20. April 2024

Einzelkritik: Ein ordentliches, aber kein gutes Auswärtsspiel

Borussia Mönchengladbach hat bei Union Berlin nicht enttäuscht, konnte aber auch nicht wirklich überzeugen. Von daher ist das Remis ein folgerichtiges Resultat. Die Einzelkritik:

Yann Sommer: Verlebte in seinem Kerngeschäft einen sehr ruhigen Nachmittag, weil es kaum Torabschlüsse der Gastgeber gab. Die wenigen Pflichtaufgaben löste Sommer ohne Probleme – ob bei einer Hereingabe in den Strafraum oder bei zwei, drei Bällen, die doch auf sein Tor kamen. Ein wenig brenzlig war es lediglich in der 50. Minute beim Schuss von Teuchert aus spitzem Winkel, den der Schweizer jedoch souverän mit dem Fuß parierte. Beim Gegentor trifft ihn keine Schuld, auch wenn der Ball bei der Freistoßflanke eine gefühlte Ewigkeit in der Luft war und ein Torwart durchaus hätte rauskommen können. Allerdings war die Distanz – gerade für einen Keeper wie Sommer, der eher zurückhaltend beim Herauslaufen ist – doch sehr weit. Kurz vor der Pause, als Bensebaini nach einem langen Ball einen Eckball verursachte, monierte dieser allerdings zurecht, dass Sommer auf der Linie stehen blieb. Als mitspielender Torwart machte es der 32-Jährige ausgesprochen gut mit einer hohen Passgenauigkeit. Note 2,5.

Stefan Lainer: War in der ersten Halbzeit ein Aktivposten auf dem Weg nach vorne. In der zweiten Minute prüfte er Keeper Luthe mit einem Flachschuss aus spitzem Winkel, etwas später bei einem Konter war er erneut gut mitgelaufen, doch Plea ‘klaute’ ihm den Ball. Defensiv führte der Österreicher einige klasse Zweikämpfe, u.a. gegen Gießelmann. Nach der Pause kam der 28-Jährige nicht mehr so zum Zuge. Eine flache Hereingabe wurde abgefangen, eine Flanke geriet zu weit und eine Viertelstunde vor Schluss führte Lainers Ballverlust zu einer Kontermöglichkeit der Berliner. In Bezug auf Einsatzwillen und Laufbereitschaft gab es wie gewohnt nichts auszusetzen. Note 3,0.

Matthias Ginter: Da sich die Berliner Offensivbemühungen – mit Ausnahme einer Phase nach der Pause – in Grenzen hielten, blieben die Bewährungsproben für den Nationalspieler überschaubar. In zwei, drei Situationen antizipierte er aufmerksam, kurz nach dem Seitenwechsel klärte er zunächst in Bedrängnis und blockte den anschließenden Distanzschuss. Nicht so souverän sah Ginter bei der Aktion von Teuchert aus, den er recht einfach ziehen und aus spitzem Winkel zum Abschluss kommen ließ. Im Spielaufbau agierte Ginter mit Übersicht und einigen gelungenen längeren Pässen. Vorne trat der 27-Jährige nach einer Viertelstunde nach einer Hofmann-Ecke in Erscheinung, doch sein Kopfball flog letztlich ungefährlich über den Kasten. Bei den vielen Ecken in der Nachspielzeit kam er nicht in Position. Note 3,0.

Nico Elvedi: Weil Union fast gänzlich auf ein hohes Anlaufen verzichtete, hatte Elvedi im Spielaufbau unzählige Ballkontakte. Er beschränkte sich zumeist auf den Sicherheitspass. Zwei- oder dreimal traute er sich zu, einen Gegenspieler zu umlaufen und richtig mit anzuschieben. Diese Situationen muss der Schweizer, gerade gegen so einen kompakt stehenden Gegner, öfter suchen, um für mehr Variabilität im ansonsten zu durchschaubaren Aufbauspiel zu sorgen. Beim Gegentor sah Elvedi nicht gut aus, weil er Knoche ziehen ließ und in letzter Instanz im Getümmel nicht mehr stören konnte. Nach der Pause klärte er jeweils einmal am Boden und in der Luft in brenzligen Situationen. Note 3,0.

