Borussia Mönchengladbach hat das rheinische Derby nach einer enttäuschenden Vorstellung verdient mit 1:3 verloren. Der Tabellenletzte aus Köln erzielte zwei Elfmetertore, der zwischenzeitliche Ausgleich durch Elvedi war zu wenig für die Fohlen. Manu Koné, der einen Elfmeter verschuldete, sah zudem die Rote Karte.
Borussias Trainer Gerardo Seoane musste überraschend auf Ko Itakura verzichten, der aufgrund einer Reizung im linken Innenknöchel nicht im Kader stand. Für den Japaner rückte Marvin Friedrich in die Abwehrkette. Gegenüber dem Heim-Remis gegen Mainz vor der Länderspielpause kamen zudem Manu Koné und Tomáš Čvančara neu in die Startelf, Rocco Reitz und Jordan nahmen zunächst auf der Bank Platz.
Mit mehr als fünfminütiger Verspätung wurde das Derby angepfiffen, weil in der Kölner Südkurve ein krasses Feuerwerk gezündet wurde. Der Rauch verzog sich nur zögerlich und als Schiedsrichter Aytekin endlich anpfiff, fehlte den Borussen offenbar der Durchblick. Jedenfalls kamen sie überhaupt nicht ins Spiel, ließen sich von den aggressiv attackierenden Kölnern beeindrucken und rannten wie aufgeschreckte Hühner durch den künstlichen Nebel von Müngersdorf.
Eine unglaublich schlechte Staffelung im Mittelfeld
Wöber musste bereits nach drei Minuten in höchster Not klären, dann kam Hübers nach einer Ecke relativ frei zum Kopfball, ehe sich Netz von Carstensen abkochen ließ und eine weitere Ecke herschenkte. Die wurde abgewehrt, doch Waldschmidt kam aus dem Rückraum zum Abschluss und traf dabei Koné aus kurzer Distanz an der Hand. Schiedsrichter Aytekin entschied zunächst auf Freistoß, doch der ‘Tatort’ war auf der Linie und folgerichtig gab es Elfmeter für die Gastgeber. Kainz trat an und ließ Nicolas, der die richtige Ecke gewählt hatte, mit dem platziert geschossenen Strafstoß keine Chance (9.).
Die Führung beflügelte die Kölner zusätzlich und die Borussen bekamen weiterhin kein Bein auf den Boden. Sie gaben durch eine unglaublich schlechte Staffelung im Mittelfeld zwischen den Linien extrem viel Räume frei, welche die Kölner nahezu ungestört bespielen konnten. Bei eigenem Ballbesitz waren die Gladbacher fahrig und fehlerbehaftet. Köln hätte nachlegen können, als Chabot im Anschluss an eine Flanke höher als Elvedi sprang und mit einer Kopfballbogenlampe die Latte traf (13.). Kurz darauf lenkte Wöber einen Schuss von Ljubicic so gerade noch um den Pfosten (17.).
Köln hätte zur Pause deutlich höher führen müssen
Nach etwa zwanzig Minuten bekamen die Gladbacher etwas mehr Kontrolle ins Spiel, doch sie blieben erschreckend harmlos. Alles wirkte hölzern und schwerfällig – eine echte Torchance erspielten sich die Gäste im ersten Durchgang nicht. Köln blieb griffiger, versäumte es aber, die weiterhin von den Borussen fahrlässig gelassenen Räume entscheidend zu nutzen. Die größte Möglichkeit hatte Waldschmidt mit einem Schuss von der Strafraumgrenze, den Nicolas mit den Fingerspitzen an den Innenpfosten lenkte, von wo aus der Ball auf der anderen Seite zur Ecke kullerte.
Das einzig Positive beim Halbzeitpfiff aus Sicht der komplett enttäuschenden Gladbacher war die Tatsache, dass man nur mit einem Tor im Rückstand lag. Seoane reagierte in der Pause und nahm Neuhaus und Netz vom Feld und brachte dafür Reitz und Scally. Gleichzeitig wurde das System auf Viererkette umgestellt, was sich durch den einen zusätzlichen Mann im Mittelfeld direkt positiv bemerkbar machte. Die zuvor noch so riesengroßen Räume zwischen den Linien wurden nun deutlich besser geschlossen.
