25. April 2024

Die Borussen waren von Anfang an bei der Sache

Borussia Mönchengladbach hat sich zum Pflichtspielauftakt keine Blöße gegeben und war von Anfang an bei der Sache. Die Erkenntnisse für die Bundesliga halten sich allerdings in Grenzen.

Die Borussen haben gegen Oberneuland ihre Hausaufgaben gemacht und die Forderung von Marco Rose, von Beginn an konsequent und konzentriert zu Werke zu gehen, umgesetzt. Eine Benotung der Spieler erübrigt sich an dieser Stelle, denn dazu war der Qualitätsunterschied zum tapferen Gegner aus Bremen einfach zu groß. Stattdessen fassen wir die Kurzeindrücke zusammen:about:blank

Tobias Sippel: Durfte nach langer Zeit mal wieder ein Pflichtspiel bestreiten. Vor der Pause war ihm furchtbar langweilig, weil er überhaupt nichts zu tun bekam. Immerhin coachte er deutlich vernehmbar mit Kommandos für seine Vorderleute. Nach dem Seitenwechsel wehrte Sippel einmal gut im kurzen Eck ab, so richtig gefordert wurde er weiterhin nicht.

Stefan Lainer: War von der ersten Minute an auf Betriebstemperatur und jagte jedem Ball hinterher. In der Defensive gab es kaum was zu tun, dafür schaltete er sich immer wieder angriffslustig nach vorne ein. Bereitete das 1:0 vor, als er einem eigentlich schon verlorenen Ball nachsetzte und sich bissig gegen zwei Gegenspieler durchsetzte. Zur Pause war Feierabend – Belastungssteuerung nach den anstrengenden Länderspielen für Österreich.

Matthias Ginter: Borussias Abwehrchef hatte in seinem Kerngeschäft alles im Griff – die Offensive von Oberneuland war quasi nicht vorhanden. Ginter schaltete sich immer wieder in den Spielaufbau mit ein und spielte mehrmals gute Crossbälle hinter die Kette.

Nico Elvedi: Wie sein Nebenmann hatte er in der Innenverteidigung alles unter Kontrolle, zweimal lief er den Gegenspieler gekonnt ab. Im Aufbau agierte er gewohnt sicher und nahezu fehlerlos. Verwertete die Freistoßflanke von Hofmann mit einem platzierten Kopfball zum 5:0-Pausenstand. Auch Elvedi wurde nach zuletzt zweimal 90 Minuten für die Schweiz in der zweiten Halbzeit geschont.

Ramy Bensebaini: Auch er hatte in der Defensive kaum etwas zu tun und wenn, dann räumte er kompromisslos auf. Nach der Pause ging er einmal unnötig hart zur Sache. Ansonsten trieb er sich viel in der gegenrischen Hälfte herum und harmonierte auffällig gut mit Hofmann. Ein Kopfball des Algeriers im Anschluss an eine Ecke flog knapp vorbei, dafür landete sein Distanzschuss mit rechts trocken und sehenswert im Tor.

Christoph Kramer: Übernahm zumeist die defensivere Rolle im Mittelfeld, nahm jedoch immer wieder am Offensivspiel teil und fungierte als überlegter Ballverteiler. Mehrmals probierte er es mit langen Bällen in die Spitze. Prima funktionierten das Zusammenspiel und die Abstimmung mit Mittelfeldpartner Neuhaus. Kramers Fehlpass nach direkt nach Anpfiff der zweiten Hälfte leitete die Großchance für Oberneuland ein.

Florian Neuhaus: Ein absoluter Aktivposten und der auffälligste Gladbacher an diesem Nachmittag. Neuhaus war die zentrale Figur im Zentrum und gestaltete das Spiel mit guter Übersicht und schlauen Pässen. Vor allem im Zusammenspiel mit Stindl leitete Neuhaus viele gefährliche Angriffe ein. Neben seinen zwei eigenen Treffern, als er gut antizipierte, bereitete er zwei weitere Tore vor. Auch für die Stabilität war Neuhaus wichtig – bei eigenen Eckbällen verhinderte er als Absicherung zweimal einen möglichen Konter.

