29. März 2024

Einzelkritik: Ordentliche Ansätze ohne das gewisse Etwas

Borussia Mönchengladbach hat durch das 1:1 bei Eintracht Frankfurt die Möglichkeit verpasst, die Saison noch auf einem einstelligen Tabellenplatz abzuschließen. Gegen Frankfurts Rumpftruppe zeigten die Borussen ordentliche Ansätze, aber das gewisse Etwas fehlte. Die Einzelkritik:

Tobias Sippel: Bekam als Dankeschön für seine klaglose Rolle als Nummer 2 seinen Liga-Einsatz. Zunächst war der 34-Jährige kaum gefordert. Ein riskanter Pass im Aufbau zu Hofmann zu Beginn kam gerade so an, später spielte er einen Flachpass in die Füße eines Frankfurters, was ohne Konsequenzen blieb. Nach der Pause gab es ein paar Pflichtaufgaben für den Ex-Lauterer – u.a. klatschte er einen Kostic-Freistoß weg. Beim Gegentor wurde er vom Distanzschuss von Paciencia überrascht – der Ball flatterte zwar etwas, war aber keinesfalls unhaltbar. Den Kamada-Abschluss in der Schlussminute erwischte Sippel am langen Pfosten erst hinter der Linie – zum Glück wurde auf Abseits entschieden. Note 3,5.

Jordan Beyer: War sehr konsequent im Zweikampf und auch im Aufbauspiel wusste Beyer mit klaren Pässen zu gefallen. Richtig gut waren die Bewegungen, mit denen er sich mehrfach mit Ball am Fuß nach vorne absetzte, wenn ein Gegenspieler ihn anlief. Positiv auch, dass sich der 21-Jährige immer mehr zutraut und sich auch nach vorne einschaltet. Allerdings muss das besser abgesichert sein als in der Situation in der 26. Minute, als Beyer aufgerückt war und nach einem Ballverlust von Lainer überspielt wurde und nicht mehr rechtzeitig zurückkam. Steigerungsbedarf gibt es auch noch bei seinen Flanken. Nach der Pause blockte Beyer einen Schuss mit dem Rücken. Kurz vor dem Ende musste er angeschlagen vom Platz. Note 3,0.

Marvin Friedrich: Startelfcomeback des Winterneuzugangs als zentraler Mann in der Dreierkette. Friedrich erledigte seinen Job unaufgeregt und sehr seriös. Er ging kein Risiko ein und wählte lieber den einfachen Klärungsball ins Seitenaus, als sich auf irgendwelche waghalsigen Unternehmungen einzulassen. Die Abstimmung mit den Kollegen passte, auch wenn es im Aufbau einmal ein Missverständnis mit Beyer gab. Ansonsten spielte Friedrich aber klare Pässe und zeigte sich in den Zweikämpfen stabil und stets auf der Höhe. Gegen Ende der Partie hatte der 26-Jährige nach einer Freistoßflanke von Hofmann eine Kopfballchance, die Trapp zunichte machte. Note 3,0.

Ramy Bensebaini: Begann mit einer wichtigen Klärungsaktion nach einem langen Pass der Frankfurter. Im weiteren Verlauf war der 27-Jährige in zwei, drei Zweikämpfen nicht konsequent genug. Im Aufbauspiel machte es der Algerier ordentlich und spielte einige gefällige Vertikalpässe und den einen oder anderen gut getimten Verlagerungsball. Beim Frankfurter Gegentor setzte er zu wenig Druck auf Paciencia – offensichtlich rechnete Bensebaini nicht mit einem Schuss des Portugiesen. Note 3,5.

Stefan Lainer: Auf der rechten Bahn mit hohem Aufwand unterwegs. Bei gegnerischem Ballbesitz beeilte Lainer sich, um die Fünferkette zu komplettieren. Sobald der Ball in den eigenen Reihen war, preschte er weit nach vorne. Das Engagement des Österreichers war vorbildlich, der Ertrag eher bescheiden. Wirklich gelungen war der Pass auf Plea als Assist zum 1:0, ansonsten verpuffte vieles. Ein vielversprechendes Dribbling des 29-Jährigen im Strafraum endete mit einem Pass ins Nichts und ein einfacher Ballverlust in der Vorwärtsbewegung führte zu einem Konter der Eintracht. Note 3,5.

Jonas Hofmann: Agierte in ungewohnter Rolle rechts im Vierermittelfeld neben Neuhaus. Obwohl Hofmann viele Ballkontakte hatte, beraubte ihn die insgesamt tiefere Positionierung um seine Stärken. Er hatte zwar nach wenigen Minuten den ersten Torabschluss und rückte wenn möglich mit auf, aber seine Läufe in die Tiefe blieben weitestgehend aus. Da sich Plea und Stindl im Aufbau als Anspielstationen oft zurückfallen ließen, lief das Spiel öfter mal an Hofmann vorbei. In der Arbeit gegen den Ball kam es dem 29-Jährigen entgegen, dass die Frankfurter weitaus weniger bissig zu Werke gingen, als gewohnt. Richtig schmerzhaft endete für den Nationalspieler ein geblockter Schuss, bei dem der Abpraller mit voller Wucht in Hofmanns Gesicht landete. Note 3,5.