Ramy Bensebaini: Gab sich defensiv keine Blöße, ging aufmerksam und resolut in die Zweikämpfe und entschied laut Statistik alle Duelle für sich. Dafür kam er im Offensivspiel nicht so zur Geltung wie gewohnt, weil die Berliner ihn sehr effektiv bearbeiteten. Dennoch schaltete sich der 25-Jährige immer wieder mit ein, ohne sich jedoch entscheidend durchsetzen zu können. Eine nennenswerte Torchance war der Kopfball in der letzten Minute der Nachspielzeit, als Bensebaini den Ball nach Stindl-Ecke über den Kasten beförderte. Wichtig war eine Klärungsaktion in der 71. Minute, als er einen Flachschuss aus dem Rückraum sieben Meter vor dem Tor abwehrte. Note 3,0.

Christoph Kramer: War beim ersten Angriff in der 2. Minute involviert, als er im Strafraum auf Lainer ablegte. Bereits in der 8. Minute sah er für ein Halten gegen Ingvertsen hinter der Mittellinie Gelb und musste fortan in den Zweikämpfen Vorsicht walten lassen. Das war in zwei, drei Situationen zu sehen, als Kramer gerade noch rechtzeitig zurückzog. Die Vorbelastung dürfte auch ein Grund dafür gewesen sein, dass er bereits nach knapp einer Stunde von Neuhaus abgelöst wurde. Über weite Strecken des ersten Durchgangs fand Kramer keinen rechten Zugriff. Hier und da agierte er zu kompliziert oder sehr zögerlich. Auch den Chippässen fehlte die Genauigkeit. Nach der Pause ging der 29-Jährige etwas bissiger und zielgerichteter zu Werke. Note 3,5.

Denis Zakaria: Als zweiter Sechser neben Kramer und später Neuhaus aufgeboten. Der Schweizer war im ersten Durchgang mit der stärkste Borusse. Es war ihm deutlich anzumerken, dass ihm diese Position mehr liegt, als die auf der Seite. Defensiv trat er zunächst mit einem guten Kopfball in Erscheinung, später überzeugte Zakaria mehrfach mit gutem Stellungsspiel am und im eigenen Sechzehner. Im Aufbau war er ausgesprochen passsicher und startete zudem einige Läufe auf seine typische Art. Es blieb zwar zumeist bei Ansätzen, was aber auch daran lag, dass die Kollegen nicht entsprechend mitzogen. Trotzdem hatte man zeitweise im ersten Durchgang den Eindruck, dass da wieder der ‘alte’ Zakaria auf dem Platz stand. Kurz vor der Halbzeit sah er Gelb für ein notwendiges taktisches Foul, was dazu führte, dass er nach der Pause in einigen Zweikämpfen sehr vorsichtig zur Sache ging. Ein Ballverlust des 24-Jährigen führte zu einem Konter von Union, den Teuchert allerdings verschluderte. Note 3,0.

Hannes Wolf: Stand etwas überraschend in der Startelf und übernahm im 4-4-2 die Position auf der rechten Seite. Der Österreicher war in der Anfangsphase recht auffällig, beim ersten Angriff nach zwei Minuten setzte er sich gut durch und passte auf Kramer. Wolf war auch danach aktiv und versuchte sich in Szene zu setzen, doch es kam letztlich nicht sehr viel dabei heraus. Seine Pässe und Weiterleitungen waren – bis auf einige wenige arg lässig gespielte Bälle – ordentlich. Problematisch war auch diesmal sein Zweikampfverhalten. In einigen Situationen fehlte es Wolf an der Körperlichkeit, darüber hinaus bestritt er mehrere Zweikämpfe eher ungeschickt. Fußballerisch kam nicht viel – die beste Szene war der Steckpass auf Thuram, nachdem er zuvor einen unfreiwilligen Doppelpass mit sich selbst gespielt hatte. In der Nachspielzeit wurde der 21-Jährige von Herrmann abgelöst. Note 4,0.

