29. März 2024

Einzelkritik: Mit Kampf und Leidenschaft zum Sieg über Dortmund

Borussia Mönchengladbach kämpfte den BVB verdientermaßen nieder und holte sich einen wichtigen Heimsieg im Prestige-Duell. Die Gladbacher überzeugten dabei vor allem mit Grundtugenden. Die Einzelkritik:

Yann Sommer: Verlebte einen unerwartet ruhigen Abend und wurde bis in die Nachspielzeit hinein nicht wirklich geprüft. Da lenkte Sommer die Schuss-Flanke von Schulz zwar zur Seite ab, jedoch genau zu Hazard, der den Kopfball zum Glück aufs Tornetz setzte. Ansonsten war der 32-Jährige noch als zusätzlicher Aufbauspieler gefragt, indem er die Kombinationen von hinten heraus eröffnete. Das war hier und da angesichts Dortmunder Anwesenheit nicht ohne Risiko, ging aber gut. Einmal allerdings hatte Sommer Glück, als er einem Dortmunder an den Rücken schoss und dies ohne Folgen blieb. Note 3,0.

Matthias Ginter: Wie in der Nationalmannschaft spielte Ginter als rechter Innenverteidiger in der Dreierkette. Defensiv hatte er weitestgehend alles im Griff. Kurz nach Wiederbeginn hatte er das Nachsehen gegen Malen, der vor ihm an den Ball kam und daneben köpfte. Ansonsten behielt der 27-Jährige in allen wichtigen Duellen die Oberhand. Im Spielaufbau solide, ein Verlagerungsball flog ins Seitenaus. Ginter nutzte die Freiräume, um sich nach vorne zu orientieren. Er schob einige Male gut mit an und war auch beim 1:0 involviert, als er mit aufgerückt war und als Doppelpasspartner für Zakaria fungierte. Note 3,0.

Nico Elvedi: Als zentraler Mann in der Dreierkette wird er nicht wirklich enttäuscht gewesen sein, dass er es nicht mit Erling Haarland zu tun bekam. So war der Abend für den Schweizer deutlich angenehmer als erwartet. Er war sehr aufmerksam in den Zweikämpfen und gab sich keine Blöße. Auch Schlafmomente wie gegen die Bayern oder zuletzt in Augsburg leistete sich der 24-Jährige keine. Im Passspiel und bei der Wahl seiner Optionen extrem sicher – nur einer von 77 Pässen kam nicht an. Note 2,0.

Tony Jantschke: Saisonpremiere für den 31-Jährigen, dem man die fehlende Matchpraxis in den ersten Minuten anmerkte. Gleich beim ersten Duell geriet er ins Stolpern, dann spielte er einen Ball in die Füße des Gegners und fiel kurz darauf bei einem Sprintduell mit Bellingham hin und schlug mit dem Kopf auf. Doch Jantschke fing sich und wurde im Laufe der Partie immer stärker und sicherer. Er funkte mehrfach gut dazwischen und führte kompromisslose Zweikämpfe, ohne dabei Foul zu spielen. Auch in den Luftduellen war Jantschke auf der Höhe. Szenenapplaus gab es für seinen ‚Torpedo-Block‘ in der zweiten Halbzeit, als er sich in den Schuss von Bellingham warf. Nach einem etwas holprigen Start erlangte Jantschke schnell wieder seinen Status als ‚Mr. Zuverlässig‘. Note 3,0.

Joe Scally: Im rechten Mittelfeld mit einer – man darf es mittlerweile so ausdrücken – gewohnt stabilen Vorstellung. Er rückte bei Bedarf gut mit nach hinten, überzeugte mit Einsatzmentalität und traute sich am Ball etwas zu. Einmal setzte er sich auf der Außenbahn gut durch, fand jedoch wegen der mangelhaften Strafraumbesetzung keinen Abnehmer. Eine gute Umschaltsituation versemmelte Scally mit Fehlpass und Unentschlossenheit. Der 18-Jährige zog das Foul von Dahoud, in dessen Folge der Dortmunder vom Platz musste. Kurz vor Schluss erhielt Scally zurecht Szenenapplaus für eine beherzte Aktion. Note 3,0.

Denis Zakaria: Agierte von Beginn an mit viel Bissigkeit und Dynamik. Bereits in der 13. Minute sah er die Gelbe Karte, was nichts Gutes erahnen ließ. Doch Zakaria führte die weiteren Zweikämpfe mit Geschick oder hielt sich zurück, was besonders deutlich wurde in der letzten Minute vor der Pause, als er bewusst innehielt, statt den Zweikampf zu bestreiten. Der Schweizer war vor allem im defensiven Bereich sehr wertvoll und rannte jedem Dortmunder hinterher, um Bälle zu erobern. Auf dem Weg nach vorne mit einigen guten Antritten. Bei seinem Treffer reagierte der 24-Jährige blitzschnell, als der Ball via Bellinghams Fuß wieder vor ihm landete und er beherrscht abrundete. Nach der Pause hatte Zakaria noch einen gefährlichen Abschluss, doch sein Landsmann Kobel lenkte den von Hummels abgefälschten Schuss noch um den Pfosten. Note 2,0.