Florian Neuhaus: Pendelte zwischen der halblinken Seite und der Rolle des zentralen ‘Sechsers’. Den Zweikämpfen ging Neuhaus nicht aus dem Weg – er griff einige Male gut zu und kam ohne Foulspiel aus. Obwohl sein Passspiel insgesamt ordentlich war, schlichen sich ein paar überflüssige Nachlässigkeiten ein. Ein Fehlpass ohne Bedrängnis hatte ebenso einen Gegenangriff zur Folge, wie ein Ballverlust gegen Ilsanker im Mittelfeld sowie ein misslungener Versuch des Andribbelns vor dem eigenen Strafraum. Bei der großen Chance für Ilsanker nach der Pause, als Plea auf der Linie rettete, gab Neuhaus bei seinem Klärungsversuch die unfreiwillige Vorlage. Hinter mehreren Aktionen des 25-Jährigen steckte eine durchaus gute Idee, doch die Umsetzung klappte weniger gut. Note 4,0.

Luca Netz: Hatte auf der linken Seite diesmal weniger Probleme bei der Positionierung. Auch weil Frankfurt gerade im ersten Durchgang eher behäbig aufbaute, fand sich Netz schnell wieder hinten ein um dann bei eigenem Ballbesitz wieder mit nach vorne zu rücken. Dabei unterliefen dem 18-Jährigen allerdings zwei, drei technische Fehler, ein unbedrängter Kopfball landete beim Gegner und auch eine Ecke – sonst eine Stärke – misslang völlig. Beim Ilsanker-Kopfball nach einer halben Stunde ließ Netz seinen Gegenspieler fast ohne Gegenwehr hochsteigen. Nach dem Seitenwechsel zeigte Netz ein paar gute Ansätze auf dem Weg nach vorne. In der 73. Minute hatte er eine große Möglichkeit, als er von halblinks aufs Tor zulief. Sein Schuss geriet allerdings zu mittig genau auf Trapp. Note 4,0.

Lars Stindl: War direkt auf Betriebstemperatur und leitete mit seiner Balleroberung die erste Chance von Hofmann ein und ebnete mit seinem klugen Pass auf Lainer den Weg zum 1:0. Danach fiel der Kapitän vor allem als ‘Verbindungsspieler’ auf, der sich im Wechsel mit Plea fallen ließ und Bälle verteilte. Nach der Pause drängte er verstärkt auf Abschlüsse, doch ein ‘gekurvter’ Schuss von halblinks stellte kein Problem für Trapp dar und auch bei weiteren Versuchen fehlte es an Präzision. Nach Doppelpass mit Embolo kam der 33-Jährige im Strafraum zu Fall – ein Kontakt war da, aber es reichte weder Schiedsrichter noch VAR für einen Elfmeter. Mit einem schönen Hackentrick am Strafraum sorgte Stindl für Gefahr. Einen Freistoß aus sehr guter Position schoss er schwach und flach in die Mauer. Note 3,0.

Alassane Plea: Kehrte in die Startelf zurück und zeigte, dass er durchaus mit Stindl gemeinsam in ‘hängender’ Rolle harmoniert. Er bereitete das Führungstor mit seinem Antritt und dem Zuspiel auf Stindl vor, um letztlich in Mittelstürmermanier selbst abzuschließen. Danach war Plea an zwei, drei guten Kombinationen beteiligt, die jedoch nicht zu Ende gespielt wurden. Im zweiten Durchgang leitete er die Embolo-Großchance mit einem perfekten Pass ein und auch die weitere Möglichkeit von Embolo in der 71. Minute legte Plea auf. Allerdings verdaddelte der 29-Jährige auch zwei vielversprechende Konter, als er – sehr untypisch für ihn – ganz schwache Pässe spielte. In der 86. Minute machte er Platz für Herrmann. Note 3,0.

Breel Embolo: Trat erst in der 20. Minute mit einem gelungenen Dribbling in Erscheinung und war über weite Strecken der ersten Halbzeit komplett ohne Bindung und überhaupt nicht im Spiel. Im zweiten Durchgang hatte der Schweizer mehr Aktionen, jedoch ohne die Effektivität aus den letzten Wochen. Nach tollem Zuspiel von Plea scheiterte er am allerdings herausragend reagierenden Trapp (48.) und später schoss er sich in aussichtsreicher Position zunächst selbst an, um dann nochmal zum Schuss zu kommen, aber Hasebe kratzte den Ball von der Linie. Note 4,0.

Patrick Herrmann (86. Minute für Plea): Hatte keinen Ballkontakt mehr, aber großes Glück, dass er beim Tor von Kamada in der 89. Minute das Abseits nicht aufhob. Das war ziemlich knapp. Ohne Note.

Joe Scally (86. Minute für Beyer): Übernahm die Beyer-Position in der Kette und schlug einmal den Ball weg. Dass Scally den Vorzug vor Ginter erhielt, war eine bemerkenswerte Randnotiz. Ohne Note.

von Redaktion TORfabrik.de | Foto: Alex Grimm – Getty Images