4. Mai 2024

Einzelkritik: Borussia gibt auch in Mainz Rätsel auf

Die Verfassung von Borussia Mönchengladbach bleibt weiterhin rätselhaft. In Mainz war man zunächst hoffnungslos überfordert und hatte Glück, nicht abgeschossen zu werden. In der zweiten Halbzeit war dann sogar der Sieg greifbar. Die Einzelkritik:

Moritz Nicolas: Erneut der beste Borusse, weil er über die gesamte Spielzeit eine konstante Leistung zeigte. Bemängeln kann man stellenweise seine Spieleröffnung im ersten Durchgang, was aber zum Großteil an der Passivität der Mitspieler lag. Bei seinen Kernaufgaben war Nicolas zur Stelle: Den gefährlichen Schuss von Widmer parierte er klasse, nach der folgenden Ecke verhinderte er ein Kopfballeigentor von Koné mit einem herausragenden Reflex. In einer unübersichtlichen Situation kurz vor der Pause klärte Nicolas gemeinsam mit Itakura. Beim Gegentor konnte er absolut nichts ausrichten. Im zweiten Durchgang war der 26-Jährige nicht mehr so gefordert, allerdings musste er in der Nachspielzeit beim Schuss von Onisiwo aufs kurze Eck noch mal eingreifen und auch die anschließende ‘Schuss-Flanke’ von Amiri war tückisch. Note 2,0.

Stefan Lainer: Bekam auf der rechten Seite bei Ballbesitz kaum Ruhe ins Spiel und konnte sich nur gelegentlich mit nach vorn schieben. Defensiv wurde der Österreicher zwei-, dreimal überlaufen. Wenn Lainer Zugriff bekam, dann behielt er im Zweikampf auch die Oberhand. Nach knapp einer halben Stunde schlug der 31-Jährige ein ‘Luftloch’, was einen Gegenangriff zur Folge hatte. Kurz vor der Pause blockte er gegen Lee zur Ecke, was essenziell war. Zur zweiten Halbzeit, als auf Fünferkette umgestellt wurde, blieb Lainer draußen. Note 4,0.

Nico Elvedi: Kehrte nach seiner Sperre in die Startelf zurück und übernahm die Rolle des rechten Innenverteidigers in der Viererkette. Da die Mainzer ziemlich ungestört auf die Kette zulaufen konnten, musste Elvedi viele 50:50-Entscheidungen treffen, bei denen er nicht immer richtig lag. Eine gewisse Zögerlichkeit, die der Schweizer bei mehreren Aktionen ausstrahlte, war nicht hilfreich. Zum eigenen Spielaufbau trug er zunächst nur Pässe der Marke ‘schnell weg mit dem Ball’ bei. Nach der Pause und vor allem später in Überzahl schob er sich einige Male weit mit in gegnerische Hälfte, schickte Ngoumou perfekt auf die Reise und hatte tief in der Nachspielzeit die letzte Schusschance, verzog aber deutlich. Note 4,0.

Ko Itakura: Auch er war nach abgelaufener Gelb-Sperre zurück in der Startelf. Zu Beginn wirkte der Japaner etwas desorientiert. Er köpfte einen Ball zur Ecke, als er kein Zutrauen für eine Kopfballrückgabe auf Nicolas hatte und beim Gegentor kam er mit seinem Block-Versuch zu spät gegen Burkardt. Im weiteren Verlauf avancierte der 27-Jährige zum besten Abwehrspieler der Borussen, weil er in mehreren brenzligen Situationen eingriff und auch in den Luftduellen überzeugte. Nach dem Seitenwechsel in der Fünferkette defensiv deutlich weniger gefordert als zuvor, brachte sich Itakura mit einigen guten Pässen im Aufbau ein. In der Schlussphase hatte er eine Kopfballchance, verfehlte das Ziel aber um einen Meter. Note 3,5.

Max Wöber: Rutschte von der Position des linken Innenverteidigers auf die des Linksverteidigers. Das war augenscheinlich keine gute Wahl, denn obwohl Wöber die Rolle auch aus der österreichischen Nationalmannschaft kennt, fand er sich überhaupt nicht zurecht. Ihm ging seine gewohnte Stabilität im Zweikampf ab, er beging ungeschickte Fouls und auch am Ball war er extrem unsicher. Das Positionsspiel war nicht nur bei der Widmer-Chance miserabel. Nach der Pause als linker Innenverteidiger in der Fünferkette fühlte sich Wöber deutlich wohler und steigerte sich augenfällig. Sein Passspiel war nun sicher und seine Eingriffe, u.a. gegen Barreiro passten. Note 4,5. 

Julian Weigl: Der Kapitän war als alleiniger Abräumer vor der Abwehr sichtlich überfordert. Das zeigte sich nicht nur bei einem plumpen Foul in Strafraumnähe, sondern auch beim Gegentor, als er sich von Lee sehr billig verladen ließ. Mainz konnte immer wieder mit Tempo im Raum zwischen den Linien anlaufen und Weigl meist nur hinterherschauen. Im Spielaufbau unter Bedrängnis blieb er ohne Impulse. Kurz vor der Pause hatte Weigl Glück, dass sein Tritt gegen Barreiro bei dessen eingesprungenem Kopfball nicht als Elfmeterreif gewertet wurde. Nach dem Seitenwechsel in anderer Ausrichtung war der 28-Jährige weniger Ausputzer, sondern als Verbindungsspieler in der Spielgestaltung eingebunden. Das gelang ihm auf seine bekannt unspektakuläre Art ordentlich. Note 4,0.

