25. April 2024

Einzelkritik: Ein unterhaltsames Spiel mit einem verdienten Sieger

Das 2:0 von Borussia Mönchengladbach über den VfL Bochum war zwar nicht wirklich hochklassig, aber dennoch ein sehr unterhaltsames Bundesligaspiel. Die Borussen überzeugten mit Einsatz und Engagement und verdienten sich den Sieg. Die Einzelkritik:

Jonas Omlin: Behielt die weiße Weste in einem Spiel, in dem er nicht übermäßig gefordert wurde. Omlin war wachsam, pflückte die hohen Bälle sicher oder nahm die Faust zu Hilfe, als es nach einer Ecke nötig war. Großartig war seine Parade gegen Asanso, auch wenn diese durch die Abseitsstellung des Angreifers letztlich nicht nötig war. Die Abwehr mit dem Oberkörper nach dem tückisch verlängerten Freistoß kurz vor der Pause war dagegen unbedingt notwendig. Nach dem Seitenwechsel war der 29-Jährige bei einem durchgerutschten Einwurf zur Stelle und hatte das Glück des Tüchtigen, dass der Kopfball von Hofmann an die Latte flog. Als mitspielender Torwart machte er nichts Überhastetes und seine Abwürfe waren top. Mehrere der langen Abschläge des Schweizers konnten nicht verarbeitet werden, was aber eher den Abnehmern als der fehlenden Qualität der Abschläge geschuldet war. Note 2,0.

Stefan Lainer: Behielt seinen Startelfplatz und hatte in der Anfangsphase einige Mühe, ins Spiel zu finden. Lainer ließ sich im Zweikampf einmal abkochen und im Kombinationsspiel wollte zunächst nicht viel gelingen. Doch der Österreicher arbeitete sich in die Partie und war giftig und konzentriert in den Duellen. Wenn es darum ging, Hereingaben zu verhindern, war der 30-Jährige nah am ballführenden Gegner. Seine Passquote blieb zwar verbesserungswürdig, aber das machte er mit seinem nimmermüden Einsatz wett. Er bot sich ständig an und lief rauf und runter – am Ende wäre ihm noch fast der dritte Treffer gelungen. Note 3,0.

Marvin Friedrich: Konnte bei seinem Startelfdebüt im Jahr 2023 Werbung in eigener Sache machen. Auch wenn der 27-Jährige nicht jedes Duell für sich entscheiden konnte, überzeugte er mit gutem Stellungsspiel und einer wachsamen Griffigkeit in den Zweikämpfen. Friedrich ging resolut zur Sache und ließ sich durch die körperliche Wucht von Bochums Hofmann nicht schrecken. Mehrfach rückte er gut raus und klärte viele Bälle aufmerksam. Im Spielaufbau war Friedrich unauffällig, übermäßiges Quergeschiebe in der letzten Linie war diesmal nicht angesagt. Friedrich hätte ein Tor erzielen können, ja vielleicht sogar müssen, wenn er den Ball gedrückt hätte. Note 2,5.

Nico Elvedi: Der Schweizer begann mit dem ersten Fehlpass des Spiels, danach raffte er sich aber zu einer weitestgehend soliden Leistung auf. Er blockte zweimal gut und die Klärungsaktion gegen Hofmann zwanzig Minuten vor Schluss war eminent wichtig. In den Luftduellen machte es der Schweizer ordentlich – mit einer gravierenden Ausnahme. Beim Lattenkopfball von Hofmann war er desorientiert und ließ den Gegenspieler ungehindert köpfen. Solche Aussetzer dürfen einem 26-jährigen Nationalspieler nicht passieren. In der Schlussphase ließ sich Elvedi vom eingewechselten Ganvoula abkochen und hatte Glück, dass die Bochumer die Chance verdaddelten. Note 4,0.

Ramy Bensebaini: Konterte die Pfiffe der eigenen Fans vor dem Spiel mit einer bärenstarken Vorstellung. Er war engagiert bei der Sache, ging beherzt in die Zweikämpfe und hängte sich voll rein. Bensebaini führte den Borussen nochmals schmerzhaft vor Augen, welchen überaus intelligenten Fußballer sie verlieren werden. Er hatte stets den Blick für das, was auf ihn zukam und überzeugte mit teilweise überragender Ballbehandlung. Die Flanke zum 1:0 aus dem Fußgelenk war perfekt. Stark auch der Steckpass auf Ngoumou und mit einem schlauen Flachpass auf Stindl bereitete der 28-Jährige das entscheidende zweite Tor vor. Er selbst köpfte nach einer Ecke knapp vorbei und später mit Wucht an die Latte. Note 1,5.

Julian Weigl: Dass er bis 2028 bei Borussia unterschrieben hat, brachte Weigl vor dem Spiel viel Applaus ein. Der 27-Jährige agierte wie schon in Stuttgart mehr oder weniger als alleiniger Sechser und ordnete das Spiel in gewohnter Manier. Von der Körpersprache her wirkte Weigl etwas forscher als sonst – er dirigierte, munterte die Kollegen auf oder ermahnte sie, wachsam zu sein. Es erweckte den Eindruck, als ob Weigl das Projekt Führungsspieler mit Leben zu füllen gedenkt. Insgesamt spielte er gefühlt etwas häufiger als sonst vertikal. Mit dem schnell ausgeführten Freistoß in der eigenen Hälfte leitete er den Angriff zum 1:0 ein. Nach seinem tollen Pass stand Ngoumou knapp im Abseits. Nicht ganz astrein waren die ‘Kopfballkerze’ vor dem Lattentreffer der Bochumer und der zu kurze Rückpass, den Omlin noch rechtzeitig entschärfte. Note 3,0.

