlichen sich einige Fehler ein, weil Scally zu sehr mit dem Kopf durch die Wand wollte. Doch seine forsche Art war schon belebend. Vor dem Ausgleich hatte er die Absicherung von Beyer übernommen, doch er schaltete gegen Okugawa nicht schnell genug. Nach der Auswechslung von Netz und der Umstellung auf Viererkette spielte Scally links hinten, wo er etwas unauffälliger agierte. Note 3,5.

Jonas Hofmann: Spielte rechts im Mittelfeld als Achter, rückte bei Ballbesitz aber mehrfach mit ein, um die Zehnerposition zu besetzen. Hofmann vollzog einige gute Läufe in die Tiefe und brachte mit mehreren Sprints Dynamik ins Spiel. Bei zwei oder drei Aktionen fehlte jedoch die nötige Konsequenz. Nach Scally-Flanke hatte Hofmann eine gute Chance, als er eine Direktabnahme mit rechts nicht platzieren konnte – hier hätte er besser mit links abgeschlossen. Vor dem Abseitstor antizipierte er hervorragend und hätte lieber alleine den Abschluss suchen sollen, anstatt auf Plea abzuspielen. Nach 35 Minuten wurde Hofmann wegen muskulärer Probleme behandelt – zur Pause musste er ausgewechselt werden. Note 3,0.

Florian Neuhaus Auf der linken Achterposition aufgeboten, suchte der 24-Jährige einige Male gut den Anschluss nach vorne und sorgte für eine bessere Strafraumbesetzung als zuletzt. In der Rückwärtsbewegung war Neuhaus fleißig und konnte mit zwei gelungenen Grätschen die Gefahr eines Gegenangriffs bannen. Im Spielaufbau unterliefen ihm jedoch einige einfache Fehler – so auch vor dem 1:1, als er durch die Mitte einen für Plea nie zu erreichenden Pass spielte, während in seinem Rücken alles offen war. Nach der Pause im rechten Mittelfeld unterwegs, häuften sich Stockfehler und Unachtsamkeiten – nach 67 Minuten wurde er von Bénes abgelöst. Note 4,0.

Luca Netz: Startelfdebüt für den Neuzugang aus Berlin, der auf ‚seiner‘ Position auf der linken Seite im Mittelfeld spielte. Der 18-Jährige wirkte zu Beginn gegen den Ball noch etwas ‚suchend‘, fand sich dann aber ganz ordentlich zurecht. Auffällig waren einige gute Sprints und auch sein Passspiel war okay. Bei einem Umschaltangriff über Stindl und Plea war er gut durchgestartet, sein Schussversuch missriet jedoch. An der Entstehung des 1:0 war Netz maßgeblich beteiligt, als er sich im Zweikampf behauptete und Stindl anspielte. Nach 58 Minuten musste Netz – geschwächt durch einen Infekt – mit Krämpfen raus. Note 3,5.

Lars Stindl: Der Kapitän kam sehr holprig ins Spiel und es unterliefen ihm einige ungewohnt unsaubere Aktionen am Ball. Gelungen war dagegen die Einleitung der Netz-Chance. Beim Führungstor hatte Stindl das Glück des Tüchtigen, weil der eigentlich wenig gefährliche Distanzschuss entscheidend abgefälscht wurde. Der 33-Jährige hängte sich wie gewohnt rein und belohnte sich mit dem Doppelpack. Der Laufweg und der platzierte Kopfball zum 2:1 waren mustergültig. Auch beim 3:1 war Stindl mit dem Zuspiel auf Herrmann beteiligt. In der 77. Minute machte er Platz für Embolo. Note 3,0.

Alassane Plea: Rochierte viel und zeigte sich vor allem mit mehreren guten Ablagen und Pässen – u.a. vor der Chance von Netz. Weil Plea oft auf die Flügel auswich, kam er selber selten in Abschlussposition. Nach dem Zuspiel von Hofmann erzielte der Franzose zwar ein Tor, doch das wurde wegen Abseits wieder einkassiert – das war unbedacht von Hofmann und Plea gleichermaßen. Eine gute Schussgelegenheit hatte der 28-Jährige kurz nach der Pause, als er im Anschluss an einen Doppelpass knapp flach am Tor vorbei schoss. Note 3,5.

Hannes Wolf (46. Minute für Hofmann): Rückte nach seiner Einwechslung auf die linke Halbposition. Der 22-Jährige war gewohnt giftig, packte gut zu und war stets auf Balleroberungen aus. Auch seine Läufe nach vorne waren gut, weil er den Anschluss suchte und den Strafraum mit besetzte. Ein nennenswerter Torabschluss blieb Wolf allerdings verwehrt. Note 3,5.

Patrick Herrmann (58. Minute für Netz): Stürmte über die rechte Seite und bereitete den Stindl-Treffer mit einer präzisen Flanke vor und legte für Zakaria mit einem überlegten Querpass auf. Eine eigene gute Chance konnte der 30-Jährige nicht nutzen. Ohne Note.

László Bénes (67. Minute für Neuhaus): Wirkte nach seiner überraschend früh beendeten Zwangspause frisch, zeigte sich und forderte die Bälle. Den Angriff zum 2:1 leitete Bénes mit seinem Zuspiel auf Zakaria ein. Kurz vor Schluss hätte Bénes selbst treffen müssen, als er nach einem von ihm mit inszenierten feinen Spielzug aus kurzer Distanz an Ortega scheiterte. Ohne Note.

Breel Embolo (77. Minute für Stindl): Feierte seine Saisonpremiere, konnte sich aber nicht mehr nachhaltig in Szene setzen. Ohne Note.


von Redaktion TORfabrik.de

Foto: Norbert Jansen / Fohlenfoto / TORfabrik.de