28. März 2024

Einzelkritik: Solche Arbeitssiege gehören auch dazu

Borussia Mönchengladbach hat gegen Werder Bremen nicht wirklich überzeugt, aber am Ende stehen drei Punkte auf der Habenseite. Solche Arbeitssiege gehören auch dazu, wenn man nach oben blicken will. Die Einzelkritik:

Yann Sommer: Zeigte beim Volley von Schmid eine super Parade und bewahrte sein Team vor einem frühen Rückstand. Nach seinem Foul an Sargent im Anschluss an die Kopfabwehr vor dem Strafraum entschied der Schiedsrichter zum Glück auf Vorteil. Sommer wäre ansonsten wegen Verhinderung einer klaren Torchance vom Platz geflogen. Der Unparteiische wertete Sommers Foul als Notbremse, doch weil er danach den Vorteil gewährte, gab es schließlich nur die Verwarnung statt des Platzverweises. Bei der anschließenden Ecke hatte Sommer am kurzen Pfosten Mühe bei der Verarbeitung des Balles, so dass eine weitere Ecke gab. Im zweiten Durchgang rettete der 32-Jährige hervorragend gegen Mbom, der allerdings im Abseits stand. Das Glück des Tüchtigen hatte Sommer in der 87. Minute, als der Ball nach dem Pfostenschuss von Rasica nicht von seinem Rücken ins eigene Tor prallte. Note 2,5.

Stefan Lainer: Rückte in der Anfangsphase weit mit nach vorne und suchte mehrfach vergeblich Anspielstationen. Hinten rettete er bei einem Bremer Konter per Hacke, was aber zur Vorlage zum Schmid-Volley wurde. Lainer bedankte sich anschließend überschwänglich bei Sommer für dessen Glanzparade. Einige Male wuselte sich Lainer am Gegner vorbei und holte die vorletzte Ecke vor der Pause heraus. Nach dem Seitenwechsel versuchte er es vermehrt mit flachen Zuspielen in den Strafraum. Nach einem Konzentrationsfehler bei der Annahme rutschte ihm ein Ball ins Seitenaus. Stark war die Balleroberung des 28-Jährigen gegen Friedl, die anschließende Flanke auf Plea geriet dann einen Tick zu hoch. Note 3,5.

Matthias Ginter: Machte an seinem 27. Geburtstag ein solides Spiel und rettete nach dem Ausflug von Sommer wieder einmal auf der Linie. Ginter drängte Sargent gut ab und klärte darüber hinaus zweimal mit gutem Stellungsspiel. Ein Kopfball nach Plea-Flanke war die letzte Offensivaktion des ersten Abschnitts. Nach der Pause wurde er von Sargent gefoult, der dafür Gelb sah. Ginter verteidigte sauber gegen Gebre Selassie, ließ allerdings in der Schlussphase Rashica zum Abschluss kommen, der zum Glück nur den Pfosten traf. In den letzten Minuten gewann Ginter dafür gleich mehrere bedeutsame Kopfballduelle. Note 3,0.

Nico Elvedi: Hätte schon nach sechs Minuten die Weichen stellen können, als er nach einer Freistoßflanke von Wendt eine freie Kopfballchance hatte. Doch der Schweizer beförderte den Ball kraftlos in die Arme des Torwarts. Hinten klärte Elvedi aufmerksam gegen Schmid und mit einer Grätsche bei einem gefährlichen Pass von Sargent. Im eigenen Strafraum mit zwei wichtigen Kopfballklärungen. Ein schludriger Fehlpass blieb ohne Folgen. Nach dem Wechsel lenkte er zunächst einen Sargent-Schuss zur Ecke, ehe er nach der Freistoßflanke von Bénes mit einem schönen Kopfball das Tor des Tages markierte. Kurz darauf köpfte er nach einer Ecke in Rücklage über den Kasten – Plea hinter ihm war besser positioniert. Nach hinten heraus mit kleineren Wacklern – so verlor Elvedi vor dem Pfostentreffer das Luftduell gegen Osaka und kurz darauf ging er nur halbherzig in einen Zweikampf. Note 3,0.