Elvedi trifft zum Ausgleich – Platzverweis für Koné der Anfang vom Ende
Die Borussen nahmen jetzt endlich am Spiel teil und konnten sich auch mal mit dem Ball am Fuß durchsetzen. Auch wenn klare Chancen weiterhin ausbleiben, war die Statik des Derbys deutlich verändert. Man spürte förmlich, dass die Kölner langsam aber sicher ins Grübeln kamen. Fast schon folgerichtig der Ausgleich in der 63. Minute: Honorat brachte eine Ecke von links an den ersten Pfosten, wo sich Elvedi schulbuchmäßig behauptete und den Ball perfekt ins lange Eck köpfte. 1:1 nach etwas mehr als einer Stunde – Borussia war endlich im Derby angekommen.
Das Momentum lag aufseiten der Gäste, doch sie verstanden es nicht, dem verunsicherten Tabellenletzten den nächsten Tiefschlag zu versetzen. Im Gegenteil – die Borussen sorgten dafür, dass die Kölner zurück auf die Siegerstraße fanden. Zunächst war Koné auf der linken Abwehrseite gegen Ljubicic gefordert, nachdem Wöber vorn war und die Kölner einen Konter fahren konnten. Koné kam mit seiner Grätsche an der Außenlinie gegen Ljubicic zu spät und traf den Kölner böse am Knöchel. Aytekin zeigte zunächst Gelb, korrigierte sich aber nach Intervention des VAR und schickte den Franzosen mit glatt Rot vom Platz – eine vertretbare Entscheidung (72.).
Kainz verwandelt Elfer im zweiten Versuch – Borussen in Unterzahl ohne Chance
Köln witterte Morgenluft und ehe sich die Gladbacher richtig auf die neue Situation eingestellt hatten, segelte eine Kölner Flanke an den Fünfmeterraum. Dort kam Nicolas zu spät gegen Waldschmidt und traf mit der Faust den Kopf des Ex-Freiburgers anstatt den Ball. Der zweite Elfmeterpfiff des Tages folgte – auch diese Entscheidung war korrekt. Kainz lief wieder an, lupfte den Ball in die Mitte und Nicolas lenkte das Leder über den Querbalken. Die Freude über den gehaltenen Elfer blieb den Borussen jedoch im Halse stecken, denn diesmal intervenierte der Assistent an der Seitenlinie. Nicolas hatte bei Ausführung des Elfmeters die Linie schon verlassen, bevor Kainz den Ball berührt hatte – also musste der Elfer wiederholt werden. Kainz trat erneut an und verwandelte diesmal sicher zum 2:1 (76.).
Das war ein Wirkungstreffer für die Gladbacher, die in Unterzahl trotz eines Dreifachwechsels nichts Gefährliches mehr zustande brachten. Köln behielt die Kontrolle und hatte durch Waldschmidt eine weitere Möglichkeit, die Nicolas zunichtemachte (85.). Fünf Minuten später konnte Borussias Keeper beim nächsten Versuch von Waldschmidt nichts ausrichten – der Flachschuss von der Strafraumgrenze landete unhaltbar zum 3:1-Endstand im Eck. Damit war die Derbyniederlage besiegelt, welche sich die Borussen durch eine über weite Strecken enttäuschende Vorstellung selbst zuzuschreiben haben.
Kurzstatistik zum Spiel:
1. FC Köln: Schwäbe – R. Carstensen, Hübers (79. Kilian), Chabot, Paqarada – Martel, Ljubicic, Maina (73. Alidou), Waldschmidt, Kainz (88. Huseinbasic) – Selke (88. Tigges)
Borussia Mönchengladbach: Nicolas – Elvedi, Friedrich, Wöber – Weigl, Honorat (79. Hack), Neuhaus (46. Reitz), Koné, Netz (46. Scally) – Čvančara (79. Jordan), Plea (79. Ngoumou)
weiter im Kader: Olschowsky (ETW), Chiarodia, Kramer, Herrmann
Tore: 1:0 Kainz (9. / HE), 1:1 Elvedi (6.), 2:1 Kainz (76. / FE), 3:1 Waldschmidt (90.)
Gelbe Karten: – Scally
Rote Karte: Koné (72.)
Schiedsrichter: Deniz Aytekin
Zuschauer: 50.000 (ausverkauft)
von Marc Basten TORfabrik.de – Foto: Getty Images