Manu Koné: War höher postiert als sonst und hatte mehrere gute ‘kleine’ Ballgewinne, die wichtig waren, weil sie Umschaltmöglichkeiten der Bochumer im Keim erstickten. In der Phase ab der 20. Minute, als die Borussen deutlich Oberwasser bekamen, war Koné eine treibende Kraft. Mit seinem Zuspiel auf Bensebaini war er am 1:0 beteiligt, sein eigener Flachschuss nach einem Übersteiger rollte knapp am Tor vorbei. Koné sollte sich öfter mal trauen, aus dem Lauf heraus zu schießen, statt den Ball stets auf die Seiten zu schieben. Bei seinen Einzelaktionen wollte der 21-Jährige das ein oder andere Mal etwas zu viel und blieb hängen. Note 3,0.

Jonas Hofmann: Der Kapitän avancierte nach leichten Startschwierigkeiten zum besten Offensivspieler auf dem Platz. Er war immer in Bewegung, war voller Ideen und hervorragend beim Stören. So eroberte er bärenstark gegen Soares den Ball und hatte dann Pech, dass er beim Abschluss noch entscheidend gehindert wurde. Hofmann bediente Neuhaus vor der ersten Chance des Spiels und in weiteren guten Szenen fehlte der finale Pass. Dafür blieb Hofmann bei seiner Direktabnahme zum 1:0 ruhig und überlegt. Auch die Aktion vor dem Lattenschuss von Ngoumou ging von Hofmann aus, nachdem er einen Abschlag von Riemann abgefangen hatte. Die Standards des 30-Jährigen kamen besser als zuletzt – Bensebainis Lattenkopfball hätte Hofmann fast eine weitere Torbeteiligung gebracht. Note 2,0.

Florian Neuhaus: Diesmal wieder in zentraler offensiver Rolle, wobei er sich auch öfter fallen ließ. Doch anders als zuletzt wurden die Positionen in der Offensive kaum getauscht. Neuhaus holte die erste Ecke raus und hatte auch die erste Torchance, als sein Lupfer in Richtung langes Eck von Riemann noch so gerade über die Latte gelenkt werden konnte. Am Angriff zum Führungstor war der 26-Jährige ebenfalls beteiligt. Er war aktiv, aber die letzte Konsequenz fehlte, auch weil es ihm in den entscheidenden Momenten an Explosivität mangelte. In der 80. Minute machte er Platz für Wolf. Note 3,5.

Nathan Ngoumou: Der Rechtsfuß spielte auf der linken Außenbahn und hielt diese Position bis zur Auswechslung in der 80. Minute. Ngoumou brachte einen gewissen ‘Drive’ mit und zeigte einige vielversprechende Ansätze. Leider mangelte es zu oft an Durchschlagskraft bzw. Durchsetzungsvermögen. Dem 23-Jährigen fehlte es offensichtlich am letzten Zutrauen, mit Tempo am Gegner vorbeizuziehen. Bei seiner aussichtsreichen Chance in der zweiten Halbzeit war der Schuss vorhersehbar – etwas mehr Abgebrühtheit und Ruhe beim Abschluss muss Ngoumou noch lernen. Mit dem Lattenschuss hatte der Franzose Pech, aber er zog auch etwas überhastet ab. Eine Viertelstunde vor Schluss war er mit den Kräften am Ende und machte dann Platz für Netz. Note 3,5.

Alassane Plea: Es wurde einmal mehr deutlich, dass die Position des zentralen Stürmers alles andere als ideal für den Franzosen ist. Seine besten Szenen hatte er immer dann, wenn er sich fallen ließ und zwischen den Linien agierte. So war Pleas Querpass auf Koné der entscheidende Türöffner beim Angriff zum 1:0. Auch die Chance von Koné bereitete Plea mit einer guten Weiterleitung per Brust im Anschluss an einen Einwurf in Höhe der Mittellinie vor. Wenn er als Wandspieler und Abnehmer für lange Bälle gefragt war, konnte sich der 30-Jährige kaum behaupten. Mehrfach kam er nicht richtig vor den Mann und mit engem Körperkontakt kauften die Bochumer Abwehrspieler Plea sehr einfach den Schneid ab. In der 80. Minute wurde er von Stindl abgelöst und weil er die 5. Gelbe Karte gesehen hat, wird Plea in Dortmund fehlen. Note 4,0.

Lars Stindl (80. Minute für Plea): Brachte Bereitschaft und Feuer mit und hätte fast ein typisches Stindl-Tor erzielt, doch Riemann parierte den Innenrist-Schuss. Kurz darauf scheiterte Stindl zunächst mit einem Schuss am blockenden Bochumer, setzte aber nach und sorgte per Kopf für die Entscheidung. Ohne Note. 

Luca Netz (80. Minute für Ngoumou): Übernahm die Position vorne links, fand aber keine Bindung und hatte nur zwei Ballkontakte. Ohne Note. 

Hannes Wolf (80. Minute für Neuhaus): Wirkte engagiert und sprintete einige Male munter drauflos. Er hatte eine Halbchance, kam aber nicht richtig am Torwart vorbei, um abschließen zu können. Ohne Note.

Christoph Kramer (90.+2 für Hofmann): Stand in den letzten drei Spielen nicht auf dem Platz und durfte gegen seinen Ex-Klub noch für ein paar Sekunden ran, ohne den Ball zu berühren. Ohne Note. 

Joe Scally (90.+4 für Lainer): Auch Scally blieb ohne Ballkontakt. Ohne Note.

von Redaktion TORfabrik.de | Foto: Norbert Jansen – Fohlenfoto