Oscar Wendt: Rotierte für Bensebaini in die Startelf. Der Schwede brachte die gute Freistoßflanke von rechts zur Kopfballchance von Elvedi. Über links aus dem Spiel heraus wollten ihm die wenigen Flankenversuche nicht gelingen – gleich zweimal traf er direkt den vor ihm stehenden Gegenspieler. Wichtig war die Klärungsaktion des 35-Jährigen vor Gebre Selassie nach einer Flanke kurz nach der Pause. Später sah Wendt Gelb für ein Muss-Foul im Mittelfeld zur Verhinderung eines Bremer Konters. Wendt spulte sein Programm emotionslos und zuverlässig ab, hatte aber weder defensiv noch offensiv wirklich bemerkenswerte Szenen. Nach 73 Minuten wurde er von Bensebaini abgelöst. Note 3,5.

Christoph Kramer: Begann mit einer guten Pressingaktion und war auch in der Folgezeit, als Borussia extrem viel Ballbesitz hatte, eine zentrale Figur. Kramer passte sicher und klug, war aber meist fern von echten Lösungen. Teilweise suchte er schier endlos eine Abspieloption. Gelungen war der Pass auf Lainer kurz vor der Pause. In der Rückwärtsbewegung war der 29-Jährige sehr aufmerksam. Bei einem Bremer-Konter nach Wolf-Fehlpass bereinigte Kramer die Gefahr, später griff er noch in zwei, drei Situationen, wo es brenzlig hätte werden können, wirkungsvoll ein. Eine riskante Weiterleitung zu Ginter blieb folgenlos, weil Ginter gefoult wurde. In der Schlussphase unterliefen Kramer einige Ungenauigkeiten, u.a. ein Querschläger zum Gegner. Note 3,0.

Florian Neuhaus: Konnte den Kreativpart im Mittelfeld gegen den zunächst sehr defensiven Gegner nicht ausfüllen. Zu Beginn landete ein Pass in Richtung Wendt im Nichts und alsdann beschränkte sich Neuhaus zusehends auf die sicheren Passvarianten. Er war fast unsichtbar, leistete sich aber auch keine nennenswerten Fehler. Im ersten Durchgang probierte es der 23-Jährige mit einem Distanzschuss, der jedoch genauso harmlos war, wie ein weiterer Versuch unmittelbar nach Wiederanpfiff. Nach knapp einer Stunde räumte er für Bénes das Feld. Note 4,0.

Patrick Herrmann: War in der Anfangsphase recht auffällig, als er den Freistoß zur Elvedi-Chance herausholte und viel unterwegs war. Er tauschte früh mit Hofmann die Seite, hatte aber große Probleme beim Direktspiel. Das nahm auf dem ohnehin begrenzten Raum den Flow aus den Angriffen bzw. stoppte sie gleich komplett. Herrmanns beste Aktion war der lange Ball in den Lauf von Hofmann, als Pavlenka Foul spielte. Ansonsten fehlte es Herrmann auch an der Spritzigkeit, um sich mal im Eins-gegen-Eins zu behaupten. In der 59. Minute machte er Platz für Stindl. Note 4,5.

Hannes Wolf: Rotierte in die Anfangself und es war ihm anzumerken, dass er sich zeigen wollte. Das gelang insofern, als dass er umtriebig war, Pavlenka anlief und diesen zu einem Ballverlust nötigte. Doch im Zusammenspiel mit den Kollegen offenbarten sich teils erhebliche Mängel: Mehrere Missverständnisse (Hofmann, Plea) führten zu Ballverlusten und die Aktionen wirkten wenig koordiniert. Der 21-Jährige war in Tornähe zu hastig, seine Zuspiele meist ungenau. Ein Katastrophenpass zurück in die Füße von Schmid ermöglichte Werder einen ersten Konter. Zweimal hatte Wolf im Sechzehner eine Abschlussmöglichkeit (15., 28.) – beide Male wurde er von Friedl entscheidend gestört. Als Herrmann rausging, rückte er auf die rechte Seite. Mehrfach – und nicht zum ersten Mal – war zu beobachten, dass Wolf dem Ball nicht gewollt und energisch genug entgegenkommt, so dass der Gegner leichtes Spiel hat. Immerhin holte er den Freistoß zur Führung raus. In der 85. Minute, als auf Dreier- bzw. Fünferkette umgestellt wurde, wurde Wolf gegen Jantschke ausgewechselt. Note 4,5.

