19. April 2024

Borussia fehlte die Konsequenz in allen Bereichen

Die Niederlage gegen Bayer Leverkusen geht in Ordnung, das Resultat von 2:3 war noch schmeichelhaft für die Fohlenelf. Den Borussen fehlte es vorn wie hinten an der notwendigen Konsequenz. Die Einzelkritik:

Jonas Omlin: Eine unglückliche Premiere für Borussias neue Nummer 1. Bei allen drei Gegentoren war der Schweizer schuldlos. Beim ersten Treffer hatte er sogar noch die Fingerspitzen dran, als der Ball an den Pfosten ging. Mit einer starken Rettung gegen Frimpong im eins gegen eins verhinderte der 29-Jährige einen noch früheren 0:2-Rückstand. Weitere Gelegenheiten sich auszuzeichnen hatte Omlin nicht. Als mitspielender Torwart war er nur wenig gefordert und diese Aufgaben löste er ruhig und überlegt. In der Nachspielzeit lief Omlin beim letzten Eckball mit nach vorn, kam aber nicht in Abschlussposition. Note 3,0.

Stefan Lainer: Stand etwas überraschend in der Anfangself und fing mehr als ordentlich an. Der Österreicher erkämpfte sich Bälle, grätschte, rannte und erinnerte an den Lainer in seiner Anfangszeit bei Borussia. Doch dann schlichen sich Unachtsamkeiten und Fehlpässe ein. Einer führte zu einem gefährlichen Konter, ein weiterer stand an der Basis des 0:2. Beim ersten Gegentor störte er den Pfostenschützen Hlozek nicht energisch, in einer anderen Situation ließ sich Lainer an der eigenen Grundlinie noch umspielen. Vieles wirkte beim 30-Jährigen hektisch, bevor er nach 56 Minuten durch Scally ersetzt wurde. Note 4,0.

Ko Itakura: Eroberte zu Beginn mit einer giftigen Aktion den Ball und war auch in der Folgezeit präsent und aufmerksam im Zweikampf. Im Spielaufbau agierte der Japaner mit viel Bedacht, beschränkte sich aber zumeist auf den Sicherheitspass. Zwei-, dreimal im ersten Durchgang verpasste er die Gelegenheit, mit einem Vertikalpass zu eröffnen. Bei zwei Kopfballaktionen in Höhe der Mittellinie passte das Timing beim 25-Jährigen nicht. Weitere kleinere Wackler blieben folgenlos. Im zweiten Durchgang blockte Itakura zweimal in höchster Not zur Ecke und verhinderte zusätzliche Gegentreffer, beim 0:3 war er allerdings auch etwas zögerlich gegen Adli. Zum zweiten Treffer von Stindl lieferte Itakura den Assist. Note 3,5.

Nico Elvedi: Kam sehr ansehnlich in die Partie, eroberte mit gutem Stellungsspiel den Ball und wirkte körperlich frisch. Elvedi führte mehrere gute Zweikämpfe eng am Gegner und mit einer gesunden Aggressivität. Vor dem 0:1 blockte er auch zunächst noch gegen Frimpong. Kurz danach ließ er sich weit aufgerückt an der Außenlinie beim Versuch abkochen, Diaby zu stellen. Die Folge war die Kontermöglichkeit für Frimpong, die Omlin entschärfte. Danach wirkte Elvedi extrem verunsichert, was in dem krassen Fehler vor dem 0:2 mündete. Er stand nicht gut und schätzte die Situation völlig falsch ein, als er versuchte, den Ball in gemächlichem Tempo zu sichern. Ein derart trantütiges Verhalten ist nicht entschuldbar – und doch kommt es beim 26-jährigen Schweizer immer wieder vor. Nach der Pause hatte er nach einer Ecke eine gute Kopfballchance, die Hradecky mit einer Parade zunichtemachte. Elvedi hatte noch einige Unsicherheiten im Repertoire, ehe er gegen Ende wieder etwas stabiler wirkte. Note 5,0.

