26. April 2024

Die Einzelkritik: Auf der letzten Rille zum späten 3:3

Borussia Mönchengladbach holte bei Eintracht Frankfurt einen Punkt der Moral. Fußballerisch war die Leistung enttäuschend, auch wenn die hohe Belastung, der tiefe Boden, der Schiedsrichter und die nickeligen Frankfurter zur Geschichte des Spiels dazugehören. Die Einzelkritik.

Yann Sommer: Kehrte nach seiner Pause gegen Berlin wieder ins Gladbacher Tor zurück. Zunächst war er vor allem als Anspielstation eingebunden, wenn die Frankfurter ein Offensivpressing aufzogen und Sommer (zu) oft von den Kollegen gesucht wurde. Eine Hereingabe hielt er am kurzen Pfosten gut, dazu war der 31-Jährige sicher bei einem Younes-Schuss sowie bei einem weiteren Versuch eines Frankfurters aus der Distanz. Beim Elfmeter war es wie immer, auch an den beiden anderen Gegentreffern traf ihn keine Schuld. Wobei er an einem richtig guten Tag den zweiten hätte abwehren können. Note 3,0.

Stefan Lainer: Bekam es auf seiner Abwehrseite mit Frankfurts Schlüsselspieler Kostic zu tun. Kostic setzte sich zwei-, dreimal durch – ansonsten engte Lainer die Kreise des Serben beständig ein. Einmal spielte Lainer mit links ins Seitenaus, um Gefahr abzuwenden. Lainer hatte einige gute Ballgewinne, war jedoch im Passspiel etwas hektisch. Seine Hereingaben gerieten meist ungenau. Beim Handelfmeter hatte der 28-Jährige das Pech, von Hinteregger angeschossen zu werden. Vorne verlängerte Lainer eine Bénes-Ecke am ersten Pfosten per Kopf, was Stindl und Ginter nicht ausnutzen konnten. Nach hinten raus ackerte der Österreicher wie gewohnt mit, aber auch bei ihm sind die Kräfte endlich. Note 4,0.

Matthias Ginter: Hatte in der Anfangsphase nach Hacken-Zuspiel von Thuram die Riesenchance zur frühen Führung, traf den Ball aber nicht richtig. Ein Befreiungsschlag von Ginter an der Seitenlinie kam postwendend zurück und ermöglichte Kostic freie Fahrt. Beim zweiten Gegentor passte die Abstimmung mit Elvedi nicht und Silva lief Ginter davon. Barkoks Tänzchen zum dritten Frankfurter Treffer ließ Ginter einfach so über sich ergehen. Im Spielaufbau gab es viele lange Bälle, was aber auch dem Zustand des Platzes geschuldet war. Bei einer Bénes-Ecke hatte Ginter nach der Verlängerung durch Lainer und Stindl aus kurzer Distanz eine Möglichkeit, wurde jedoch geblockt. Der 26-Jährige verhinderte nach der Pause so gerade noch den vierten Frankfurter Treffer, als er am kurzen Pfosten gegen Silva klärte. Note 4,0.

Nico Elvedi: Kam eigentlich ganz vernünftig in die Partie und blockte einen Ball von Kostic mit gutem Stellungsspiel zur Ecke und fing Younes einmal rechtzeitig ab. Doch vor dem 1:2 verschätzte er sich und versuchte erst gar nicht, noch hinterherzukommen. Elvedis Verhalten beim Barkok-Treffer hatte mit Bundesligafußball nichts zu tun. Der 24-Jährige wirkte regelrecht apathisch und tapste träge herum. Auch später ließ er sich von Silva einfach abkochen und hatte weiterhin große Koordinationsprobleme. Im Ballbesitz verlief es immer nach dem gleichen Schema: Zurück auf Sommer und sich dann links anbieten. Immerhin holte der Schweizer am Ende vorne noch eine Ecke raus. Note 5,0.

