24. April 2024

Yann Sommer wird zum Elfer-Helden gegen Frankreich

Die Schweiz steht nach einem atemberaubenden Fußballspiel im Viertelfinale der WM. ‚Borussia Schweiz‘ besiegte Weltmeister Frankreich mit viel Moral und einem Yann Sommer in ungewohnter Rolle als Elfmeter-Killer.

Es war ein denkwürdiges EM-Achtelfinale, in das die Schweiz mit drei Spielern von Borussia Mönchengladbach in der Startelf (Yann Sommer, Nico Elvedi und Breel Embolo) gestartet war. Denis Zakaria blieb erneut komplett außen vor, bei Frankreich saß Marcus Thuram zunächst auf der Bank, wurde aber in der Verlängerung eingewechselt.

Dass es in Bukarest überhaupt zu einer Verlängerung kommen würde, hatte sich lange Zeit nicht abgezeichnet. Zwar waren die Eidgenossen im ersten Durchgang das bessere Team und führten zur Pause verdient durch ein Tor von Haris Seferovic. Doch als der Ex-Wolfsburger Rodriguez in der 55. Minute mit einem Foulelfmeter an Frankreichs Keeper Lloris scheiterte, schien das Unheil für die Schweiz ihren Lauf zu nehmen.

Frankreich zu siegessicher – Xhaka ein großartiger Anführer

Frankreich drehte richtig auf und Karim Benzema traf fast im Gegenzug innerhalb von 102 Sekunden (57./59.) zweimal – der Weltmeister war plötzlich in der Spur, die Schweizer wirkten konsterniert. Bis dahin hatte Yann Sommer einen unerwartet ruhigen Abend verlebt, doch beim ersten Gegentor wurde er von der überragenden Ballmitnahme von Benzema überrascht und tauchte im Eins-gegen-Eins zu früh ab. Vor dem 1:2 reagierte Sommer zunächst gut, konnte beim Abschluss von Benzema dann aber nichts mehr ausrichten.

Vergeblich flog Borussias Nummer 1 dann in der 75. Minute, als Pogba mit einem Kunstschuss in den Winkel auf 3:1 für Frankreich stellte. Für alle Beobachter – und ganz offensichtlich auch die Franzosen – war das die Entscheidung in diesem Spiel. Doch die Schweizer behielten den Kopf oben und angeführt von einem großartigen Granit Xhaka machten sie das Unmögliche möglich. Seferovic (81.) und Gavranovic (90.) erwischten die siegessicheren Franzosen auf dem falschen Fuß – und katapultierten die Schweiz in die Verlängerung.

Embolo engagiert – Elvedi nahezu fehlerlos

Breel Embolo stand zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr auf dem Platz. Der Borusse war nach einer engagierten und kräftezehrenden Vorstellung elf Minuten vor Ende der regulären Spielzeit ausgewechselt worden. Nominell war der Gladbacher als zweite Spitze aufgeboten, doch tatsächlich arbeitete er meist im Mittelfeld. Nico Elvedi blieb über die kompletten 120 Minuten ein überaus verlässlicher Innenverteidiger in der Dreier- und später der Viererkette. Er entschied mehrere Duelle gegen Kylian Mbappé für sich und machte ein nahezu fehlerloses Spiel.

Die Schweiz gestaltete das Geschehen in der Verlängerung offen und auch, weil Sommer u.a. gegen Pavard parierte, gab es nach tollen 120 Minuten Elfmeterschießen. An diesem nahm auch Marcus Thuram teil, der in der 112. Minute eingewechselt wurde und damit seine EM-Premiere feierte. Der Gladbacher sollte eigentlich wegen Adduktorenproblemen nicht im Kader stehen, doch bei seinem Kurzeinsatz zeigte er auf der linken Seite gute Ansätze.

Thuram überwindet Sommer – Mbappé nicht

Und Thuram wurde auch für das abschließende Elfmeterschießen gebraucht. Im reinen Gladbach-Duell hielt er als dritter Schütze der Franzosen dem Druck stand und überwand Sommer. Der schien sein Torwartspiel etwas umgestellt zu haben, jedenfalls entschied er sich, anders als bei den Elfmetern im Gladbach-Trikot, nicht frühzeitig für eine Ecke. So auch beim entscheidenden fünften Elfmeter, den Sommer gegen Kylian Mbappé parierte und damit zum Helden für die Schweizer wurde.

Nico Elvedi und auch Granit Xhaka wird es besonders gefreut haben, dass sie nicht mehr antreten mussten. Die Schweiz verdiente sich den Einzug ins Viertelfinale mit toller Moral und krönte einen fantastischen Fußball-Montag, an dem zuvor bereits Spanien und Kroatien beim 5:3 für beste Unterhaltung gesorgt hatten. Spanien heißt auch der nächste Gegner für die Eidgenossen – am Freitag um 18 Uhr in St. Petersburg wartet auf die Schweizer Borussen der nächste dicke Brocken.

von Redaktion TORfabrik.de