14. Mai 2024

Borussias Auftritt im Pokal: Souverän, aber nicht fehlerfrei

Borussia Mönchengladbach hat die Pflichtaufgabe gegen Bersenbrück mit 7:0 standesgemäß erledigt. Das Spiel gegen den Fünftligisten war kein Maßstab für die anstehenden Bundesligaspiele, dennoch lohnt sich der Blick auf der Darbietung der Fohlen. Die Einzelkritik:

Jonas Omlin: Trotz Schulterproblemen war der Schweizer dabei und führte erstmals seine Mannschaft auch in einem Pflichtspiel als Kapitän aufs Feld. Bereits in der zweiten Minute stand Omlin im Brennpunkt, als er einen Schuss aus acht Metern abwehrte und den Rebound mit einer beherzten Parade entschärfte. Im weiteren Spielverlauf wurde der 29-Jährige nicht mehr großartig gefordert – die wenigen Aufgaben stellten keine Herausforderung dar. Verbesserungswürdig wirkte Omlins ‘Fußarbeit’, da bei Pässen und Abschlägen mehrfach die Präzision fehlte. Note 3,0.

Joe Scally: Wurde in der Anfangsphase von den früh attackierenden Bersenbrücker überrascht und zweimal auch überlaufen. Der Rechtsverteidiger fing sich aber, hielt dagegen und verzeichnete Ballgewinne. Vor dem vierten Treffer bediente er Honorat auf der rechten Seite. Die Abstimmung mit dem Franzosen ist dennoch weiterhin ausbaufähig, auch in Osnabrück gab es kleinere und größere Missverständnisse. Nach der Pause spielte der 20-Jährige zunächst rechts in der Dreierkette, ehe er nach dem Vierfachwechsel in den letzten zwanzig Minuten rechts offensiv unterwegs war. Note 3,5.

Marvin Friedrich: Wurde bei der frühen Doppelchance des Fünftligisten auf dem falschen Fuß erwischt und wirkte auch danach nicht wirklich souverän im Stellungsspiel und der Zweikampfführung. In der Spieleröffnung konnte der 27-Jährige ebenfalls kaum Pluspunkte sammeln. Zweimal zog er in einem Laufduell im eigenen Sechzehner den Kürzeren, dann schenkte er nach Kommunikationsproblemen eine Ecke her. Gelungen war dagegen das Tackling mit der Fußspitze, als er bei einem der wenigen Konter des Fünftligisten nach der Pause in letzter Instanz zur Stelle war. Eine nachhaltige Bewerbung für einen Startplatz in der Liga war Friedrichs Leistung nicht. Note 4,0.

Maximilian Wöber: Auch der Österreicher war bei der Doppelchance zu Beginn nicht ganz wach und reagierte beim Rebound nicht schnell genug. Danach gefiel er als Organisator der Abwehr mit Präsenz und guter Körpersprache. Mehrfach war zu beobachten, wie er die Kollegen antrieb und coachte. Auch wenn sich die Herausforderungen durch den Fünftligisten in Grenzen hielten, wirkte Wöber mit seiner Körperlichkeit beruhigend. Am Ball machte es der Linksfuß solide und spielte einige gut temperierte vertikale Pässe. Um ein Haar wäre ihm sein Premierentreffer geglückt, doch der Kopfball des 25-Jährigen prallte an den Pfosten. Note 3,0.

Luca Netz: Hatte in der Anfangsphase mit dem forschen Pressing des Gegners erhebliche Probleme. Er ließ sich nahezu wehrlos den Ball abnehmen, fand unter Druck keine Lösungen oder lief sich kopflos fest. Erst als er etwas unbedrängter den Ball hatte, zeigte Netz ein paar Ansätze, wobei die Fehlerquote insgesamt zu hoch blieb. Zweimal lief der 20-Jährige vorn gut in Position, wurde dann jedoch nicht angespielt. Nach dem Seitenwechsel agierte er vorgeschoben, vermochte sich jedoch nicht nachdrücklich in Szene zu setzen. Note 4,5.

Julian Weigl: Erkannte ziemlich schnell, dass er aufgrund der anfänglichen Intensität des Gegners selbst einen Gang hochschalten musste. Das gelang Weigl relativ zügig und er bestritt mehrere vehemente Zweikämpfe, wobei er einmal selbst schmerzhaft erwischt wurde. Als die Borussen das Spiel im Griff hatten, organisierte Weigl das Mittelfeld und spielte einige schöne Vertikalpässe oder öffnende Verlagerungen und leitete so auch das 2:0 mit ein. Nach der Pause versuchte sich der 27-Jährige mit einem Distanzschuss, verfehlte das Tor aber deutlich. Note 3,0.

Ko Itakura: War im Gegensatz zu manchem Kollegen direkt auf Betriebstemperatur und hielt vehement dagegen, als Bersenbrück die Gladbacher zu Beginn überrennen wollte. Mit seiner kompromisslosen Zweikampfführung half der Japaner seiner Mannschaft und hinterließ gleichzeitig bei den Gegenspielern Eindruck. Mit seinem Ballgewinn und dem Zuspiel auf Plea stand Itakura an der Basis des dritten Tores. Zur Pause blieb der 26-Jährige draußen und wurde durch Neuhaus ersetzt. Mit Blick auf den Ligaauftakt in Augsburg wird es spannend, ob Trainer Seoane Itakura wieder als Sechser oder doch als Innenverteidiger aufbieten wird. Beides geht ja leider nicht. Note 2,5.