Oscar Wendt: War von Beginn an um Risikovermeidung bemüht und beförderte u.a. einen Ball zur Ecke, obwohl das nicht wirklich nötig war. Der 35-Jährige beschränkte sich bei seinen Aktionen auf das Wesentliche. Auf dem Weg nach vorne spielte er einen Steilpass auf Thuram, dazu prima auf Plea und später Embolo. Defensiv machte es der Schwede ordentlich. In der 82. Minute räumt er den Platz für Traoré, als in Überzahl die Offensive gestärkt wurde. Note 3,5.

Christoph Kramer: Nachdem er gegen Hertha 90 Minuten geschont wurde, ging Kramer in Frankfurt relativ frisch in die Partie. In der guten Anfangsphase der Borussia war er mit zwei, drei Weiterleitungen dabei. Im weiteren Verlauf wurde es aber mühseliger und vor allem gegen den Ball passte die Abstimmung mit Bénes nicht. Vorne versuchte es Kramer mit einem sehr unbeholfenen Schuss, hinten konnte er das 1:3 auch nicht mehr verhindern, nachdem Elvedi und Ginter ausgetanzt wurden. Nach der Pause gemeinsam mit Zakaria bemüht, aber mit zu vielen Kombinationsversuchen, die zum Scheitern verurteilt waren. Nach hinten raus war Kramer einer der Antreiber, der auch nach dem Ausgleich noch nicht genug hatte und in der 97. Minute nach vorne drängte und auf Thuram chipte. Note 3,5.

László Bénes: Startelfdebüt für den Slowenen, der mit einem starken Verlagerungspass anfing und später mit einem zielstrebigen Antritt durchs Mittelfeld den Freistoß herausholte, der das 1:0 brachte. Es ergaben sich allerdings auch Missverständnisse – u.a. mit Lainer – und Ballverluste beim 23-Jährigen. Da war ihm die fehlende Matchpraxis anzumerken. Sein lascher Pass in Richtung Plea ermöglichte Frankfurt den Umschaltangriff zum 3:1. Zur Pause war Feierabend für Bénes – Zakaria kam in die Partie. Note 4,0.

Hannes Wolf: Spielte zu Beginn in mehreren Situationen keck auf, eroberte in Zusammenarbeit mit Lainer einige Bälle und wirkte teilweise richtig spritzig. Doch mit der Zeit machte Wolf immer öfter die Bekanntschaft mit seinem Landsmann Hinteregger, der ihn einige Male mit seiner Körperlichkeit abkochte. In diesen Situationen fehlt dem 21-Jährigen die Explosivität, einen solchen Klotz von Gegenspieler zu düpieren. Als das Spiel zugunsten der Eintracht kippte, war von Wolf nicht mehr viel zu sehen. Er kam bis zur Pause auf 19 Ballaktionen und wurde zur zweiten Halbzeit durch Lazaro ersetzt. Note 4,0.

Lars Stindl: Natürlich der Spieler des Abends mit seinem Dreierpack. Aber auch der Kapitän hatte über weite Strecken einen schweren Stand und wohl die meiste Mühe mit dem tiefen Boden. Sein Freistoßtor war klasse, auch wenn die Frankfurter Mauer nicht gut gestellt war und Trapp den Ball durchaus abwehren konnte. Stindl hängte sich wie gewohnt rein, ging weite Wege und teilte in den nickeligen Duellen auch mal aus – inklusive einem kleinen Scharmützel mit Younes. Auch beim 32-Jährigen lief im zweiten Durchgang nicht wirklich viel zusammen, aber als es drauf ankam, war er da. Der Elfmeter war ziemlich schlapp in seine Lieblingsecke geschossen – zum Glück haute Trapp sich die Kugel noch selbst rein. In der Nachspielzeit mit dem gelbwürdigen Foul beim Frankfurter Konter, als der Referee auf Vorteil entschied. Im Gegenzug war es dann Stindl, der den Ausgleich per Doppelkopfball erzwang. Der Erste war schon gut und kräftig nach unten geköpft, da parierte Trapp stark. Doch gegen Stindls Entschlossenheit beim Rebound war dann nichts mehr zu machen. Note 2,5.