Ramy Bensebaini: Rückte weit mit auf, was zunächst gegen die schnellen Diaby und Frimpong auf seiner Seite nicht negativ ins Gewicht fiel. Das änderte sich mit Bensebainis Ballverlust am gegnerischen Sechzehner, der Frimpong den Konter zum 0:1 ermöglichte. Der Algerier wollte zwar noch retten und ein taktisches Foul begehen, doch er bekam im wahrsten Sinne des Wortes keinen Zugriff mehr. Vorn fehlte dem 27-Jährigen nach einer Freistoßflanke von Hofmann eine Fußspitze zum Tor, nach der Pause wurde ihm der Rebound nach dem abgewehrten Elvedi-Kopfball in letzter Sekunde verwehrt. Der 27-Jährige wirkte in der einen oder anderen Situation genervt und frustriert, blieb aber aktiv. Zeitweise spielte er halblinks vorn, ohne dabei nennenswerte Akzente setzen zu können und öffnete gleichzeitig den Raum für Leverkusener Konter über seine Seite. Note 4,0.

Julian Weigl: Begann sehr aufmerksam, störte mehrmals Leverkusener Ansätze und spielte kluge und zügige Pässe. Vorne kam er in gute Schussposition, doch sein Versuch geriet zu schwach. Etwas Pech hatte er bei einem Kopfball, der letztlich auf dem Tornetz landete. Beim 0:1 unterlief Weigl der entscheidende Fehler, als er nach Elvedis Block nicht energisch abräumte. Vor dem 0:2 war er weit mit aufgerückt und konnte die Weiterleitung durch Hlozek in Richtung Adli nicht verhindern. Nach der Pause agierte Weigl klarer als Absicherung vor und zwischen den Innenverteidigern. Dadurch war er beim 0:3 zwar rechtzeitig mit hinten, doch seine Passivität ermöglichte Amiri und Adli den Doppelpass. Im eigenen Passspiel unterliefen dem 27-Jährigen einige ungewohnte Fehler. Note 4,5.

Manu Koné: War in der guten Startphase auffällig, doch durch mehrere kleinere technische Unsauberkeiten bei der Ballbehandlung, stand sich Koné einige Male selbst im Weg. In der Offensive versuchte er es mit einem Distanzschuss, der letztlich harmlos war. Der Franzose war zwar sehr sicher im Passspiel, hatte aber nur wenige Szenen, in denen er etwas initiieren konnte. Im defensiven Umschaltspiel fehlte Koné nicht nur beim Konter vor dem 0:3 an Griffigkeit. Stellenweise wirkte der 21-Jährige ein bisschen ratlos. Kurz vor der Pause sah er Gelb, als er den Ball frustriert an die Bande schoss. Nach 77 Minuten wurde er von Neuhaus abgelöst. Note 4,5.

Jonas Hofmann: Spulte sein Programm gewohnt laufstark ab, ohne jedoch am und im gegnerischen Strafraum zwingend zu werden. Läufe in die Tiefe gab es nur wenige und im Kombinationsspiel fehlte es an kreativen Momenten. Kleinere Nachlässigkeiten, wie ein gefährlicher Fehlpass in die Mitte, kamen bei Hofmann erschwerend hinzu. Gut waren seine Standards, exemplarisch die Freistoßflanke von halblinks in Richtung Bensebaini oder die Ecke zum Kopfball von Elvedi. Nach der Pause ließ der 30-Jährige den Ball einmal gut für Wolf durch die Beine laufen. Doch insgesamt war Hofmann nicht in der Lage, Akzente zu setzen. Nach 77 Minuten machte er Platz für Herrmann. Note 4,5.

Christoph Kramer: Es bleibt dabei, dass Kramer als Zehner keine Idealbesetzung ist. Sein Anlaufverhalten war gegen seinen Ex-Club zwar unermüdlich und gerade in der Anfangsphase gefiel Kramer als Initiator guter Pressingmomente. Zugutehalten muss man ihm zudem, dass er selten einen Ball am Fuß verlor. Aber vieles ging dabei auf Kosten des Tempos, der 31-Jährige bremste mehrere Angriffe aus. Kramer entwickelte nicht mal im Ansatz Torgefahr und stellte für den Gegner so gut wie keine Bedrohung dar. Das ist auf dieser Position schlichtweg nicht ausreichend. Nach 56 Minuten übernahm Stindl. Note 4,5.

