28. März 2024

Einwurf: Max Eberl – Irrungen und Wirrungen und Zeit für den Schlussstrich

Das erste offizielle Wiedersehen zwischen Max Eberl und Borussia Mönchengladbach hat am Wochenende für viele Schlagzeilen gesorgt. Es wird Zeit zu akzeptieren, dass es keinen Zweck hat, sich an der Geschichte weiter abzuarbeiten. Zu viele Irrungen und Wirrungen prägen den Weg des ‘neuen’ Max Eberl.

Dass Borussia Mönchengladbach vor wirklich immensen Herausforderungen steht und es viele Unwägbarkeiten gibt, ob der angestrebte und unvermeidliche Umbruch in eine erfolgreiche Zukunft führt, sollte allen Anhängern der Fohlenelf bewusst sein. Es gibt entsprechend viel bedeutendere Dinge, als sich an einem Mann abzuarbeiten, der seit mehr als einem Jahr bei Borussia keine Rolle mehr spielt.

Nach wie vor stehen wir bei TORfabrik.de hinter unserer von Beginn an geäußerten Auffassung, dass niemandem das Recht zusteht, sich ein Urteil über die Art und Schwere der psychischen Erkrankung von Max Eberl zu erlauben. Es ist bedauerlich, dass eine sachliche Aufarbeitung der Causa Eberl immer wieder von den Vorwürfen untergraben wird, Eberl habe seine Krankheit nur vorgetäuscht. Das ist eine Unterstellung, die nicht bewiesen werden kann und letztlich nur dazu führt, dass Eberl sich in eine Opferrolle flüchtet und mittlerweile nicht mehr das kaputte Fußballgeschäft, sondern vor allem die irren Gladbachfans mit ihren Eisenstangen als Wurzel allen Übels erscheinen.

Eberl scheint noch einiges aufarbeiten zu müssen

Dabei ist es möglich, eine wie auch immer geartete psychische Krankheit von Eberl zu akzeptieren und gleichzeitig von Max Eberl enttäuscht zu sein, dass er Werte über Bord geworfen hat, von denen alle geglaubt haben, dass er für diese einsteht. Auch kann man akzeptieren, dass er seine berufliche Zukunft beim Konstrukt in Leipzig sieht und gleichzeitig darf man sich daran stoßen, ja man muss es sogar, was Eberl seit seinem Comeback in der Öffentlichkeit für Absurditäten absondert. Auch sein Nachtreten in Richtung seines alten Arbeitgebers hat wenig mit Souveränität zu tun, sondern lässt den Schluss zu, dass er bei seiner Problembewältigung längst nicht über den Berg ist und noch ziemlich viel aufzuarbeiten hat.

Max Eberl hat sich für einen radikalen Neustart entschieden und dem Menschen Max Eberl ist zu wünschen, dass er dabei gut und vor allem professionell begleitet wird. Aktuell sieht es eher so aus, als ob Eberls neuer Weg von Irrungen und Wirrungen geprägt ist und er ungebremst wieder in das Hamsterrad rennt, das ihn in Gladbach unkontrolliert über die eigenen Leitplanken fliegen ließ. Damals war er ‘nur’ das Gesicht eines in Deutschland angesehenen und mit vielen Sympathiewerten bedachten Traditionsvereins und verhob sich unter anderem an seiner medialen Omnipräsenz. Jetzt repräsentiert Eberl kurz nach einer psychischen Erkrankung, von der er nach eigener Aussage genesen sein will, dieses so verachtete Marketingkonstrukt. Das erscheint, vorsichtig ausgedrückt, ziemlich waghalsig.

Es wird Zeit für einen fetten Schlussstrich – auch auf emotionaler Ebene

Zumal er nicht in einer strategischen Rolle fernab der Öffentlichkeit arbeitet, sondern hart im Wind bzw. mit dem Gesicht in jede Kamera gerichtet. Was Eberl in den ersten Wochen seiner Tätigkeit in Bezug auf seinen neuen Arbeitgeber so alles erzählt hat, sorgt nicht nur bei ehemaligen Weggefährten für Kopfschütteln. Die erstaunte Frage, »was ist denn mit dem Max Eberl passiert?« hat wohl jeder Gladbachfan in seinem Umfeld schon mehrfach gestellt bekommen. Beantworten wird sie niemand können, denn es ist und bleibt äußerst rätselhaft.

Doch letztlich muss niemand dieses Rätsel lösen – außer Max Eberl. Und das wiederum betrifft ihn ganz allein und hat vor allem nichts mehr mit Borussia Mönchengladbach zu tun. Das Kapitel Max Eberl und Borussia ist seit über einem Jahr beendet und es wird Zeit für einen fetten Schlussstrich – auch auf emotionaler Ebene. Eberl hat eine Ära geprägt und verdient Respekt für das, was er bei und für Borussia geleistet hat. Die Baupläne für ein Denkmal hat er selbst in Brand gesteckt und man geht ohne ein Happy-End auseinander. Das ist schade und es hätte anders laufen können. Aber es ist, wie es ist. Es heißt nun: Abhaken, den Blick nach vorn richten und die Lehre aus der Geschichte ziehen, dass wirklich niemand größer und wichtiger ist als der VfL Borussia.

von Marc Basten – TORfabrik.de | Foto: Martin Rose – Getty Images