29. März 2024

Einwurf: Borussia hat zu wenig gewagt, um zu gewinnen

Das 1:1 bei Union Berlin ist ein gerechtes Resultat, allerdings wäre für Borussia Mönchengladbach auf dem Weg in Richtung Platz 4 durchaus mehr drin gewesen. Doch der Balanceakt der Risikoabwägung brachte am Ende nur diesen einen Zähler.

Dass es an der Alten Försterei ein kompliziertes Spiel für Borussia Mönchengladbach war, dürfte niemanden überrascht haben. Marco Rose hatte im Vorfeld detailliert erläutert, welche Qualitäten und Tugenden Union in die Waagschale wirft und wie unangenehm es wird, dagegen anzuspielen. Genau das bestätigte sich an diesem kalten Nachmittag in Köpenick. Die kantigen Unioner rannten unermüdlich die Räume zu – mit 122 Kilometern liefen sie letztlich über 6 Kilometer mehr als die Borussen – und ließen den Gladbachern keine Luft zum Atmen, sobald diese über die Mittellinie kamen.

An diesem Stil haben sich in dieser Saison schon mehrere der vermeintlichen Topteams die Zähne ausgebissen. Weil Union eben nicht nur das Spiel des Gegners extrem einengt, sondern seinerseits über Qualitäten beim Umschalten verfügt. Es war also ein Balanceakt der Risikoabwägung für Borussia: Geht man offensiv All-In und versucht, die Berliner permanent so zu stressen, dass sie irgendwann auseinanderfallen, riskiert aber gleichzeitig, dass man ausgekontert wird? Oder kontrolliert man das Spiel und gibt seinerseits kaum Räume her, auch wenn das auf Kosten des Balltempos in der gegnerischen Hälfte geht und es zwangsläufig nur wenige Torchancen geben wird?

Letztlich ist das Remis genau das Resultat, das dieses Spiel verdient hatte

Die Borussen entschieden sich für die zweite Variante und entsprechend verlief das Spiel. Die Gladbacher hatten ein leichtes optisches Übergewicht und mehr Ballbesitz, Union hielt dagegen und verengte die Räume. Die Borussen suchten die Lücke mit beherrschtem Geduldsspiel, kamen aber über Ansätze nicht hinaus. Derweil standen die Fohlen ihrerseits defensiv so gut geordnet, dass die Berliner aus dem Spiel heraus chancenlos waren. Das Gegentor nach einem Standard war natürlich höchst ärgerlich, veränderte die Statik des Spiels jedoch nicht. Und weil Borussia nach einer Stunde der sehenswerte Ausgleich gelang, blieb die Gemengelage auch in den letzten dreißig Minuten plus Nachspielzeit weitestgehend unverändert.

Sicher, ein Siegtreffer für Borussia lag im Bereich des Möglichen. Allein bei den fünf Ecken in der Nachspielzeit war der Lucky-Punch greifbar – sogar einen Handelfmeter hätte es noch geben können. Aber letztlich ist das Remis genau das Resultat, das dieses Spiel verdient hatte. Für einen Sieg hat Borussia letztlich zu wenig gewagt, aber mehr Wagemut hätte eben auch nach hinten losgehen können. Von daher muss man diesen Punkt und die positiven Dinge mitnehmen. Zwar ist Borussia im Rennen im Platz 4 nicht vorangekommen, ein richtiger Rückschlag ist es allerdings auch nicht.

von Marc Basten – TORfabrik.de