Jonas Hofmann: Auf der linken Seite in der offensiven Dreierreihe aufgeboten, kam Hofmann schwer in die Partie. Er startete mit einem verunglückten Freistoß aus dem Halbfeld und lief in der ersten Viertelstunde zweimal ins Abseits. Nach einem langen Ball von Herrmann wurde er von dem aus seinem Strafraum herausstürzenden Pavlenka ziemlich hart erwischt. Den fälligen Freistoß aus dem Halbfeld spielte Hofmann ins Nichts – alle Mitspieler blieben stehen. Nach dem Seitenwechsel schien es der 28-Jährige erzwingen zu wollen, konnte sich aber nicht durchsetzen. Erst nach der Einwechslung von Stindl lief es für Hofmann spielerisch besser. In der Schlussphase holte er bei einem Entlastungskonter mit Ziel Eckfahne geschickt einen Einwurf heraus. Note 4,0.

Alassane Plea: Hatte es als vorderste Spitze auf engem Raum schwer, sich durchzustehen. Insgesamt war der Franzose zwar recht aktiv, aber nicht effektiv. Bei einem Kopfball nach einer Ecke aus dem Rückraum war die Distanz zu groß, ein zentraler Schussversuch wurde geblockt. Ansonsten wollte Plea sehr oft mit dem Kopf durch die Wand, was nicht nur beim völlig missglückten Solo nach einer halben Stunde nichts einbrachte. Zugutehalten muss man dem 27-Jährigen, dass ihm die Partner für zielgerichtete Kombinationen fehlten. Vor der Pause schlug er eine Halbfeldflanke für Ginter, nach dem Wechsel verpasste er eine Lainer-Flanke, die etwas zu hoch war. Pech hatte Plea in der 70. Minute, als er nach einer Ecke aus guter Position nicht zum Kopfball kam, weil Elvedi ihm den Ball ›wegschnappte‹. Kurz darauf wurde er von Zakaria abgelöst. Note 4,0.

László Bénes (59. für Neuhaus): Übernahm zunächst die Rolle von Neuhaus und als Zakaria eingewechselt wurde, rückte er hinter Stindl. Der 23-Jährige hinterließ einen spritzigen Eindruck und sorgte für Belebung. Die Freistoßflanke zum Siegtor war perfekt geschnitten, die Ecke kurz darauf zur Kopfballchance Elvedi/Plea ebenfalls. In der 93. Minute gelang Bénes eine wichtige Störaktion am eigenen Sechzehner. Ohne Note.

Lars Stindl (59. für Herrmann): Übernahm die Position hinter und später von Plea und setzte mit gleich drei Fouls innerhalb der ersten Minuten ein Zeichen. Dank Stindl wurden die Angriffe endlich flüssiger ›aneinandergehäkelt‹. Ohne Note.

Ramy Bensebaini (73. für Wendt): Half als Kopfballspieler mit bei den vielen hohen Bällen der Bremer in der Schlussphase. Bensebaini löste seine Aufgaben – bis auf zwei etwas zu hektische Aktionen – solide. Ohne Note.

Denis Zakaria (73. für Plea): Ordnete sich rechts neben Kramer ein und kam einmal mit Hilfe von Stindl bis in den gegnerischen Strafraum durch. Bis auf einen zu lässigen Pass in Richtung Wolf machte Zakaria es ordentlich. Am Ende brachte ein schlauer Ballgewinn Zeit. Ohne Note.

Tony Jantschke (85. für Wolf): Mit seiner Einwechslung wurde in den letzten fünf Minuten plus Nachspielzeit auf Dreier- bzw. Fünferkette umgestellt. Jantschke ging kein Risiko, drosch einen Ball hoch in Block 8 und wenig später flach Richtung Block 10. Glück hatte er, als er den Ball unfreiwillig zur Chance von Bittencourt ›flipperte‹. Ohne Note.

von Redaktion TORfabrik.de