Jonas Hofmann: Auf der linken Seite aufgeboten, fand Hofmann keinen richtigen Zugang zum Spiel. Er lief zwar viel, aber trat als erster Anläufer nicht wie gewohnt in Erscheinung und eroberte auch deutlich weniger Bälle als sonst. Der 28-Jährige startete zwar einige Läufe in die Tiefe, doch entweder blieben die Anspiele aus oder aber er wurde noch im letzten Moment gestört, wie im Anschluss an die Kopfballverlängerung durch Plea nach knapp einer halben Stunde. Den Standards von Hofmann fehlte dieses Mal die letzte Schärfe. Zwei technische Fehler zum Ende des ersten Durchgangs machten deutlich, dass es nicht Hofmanns Tag war. Dennoch war er an der entscheidenden Situation der zweiten Halbzeit maßgeblich beteiligt, als er den Doppelpass mit Plea spielte und dem Torschützen im Fallen bzw. fast im Sitzen auflegte. Eine Viertelstunde vor Schluss machte er Platz für Stindl. Note 4,0.

Marcus Thuram: Als zweiter zentraler Angreifer neben Plea war der 23-Jährige nach zwei Minuten bei der Entstehung der Chance für Lainer beteiligt. Danach hatte Thuram aber einige Mühe, sich in Szene zu setzen. Die Räume waren eng, er konnte kaum Tempo aufnehmen und kam nur selten in Abschlusspositionen. Nach einer Hofmann-Ecke köpfte er am langen Pfosten vorbei, nach der Pause traf er nach Wolf-Steckpass den Ball nicht voll und schoss daneben. In der Nachspielzeit – Thuram kam nach der Auswechslung von Hofmann über links und wirkte da besser aufgehoben – schoss er zunächst flach am Tor vorbei, ehe er nach einer Stindl-Ecke mit einem Kopfballaufsetzer an Karius scheiterte. Der läuferische Einsatz des Franzosen war in Ordnung und er arbeitete auch mit nach hinten. Das allerdings nicht immer glücklich – so verschuldete er den Freistoß vor dem 0:1. Note 4,0.

Alassane Plea: War am ersten Angriff in der 2. Minute beteiligt, verzog danach eine Flanke von rechts und stibitze kurz darauf dem besser positionierten Lainer den Ball, um das Leder alsdann hinter das Tor zu flanken. Gelungen war Pleas Kopfballweiterleitung auf Hofmann nach knapp einer halben Stunde, als dieser im letzten Moment am Abschluss gehindert wurde. Der Franzose bot sich zwar immer wieder an und legte weite Wege zurück, doch in letzter Instanz blieb vieles Stückwerk. Ab und an kam er dem Ball nicht energisch genug entgegen. Als einmal die Lücke da war, schlug Plea eiskalt zu. Dem Doppelpass mit Hofmann folgte der typische Plea Move mit einem präzisen Schuss ins lange Eck. Diese Schusstechnik ist wirklich Extraklasse. Danach hatte der 27-Jährige noch zwei, drei gute Szenen – ein Schuss aus ähnlicher Position wie beim Tor in der 90. Minute wurde geblockt. Note 3,5.

Florian Neuhaus (58. Minute für Kramer): Sah nur vier Minuten nach seiner Einwechslung die Gelbe Karte, kam danach aber nicht mal im Ansatz in die Gefahr eines Platzverweises. Mit Neuhaus kam etwas mehr Zielstrebigkeit ins Gladbacher Mittelfeld, weil der 23-Jährige die vertikalen Lösungen suchte. Dabei präsentierte er sich ausgesprochen passsicher, auch wenn ihm letztlich das entscheidende Zuspiel nicht gelang. Ein langer Pass in der Nachspielzeit ermöglichte Thuram eine Chance. Als Musterbeispiel für das Spiel im Stadion an der Alten Försterei kann die Szene kurz vor Schluss herhalten, als Neuhaus ganz stark den Ball eroberte und mit langen Schritten nach vorne lief, um dann von Friedrich abgegrätscht zu werden. Note 3,0.

Lars Stindl (75. Minute für Hofmann): Übernahm die Position neben Plea, während Thuram nach links ging. Stindl fand keine wirkliche Bindung, einmal verlor er den Ball gegen drei Berliner. In der Nachspielzeit trat er fünf Ecken in Folge – das Siegtor wollte nicht gelingen. Ohne Note.

Patrick Herrmann (90.+2 für Wolf): Ohne Ballkontakt und ohne Note bei seiner 100. Einwechslung.

Breel Embolo (90.+2 für Plea): Kein Ballkontakt, aber ein Gegnerkontakt per Foulspiel: Der anschließende Freistoß aus dem Halbfeld konnte zum Glück vernünftig verteidigt werden. Ohne Note.

von Redaktion TORfabrik.de