Hannes Wolf: War bei seiner Pflichtspielpremiere für Borussia sichtlich darauf aus, unbedingt sein Tor zu machen. Grundsätzlich ist eine solche Zielstrebigkeit lobenswert, allerdings wäre in der einen oder anderen Situation das Zuspiel auf den besser positionierten Mitspieler sinnvoll gewesen. Richtig Pech hatte er bei seiner Chance kurz vor der Pause, als sein Flachschuss ganz knapp am Tor vorbeistrich. Wolf zeigte sich engagiert im eins-gegen-eins und ging mit ordentlichem Tempo in die Dribblings. Zwei, drei technische Fehler – so verlor einmal nach einer kurzen Ecke in gefährlicher Positon den Ball – schlichen sich ein. Nach einer Stunde wurde Wolf von Traoré abgelöst.

Lars Stindl: Hatte zu Beginn eine sehr gute Chance, als er aus kurzer Distanz am Torwart scheiterte. Danach war der Kapitän vor allem als nimmermüder Verbindungsspieler im Offensivmittelfeld zu finden. Er setzte viele Akzente und spielte oftmals den überlegten vorletzten Pass vor einem Torabschluss. Per Doppelpass mit Traoré bereitete Stindl das 7:0 vor. Ein eigener Treffer blieb ihm verwehrt – auch weil Thuram einen vielversprechenden Schuss von Stindl unfreiwillig blockte.

Jonas Hofmann: War aktiv am Spielgeschehen beteiligt und verstand sich auf der linken Seite sehr gut mit Bensebaini. Hofmann erzielte das 3:0 mit einem überlegten Schuss aus halblinker Position und bereitete das 5:0 per Freistoß vor. An seinem Kopfballspiel muss er allerdings noch arbeiten – die Riesenchance nach der Pause musste er zwingend nutzen, doch er scheiterte aus kurzer Distanz am Torwart. Neben der gewohnt hohen Laufleistung gefiel Hofmann auch mit seinen gut getimten Ecken und Freistößen.

Patrick Herrmann: Der einstige Flügelflitzer etabliert sich vor dem Saisonstart in zentraler Rolle. Das ist zwar auch der dünnen Personaldecke im Sturm geschuldet, doch Herrmann zeigte, wie schon in Venlo, eine ansprechende Leistung im Sturmzentrum. Von Anfang an ging er motiviert vielen Bällen nach. Er hatte einen guten Tiefgang und sorgte für Gefahr, öffnete aber auch Räume, welche die Mitspieler nutzen konnten. Beim 1:0 rutschte er gut in den Ball und spitzelte ihn ins Eck. Vor dem 2:0 verarbeitete er den Neuhaus-Pass mit seiner fliegenden Annahme im Stil von Dennis Bergkamp bei der WM 98 stark und vollendete stilgerecht.

Michael Lang: Erstmals seit März 2019 stand der Schweizer für Borussia in einem Pflichtspiel auf dem Platz. Nach der Pause übernahm er die Position von Lainer als Rechtsverteidiger. Er fügte sich – bis auf einen etwas zu kurz geratenen Pass – sehr ordentlich ein und kombinierte solide und sicher mit. U.a. an der Entstehung des 6:0 war Lang beteiligt.

Tony Jantschke: Kam in der zweiten Halbzeit für Elvedi und wurde gleich in der ersten Aktion nach dem Kramer-Fehlpass von Uzun überlaufen. Danach allerdings gewohnt aufmerksam und stabil in den Zweikämpfen. Jantschke hätte sich in die Torschützenliste eintragen müssen, doch er drückte die Freistoßflanke von Traoré aus vier Metern über den Kasten.

Ibrahima Traoré: War nach seiner Einwechslung zwanzig Minuten vor Schluss für Wolf sehr aktiv, suchte mehrfach das Tempodribbling und die eins-gegen-eins Duelle. Bereitete mit seiner perfekten Flanke die Kopfball-Großchance von Hofmann vor und legte mit seiner Freistoßhereingabe für Jantschke auf. Nach Doppelpass mit Stindl erzielte Traoré aus zentraler Position das 7:0.

Marcus Thuram: Erster Einsatz nach seiner Verletzung aus dem Bayern-Spiel Mitte Juni. Die fehlende Spielpraxis war ihm deutlich anzumerken, sein Laufstil wirkte noch unrund und es mangelte an Spritzigkeit. Die richtige Bindung fehlte noch, auch wenn Thuram mit seinem Pass auf Neuhaus den Treffer zum 8:0-Endstand vorbereitete.

Oscar Wendt: Löste in der letzten Viertelstunde Bensebaini als Linksverteidiger ab. Wendt fügte sich problemlos ein, auffällige Szenen hatte er keine mehr.