Marcus Thuram: In der Anfangsphase mit dem Hacken-Zuspiel zu Ginter und mit einem guten Pass in den Lauf von Plea. Beim gemeinsamen Pressing machte der Franzose sehr ordentlich mit. Allerdings häuften sich die Ungenauigkeiten beim 23-Jährigen, u.a. leistete er sich einen Annahmefehler im Mittelkreis und mehrere Fehlpässe. Aus einem Luftduell mit Hinteregger resultierte ein Bogenlampen-Kopfball, der fast in den Winkel geflogen wäre. Thuram ging über die volle Distanz, die fehlende Frische war ihm bei jedem Schritt anzusehen. In der 97. Minute hätte er Embolo fast noch per Kopf erreicht. Note 4,0.

Alassane Plea: War zu Beginn bei ein paar Szenen beteiligt, konnte aber u.a. die Situation nach Thuram-Pass nicht heißmachen. Ein Abspiel hinter dem Standbein landete beim Gegner. Eine gute Hereingabe auf Thuram verpasste dieser um eine Fußspitze. Vor dem dritten Gegentor ging er nicht energisch genug dem Bénes-Pass entgegen und lamentierte dann, als der Gegenangriff startete. Nach der Pause trat der 27-Jährige kaum noch in Erscheinung und machte nach gut einer Stunde – wohl auch angeschlagen – Platz für Embolo. Note 4,5.

Valentino Lazaro (46. Minute für Wolf): Übernahm die Position von Wolf auf der rechten Seite. Der Österreicher spielte solide und leistete sich kaum Fehler im Passspiel. Richtig auffällig wurde der 24-Jährige allerdings nicht. In der einen oder anderen Situation scheint ihm noch die letzte Spritzigkeit zu fehlen. Note 3,5.

Denis Zakaria (46. Minute für Bénes): Machte es als zweiter Sechser neben Kramer defensiv ordentlich, auch weil Frankfurt so wie gar nichts mehr nach vorne machte. Zakaria spielte viele kurze sichere Pässe, ohne dabei aber etwas zu initiieren. In einigen Zweikämpfen agierte der 24-Jährige sehr zurückhaltend. Glück hatte der Schweizer, dass sein Foul gegen Kohr haarscharf vor dem Strafraum war. Note 4,0.

Breel Embolo (62. Minute für Plea): Brachte etwas von der Entschlossenheit auf den Platz, die zuvor im Offensivspiel fehlte. Beim Frankfurter Freistoß von der Strafraumgrenze lenkte Embolo den Ball entscheidend zur Ecke. Kurz darauf lief er couragiert durch die Mitte nach vorne und ließ sich trotz zweier Attacken von Rode nicht fallen und wurde schließlich von Abraham gefoult, der dafür Gelb-Rot sah. Etwas Glück hatte Embolo, dass es im anschließenden Getümmel für seinen Schubser gegen den nervenden Rode nur jeweils Gelb für beide gab. Alsdann holte Embolo den Elfmeter heraus – da wurde er klar getroffen. Und schließlich gab Embolo den Pass auf Traoré vor dem Ausgleich. Ohne Note.

Ibrahima Traoré (82. für Wendt) War nach dem Platzverweis für Frankfurt und der damit verbundenen Überzahl für Borussia die letzte offensive Patrone im Gürtel von Marco Rose. Traoré kam über links, spielte einen Kurzpass zu Lazaro und rundete einen schnellen Kurz-Sprint mit einem Pass zu einem Frankfurter ab. Dafür war die Flanke zum Ausgleich richtig fein. In der letzten Szene des Spiels verzettelte sich Traoré. Ohne Note.

von Redaktion TORfabrik.de