Manu Koné: Bekam im ersten Durchgang kaum etwas auf die Kette und trabte mehrfach eigenartig unbeteiligt neben dem Geschehen her. Bei den wenigen Versuchen, etwas zu initiieren, verhedderte er sich oder verzweifelte an den misslungenen Kombinationsversuchen seiner Mitspieler. Defensiv köpfte er einmal eine Ecke aus der Gefahrenzone, dann hinderte er van den Berg nach einem Standard nicht am Kopfball und bei einer weiteren Ecke wäre ihm fast ein Eigentor unterlaufen. Nach der Pause war der 22-Jährige deutlich auffälliger. Als Antreiber, Balleroberer und Spieleröffner u.a. beim Ausgleich sowie mit einigen Tiefenläufen wusste Koné zu gefallen. Nach Honorat-Flanke hätte er den Führungstreffer erzielen können, doch Zentner lenkte seinen Kopfball um den Pfosten. Note 4,0.

Florian Neuhaus: Auch an ihm lief das Spiel im ersten Durchgang weitestgehend vorbei. Er kam kaum in einen Zweikampf und war zumeist zu spät, um Weigl zwischen den Linien wirkungsvoll zu unterstützen. Am Ball hatte Neuhaus zwei, drei Ansätze, die aber verpufften. So wie bei einem versuchten Übersteiger im Strafraum, bei dem er letztlich nur Kohr anschoss. Auch der 26-Jährige fand sich nach der Umstellung im zweiten Durchgang besser zurecht. Vor dem Ausgleich forcierte er den Mainzer Ballverlust und war dann mit seiner gut getimten Flanke, als er energisch den Weg mit nach vorne gemacht hatte, der Vorbereiter für Ngoumou. Kurz darauf hatte Neuhaus nach Honorat-Flanke eine Großchance, doch seiner Direktabnahme mit links fehlte die Präzision. In der 78. Minute machte er Platz für Reitz. Note 4,0.

Franck Honorat: Kehrte in die Startelf zurück und fing schwungvoll an, um dann deutlich nachzulassen. Ihm unterliefen mehrere Ballverluste auf der Seite und auch die gut gemeinten Kombinationsversuche landeten meist beim Gegner. Im zweiten Durchgang als Schienenspieler kam es ihm zunächst entgegen, dass Mainz kaum noch Druck ausübte und Honorat als Rechtsverteidiger in der Fünferkette nicht wirklich gefordert wurde. Stattdessen konnte der Franzose mit Tempo über die rechte Seite durchstarten und flankte perfekt für Koné, Neuhaus und Ranos zu deren Großchancen. Den Standards des 27-Jährigen fehlte dieses Mal das gewisse Etwas. Note 3,5. 

Jordan: Hatte im ersten Durchgang nur eine bemerkenswerte Szene, als er nach einer Mainzer Ecke den Ball aus dem Strafraum köpfte. Ansonsten war er nahezu wirkungslos. Er wurde zwar mit langen Bällen gesucht, vermochte sich aber kaum einmal zu behaupten. Das Zweikampfverhalten des 27-Jährigen war ganz schwach, er agierte ungeschickt und wirkte extrem träge. In der zweiten Halbzeit konnte er sich zumindest gelegentlich durchsetzen und etwas Gefahr heraufbeschwören. Eine richtig klare Torchance hatte Jordan nicht. Note 4,5.

Nathan Ngoumou: Tat sich auf links sehr schwer, weil er kaum einmal Tempo aufnehmen konnte. Für das Kombinationsspiel unter Druck fehlte es ihm an Ballsicherheit. Gegen den Ball war er auch keine echte Hilfe, stattdessen verursachte er einen Freistoß am eigenen Sechzehner. Ungeschickt auch das Einsteigen gegen Kohr, als der 23-Jährige sogar Glück hatte, mit Gelb davonzukommen. Fünf Minuten vor der Pause ließ sich Ngoumou bei einem Konter den Ball wie ein Anfänger abnehmen. Nach der Pause war Ngoumou als zweite Spitze unterwegs und blühte sichtlich auf. Er war flexibel, lauffreudig und bearbeitete sogar vereinzelt gemeinsam mit Honorat die rechte Seite. Beim Ausgleich trieb er erst den Ball nach vorne, passte ein wenig unsauber auf Neuhaus und verwertete dessen butterweiche Flanke äußerst überlegt per Kopf. Einen Distanzschuss von Ngoumou ließ Zentner klatschen, aber niemand war für den Rebound zur Stelle. In der 78. Minute wurde er von Hack abgelöst. Note 3,5.

Luca Netz (46. Minute für Lainer): Übernahm die Position des linken Schienenspielers, wo er relativ unauffällig agierte. Die gefährlichen Angriffe der Borussen liefen über rechts. Im Passspiel war Netz etwas unsauber, sein Defensivverhalten war bis auf eine Ausnahme weitestgehend in Ordnung. Angesichts der Gemengelage hätte man vom 20-Jährigen mehr Durchschlagskraft und Mut erwarten können. Note 4,0.

Rocco Reitz (78. Minute für Neuhaus): Kam erneut nur als Einwechselspieler zum Zuge. Zwei, drei energischen und gelungenen Aktionen standen einige Fehlpässe gegenüber. Ein wenig scheint Reitz der Rhythmus zu fehlen. Ohne Note.

Robin Hack (78. Minute für Ngoumou): War zwar laufstark, wurde aber nur wenig eingebunden und hatte lediglich fünf Ballkontakte. Ohne Note.

Grant-Leon Ranos (90. Minute für Koné): Hatte nach der perfekten flachen Hereingabe von Honorat aus elf Metern die Chance zum Lucky Punch, traf den Ball aber nicht richtig, weil dieser im letzten Moment auf dem Rasen versprang. Ohne Note.

von Redaktion TORfabrik.de – Foto: Norbert Jansen – Fohlenfoto