Borussia Mönchengladbach unterliegt erwartungsgemäß klar dem FC Bayern. Dennoch konnten die Gladbacher nach dem 0:3 erhobenen Hauptes den Borussia-Park verlassen. Man hat sich nach Kräften gewehrt, blieb aber unbelohnt.
Borussia Mönchengladbach hat es in der Vergangenheit öfter gezeigt: Man kann Bayern München schlagen an einem Tag, an dem sehr viel in die richtige Richtung läuft, und wenn man in der Lage ist, in den entscheidenden Momenten selbst zuzuschlagen. Davon waren die Fohlen im regennassen Borussia-Park am Samstag so weit entfernt, wie es die Tabellensituation zwischen Gladbach und Bayern widerspiegelt.
Der Tabellenletzte machte es im Rahmen seiner Möglichkeiten anständig, aber er sorgte auch dafür, dass nur sehr wenig in die richtige Richtung lief. Angefangen mit dem unnötigen Platzverweis von Jens Castrop, durch den Gladbach ab der 18. Minute in Unterzahl spielen musste. Der gute Wille, die vom Trainer geforderte Aggressivität in den Zweikämpfen auf den Außenbahnen zu zeigen, hatte in dieser Szene negative Folgen. »So darf er da nicht hingehen«, sagte Eugen Polanski später. Es war keine böse Absicht und dem Übereifer geschuldet, aber in Zeiten des VAR führen solche Fouls zu Platzverweisen.
Achtzig Minuten Defensivtraining unter Wettkampfbedingungen
Die Unterzahl machte jegliches Vorhaben zunichte, sich zumindest ansatzweise in der gegnerischen Hälfte festzusetzen. Stattdessen folgten – die Nachspielzeit eingerechnet – rund achtzig Minuten Defensivtraining unter Wettkampfbedingungen. Das machten die Borussen dann geschlossen, mit viel Engagement und einer Wehrhaftigkeit, die sie so oft vermissen lassen. Allerdings waren die vielen technischen Fehler im Ballbesitz zu kritisieren. Da wurden die mit viel Mühe eroberten Bälle zu schnell und einfach wieder abgegeben.
Dennoch hielt das Bollwerk eine lange Zeit, aber es war klar, dass die geduldig angreifenden Bayern allein aufgrund ihrer individuellen Klasse irgendwann die Lücke finden würden. So wie Kimmich in der 64. Minute, nachdem Engelhardt den ersten Schuss des Nationalspielers noch blocken konnte. Die Münchener kombinierten danach befreiter, und als es für die Gladbacher sechs Minuten später das 0:2 setzte, witterte man Unheil. Drohte nun die nächste deutliche Klatsche?
Keine Auflösungserscheinungen
Die Borussen blieben jedoch bei sich, Auflösungserscheinungen gab es trotz des späteren 0:3 keine. Es gab vorher sogar noch einen kurzen Hoffnungsschimmer, als es im Anschluss an die erste und einzige Gladbacher Ecke und den Eingriff des VAR einen Foulelfmeter für Borussia gab. Aber der sonst vom Elfmeterpunkt so sichere Stöger setzte den Ball an den Pfosten. Der frühe Platzverweis und der vergebene Elfmeter – die Borussen sorgten letztlich selbst dafür, dass gegen diese Bayern absolut nichts zu holen war.
»Es gibt keinen Trainer, der zufrieden ist, wenn er verliert«, sagte Eugen Polanski. »Aber die Art und Weise war so, dass wir darauf aufbauen können. Sie ist prädestiniert für das, was wir ab morgen mit der Mannschaft vorhaben.« Borussia hat gegen Bayern das Gesicht gewahrt und gezeigt, dass man über längere Phasen konzentriert defensive Grundtugenden auf den Platz bringt. Das wird die Voraussetzung für die weiteren Aufgaben sein. Und das muss sich dann auch in Punkten ausdrücken. »Es ist klar, dass irgendwann der Befreiungsschlag kommen muss«, sagte Polanski.
Hochbrisante Aufgaben warten
In der Liga warten vor der nächsten Länderspielpause St. Pauli und das Derby gegen Köln – zuvor steht noch das Pokalspiel gegen Karlsruhe auf dem Programm. Jedes für sich wird ein hochbrisantes Spiel, in dem man einiges gutmachen, aber auch ganz viel verlieren kann. Vielleicht hilft es da, dass in der Nacht nach dem Bayernspiel die Uhren auf Winterzeit umgestellt wurden. Einen Tag, bevor im März 2025 die Winterzeit endete, gewann Borussia Mönchengladbach gegen RB Leipzig mit 1:0. Nach der Zeitumstellung folgten 15 Bundesligaspiele, in denen Borussia sämtlich sieglos blieb. Jetzt ist wieder Winterzeit und vielleicht kann dieser symbolische Neuanfang den Fohlen den dringend benötigten Schwung für die entscheidenden Wochen geben.
von Marc Basten – TORfabrik.de | Foto: Norbert Jansen – Fohlenfoto