Alassane Plea: Verfing sich zusehends im Dickicht des Leverkusener Defensivverbundes. Das Zusammenspiel mit Bensebaini auf links klappte zunächst noch ganz gut, dafür fehlte jegliche Connection zu Ngoumou. Einzelaktionen des 29-Jährigen waren rar und nicht von Erfolg gekrönt. Ein Schuss aus halbwegs ordentlicher Position war letztlich nicht mehr als eine bessere Rückgabe. Nach den Wechseln im zweiten Durchgang rückte der Franzose in die zentrale Position, ohne dort allzu viel bewegen zu können. Pleas beste Szene war das technische Kabinettstückchen, mit dem er Wolf vor dem 1:3 in Szene setzte. Note 4,5.

Nathan Ngoumou: Hatte bei seinem Debüt als zentraler Angreifer einen schweren Stand. Er ‘erschlängelte’ sich eine Halbmöglichkeit über rechts, doch ansonsten konnte sich der Franzose kaum zeigen. Er bekam keine vernünftigen Anspiele oder Steckpässe, sondern musste mit halbgaren Lupfern wie dem von Kramer vorliebnehmen. Seine Schnelligkeit konnte der 22-Jährige nicht einbringen, weil Leverkusen tief gestaffelt war. Ins eins-gegen-eins traute sich Ngoumou nicht, weil er offensichtlich zu viel Respekt vor dem Tempo von Tapsoba oder Kossounou hatte. In einer auf Konter ausgerichteten Mannschaft würde Ngoumou gewiss auch in zentraler Rolle besser zur Geltung kommen. So war nach 56 Minuten Feierabend. Note 4,5.

Joe Scally (56. Minute für Lainer): Übernahm die rechte Seite, wo er ein paar Ansätze auf dem Weg nach vorn zeigte, ohne sich letztlich wirklich durchsetzen zu können. Beim 0:3 war der 20-Jährige zu passiv gegen Bakker. Ohne Note.

Lars Stindl (56. Minute für Kramer): Zehn Minuten nach seiner Einwechslung fiel das 0:3 und das Spiel war quasi durch. Stindl mühte sich, blieb aber bis zu seinem Treffer auch meistens unter dem Radar. Mit dem fulminanten Knaller zum 2:3 in der Nachspielzeit sorgte der 34-Jährige kurzzeitig für Spannung und holte sich bei einem Scharmützel an der Seitenlinie noch die 5. Gelbe Karte ab, wodurch er in Augsburg gesperrt fehlt. Ohne Note.

Hannes Wolf (56. Minute für Ngoumou): Seine erste Ballannahme misslang und auch im weiteren Verlauf unterliefen dem 23-Jährigen technische Unsauberkeiten. Allerdings sorgte er mit seinem Eifer auch für Belebung. Wolf versuchte zumindest etwas, selbst wenn er in seiner Schmächtigkeit gegen die Abwehrhünen von Leverkusen verloren wirkte. Eine ‘Stolperchance’ vergab der Österreicher, als er nicht konkret zum Abschluss kam. Mit einer zielstrebigen Aktion bereitete er das Tor zum 1:3 vor. Ohne Note.

Florian Neuhaus (77. Minute für Koné): Gab sein Comeback und ordnete sich auf der 6er-Position ein. Dort machte es Neuhaus unauffällig solide, ein Ballverlust in der Nachspielzeit führte allerdings zu einem Konter. Zudem verdaddelte der 25-Jährige einen Einwurf, als Eile geboten war. Ohne Note.

Patrick Herrmann (77. Minute Hofmann): Übernahm Hofmanns Position und führte auch die Standards aus. Herrmann ging mit gewohntem Eifer zu Werke, konnte aber nichts mehr bewegen. Ohne Note.

von Marc Basten – TORfabrik.de | Foto: Norbert Jansen – Fohlenfoto