Manu Koné: Bundesligadebüt für den 20-jährigen Franzosen an der Seite von Zakaria im defensiven Mittelfeld. Bei seiner ersten Aktion senste er über den Ball und danach hatte er zwei kleinere Wackler. Doch er fing sich schnell, hatte viele Ballaktionen und gewann zusehends an Sicherheit. Er agierte sehr standhaft und erinnerte ein wenig an Clarence Seedorf, wenn es galt, sich individuell vom Gegner zu lösen. Sein Passspiel war ordentlich und sein Aktionsradius groß. Koné hatte eine gute Schusschance, als er in Rücklage über den Kasten ballerte. Er sah zu Recht Gelb für eine unnötige Schwalbe. Nach 73 Minuten wurde er – von Krämpfen geplagt und von ‚Bienen‘ gejagt – durch Kramer ersetzt. Insgesamt eine ansprechende Premiere von Koné – er darf und wird wiederkommen. Note 3,0.

Luca Netz: Auf der linken Seite unterwegs, bearbeitete er mit hohem läuferischen Aufwand die Außenbahn. Als er einmal auf rechts war, verlor er den Ball, holte sich den aber wieder und direkt danach wurde sein Schuss geblockt. Der 18-Jährige hatte in der 56. Minute die Chance auf das 2:0, als er eigentlich die Gelegenheit und Zeit hatte, sich den Ball richtig hinzulegen. Doch er war nicht handlungsschnell genug, so dass der Schuss noch geblockt wurde. Zwanzig Minuten vor dem Ende machte er Platz für Wolf. Note 3,5.

Jonas Hofmann: War schon nach wenigen Sekunden extrem giftig, als er der Rudelbilder schlechthin war. Damit brachte er sofort die nötige Hitze rein. Hofmann agierte in einer freien Rolle als Zehner, war überall zu finden und klar der Schlüsselspieler im Gladbacher Offensivspiel. Zentral holte er den Freistoß und die erste Gelbe Karte für Dahoud heraus, auf der Seite inszenierte er Kombinationen und immer wieder startete er mit Sprints in die Tiefe. Auch an der Entstehung des 1:0 war er mit seinem schlauen Einwurf auf links zu Stindl beteiligt. Mit seinem Knaller aus spitzem Winkel hätte er Kobel fast überrascht und bei weiteren guten Kombinationen über rechts fand er keinen Abnehmer in der Mitte, um das Spiel vorzeitig zu entscheiden. Hofmann absolvierte die meisten Sprints aller Spieler auf dem Platz – nach 83 Minuten war der Akku leer und er wurde durch Bénes ersetzt. Note 2,0.

Lars Stindl: Ging als Kapitän in Sachen Aggressivität voran und war ebenfalls zu Beginn an der Rudelbildung beteiligt. Er war ganz klar im Kampfmodus, was zur Folge hatte, dass er spielerisch etwas unter seinen Möglichkeiten blieb. Aber die Prioritäten waren an diesem Abend richtigerweise andere. Er haute sich in die Zweikämpfe, sah Gelb und ‚bearbeitete‘ Aytekin. Aber Stindl hatte auch andere Szenen – so wie vor dem 1:0. Da lief er geschickt bis fast zur Grundlinie, um den Einwurf von Hofmann zu erhalten und direkt zu flanken – was Guerreiros unzureichende ‚Hackenklärung‘ zur Folge hatte. Nach der Pause war der 33-Jährige an einigen guten Kombinationen beteiligt. Mit 11,9 Kilometern war Stindl der laufstärkste Akteur auf dem Feld. Note 3,5.

Breel Embolo: Erster Startelfeinsatz für den Schweizer, der in vorderster Front aufgeboten wurde. Er machte zwar einige Bälle fest und wusste seinen Körper in Position zu bringen, vertändelte aber auch sehr viel. Ein richtiger Mittelstürmer ist Embolo nicht, folglich zog es ihn auch immer wieder ins Mittelfeld. Dort nervte und forderte er die Gegenspieler mit seiner körperlichen Spielweise und vielen Zweikämpfen. Der Einsatz gegen Hummels, als Embolo voll in den Mann lief und sich selbst dabei wehtat, war allerdings deutlich übertrieben. Bei der Chance von Netz ließ er den Ball geschickt durchlaufen, selber kam der 24-Jährige nur nach einer Ecke per Kopf zum Abschluss. Note 4,0.

Hannes Wolf (69. Minute für Netz): Fügte sich ordentlich ein, rackerte wie gewohnt und lief Räume zu. Nach einer seiner Balleroberungen hatte Zakaria eine Gelegenheit. Wolf selbst kam in der Nachspielzeit einmal zum Abschluss. Ohne Note.

Christoph Kramer (73. Minute für Koné): War sofort auf Betriebstemperatur und arbeitete mit Elan und Geschick gegen den Ball. Kramer war sehr stark in den Zweikämpfen, dazu waren einige Spielfortsetzungen richtig gut. Ohne Note.

Laszlo Bénes (83. Minute für Hofmann): Konnte sich nicht mehr wirklich in Szene setzen. In einer Defensivaktion gegen Marius Wolf wirkte er etwas desorientiert und entfernte sich vom Gegenspieler, anstatt ihn zu stellen. Ohne Note.

von Redaktion TORfabrik.de

Foto: Norbert Jansen / Fohlenfoto / TORfabrik.de