Franck Honorat: Machte sich an seinem 27. Geburtstag mit dem Doppelpack ein schönes Geschenk. Aber auch die Borussenfans werden zufrieden registriert haben, wie der Franzose mit Vehemenz, Tempo, technischer Finesse und gutem Blick die rechte Seite bearbeitet hat. Schon die Plea-Chance bereitete Honorat klug vor, ehe er mit seinem Treffer zum 1:0 den Torreigen eröffnete. Das 2:0 leitete er ebenso mit einem Flachpass auf Plea in den Rückraum ein, wie das 4:0 durch Čvančara. Auch an der Kombination vor dem Lattentreffer von Ngoumou war Honorat beteiligt, der zudem mit seinem zentral geschlagenen Freistoß den Pfostenkopfball von Wöber vorbereitete. Nahezu bei jedem Angriff war Honorat involviert. Nach dem Seitenwechsel erzielte er seinen zweiten Treffer, als er zentral im richtigen Moment startete, den feinen Neuhaus-Pass sauber an- und mitnahm und per Außenrist durch die Beine des Keepers schoss. Auch wenn er zuvor schon eine Flanke fast ins Tor gezirkelt hätte – der Torwart lenkte den Ball an die Latte – war Honorat auf der linken Seite, wo er nach der Pause startete, weniger gut aufgehoben. Er wechselte dann auch wieder auf rechts, ehe er zwanzig Minuten vor dem Ende Feierabend machte. Note 1,5.

Alassane Plea: Kam zunächst nicht in Tritt, ließ sich im Zweikampf den Schneid abkaufen und vergab in der 9. Minute freistehend eine Großchance schon fast kläglich. Doch Plea fing sich und war in zentraler Position der Dreh- und Angelpunkt des Offensivspiels. Mit Übersicht und feiner Klinge bediente er immer wieder die Kollegen und trieb den Ball des Öfteren auch aus dem tiefen Raum mit Dynamik nach vorne. Als Spielmacher war der 30-Jährige an fast allen Angriffen und den Toren mittel- und unmittelbar beteiligt. Erfreulich zu sehen, dass Plea körperlich fit wirkte und sich auch in der Schlussphase bei der Entstehung der Treffer von Hack und Ranos noch erfolgreich behaupten konnte. Note 2,5.

Nathan Ngoumou: Was sich schon in der Vorbereitung angedeutet hatte, bestätigte sich zum Pflichtspielauftakt. Nathan Ngoumou wirkt wie ausgewechselt und kommt quasi wie ein weiterer Neuzugang rüber. Auch wenn die linke Seite nicht ideal für ihn ist, weil er mit dem linken Fuß doch deutliche Schwächen hat, sorgte Ngoumou mit seinem Tempo für viel Alarm. Zudem eröffnet sich ihm über links die Möglichkeit, um nach innen zu ziehen und mit rechts abzuschließen, wie er es bei seinem Treffer zum 2:0 eindrucksvoll zeigte. Die Latte verhinderte ein zweites Tor des 23-Jährigen. Nach der Pause durfte Ngoumou über ‘seine’ rechte Seite kommen, wo er sich jedoch nicht so richtig in Szene setzen konnte, was ihn stellenweise sichtlich frustrierte. Auch für den Franzosen war der Arbeitstag nach 72 Minuten beendet. Note 2,5.

Tomáš Čvančara: Zeigte in seinem ersten Pflichtspiel, dass man sich bei Borussia zurecht einiges von ihm erwarten darf. Der Tscheche ging mit viel Leidenschaft zu Werke und biss auf die Zähne, nachdem er früh einen ziemlich üblen Tritt aufs Sprunggelenk einstecken musste. Dass er selbst weit in der eigenen Hälfte für ein knackiges Einsteigen die Gelbe Karte sah, zeigt sein Engagement. Als zentraler Stürmer bereitete er das 1:0 von Honorat uneigennützig vor und hätte kurz darauf zwingend treffen müssen, als er den Rebound im Anschluss an den Pfostenkopfball von Wöber auf unglaubliche Art und Weise am Tor vorbeischoss. Der 22-Jährige beantwortete diesen Fauxpas mit einem Doppelpack: Zunächst ließ er ein Ngoumou-Zuspiel mit einem Kontakt ins Tor ‘tropfen’ und dann traf er mit einem etwas glücklichen Kunstschuss von der Strafraumgrenze, bei dem er sich selbst ans Standbein schoss. Beweglichkeit und Präsenz des Angreifers waren bemerkenswert, allerdings wurde auch deutlich, dass sein Spielstil kraftraubend ist. Bereits zum Ende der ersten Halbzeit ‘pumpte’ Čvančara ganz ordentlich. Nach dem Seitenwechsel ließ er es bis zu seiner Auswechslung ruhiger angehen. Note 2,5.

Florian Neuhaus (ab 46. Minute für Ko Itakura): Probierte es früh mit einem Schuss aus der zweiten Reihe, der über den Kasten flog. Perfekt war dann sein weiter Pass aus der Tiefe für Honorat zum 5:0. Borussias neue Nummer 10 zeigte noch einige Ansätze, wobei mit Blick auf Augsburg vorrangig wichtig gewesen sein dürfte, dass er Spielpraxis sammeln konnte. Note 3,0.

Die weiter eingewechselten Tony Jantschke, Fabio Chiarodia, Grant-Leon Ranos und Robin Hack bleiben ohne Note. Alle vier hinterließen einen ordentlichen Eindruck, wobei Hack und Ranos nicht nur wegen ihrer Treffer für Belebung sorgten.

von Redaktion TORfabrik.de | Foto: Norbert Jansen – Fohlenfoto