28. März 2024

Borussias Balanceakt bei den Königlichen

Borussia Mönchengladbach kann am Mittwoch bei Real Madrid (Anstoß 21 Uhr) »etwas Historisches schaffen«, wie Trainer Marco Rose sagt. Die Fohlenelf steht vor dem großen Coup beim Showdown der Gruppenphase der Champions League. Es wird ein Balanceakt.

Es ist fraglos eines der wichtigsten Spiele der letzten Jahre für Borussia Mönchengladbach, das da am Mittwoch in Madrid stattfinden wird. Die Fohlenelf kann erstmals in der Champions League das Achtelfinale erreichen und hat es als Tabellenführer der Gruppe B in der Hand, dies als Gruppensieger zu bewerkstelligen. Eine derartige Konstellation war nach der Auslosung kaum zu erwarten – nicht von ungefähr liest man in diesem Zusammenhang immer wieder von der ‘Hammergruppe’.

Dass Gladbach die Tabelle vor dem letzten Spieltag anführt, ist überraschend. Darüber hinaus ist es wahrlich ein Hammer, wie sich die Lage in der Gruppe gestaltet: Alle vier Teams haben noch Chancen auf das Achtelfinale und die Borussia kann sogar noch von Schachtar Donezk überholt werden – dem Team, das man in zwei Spielen mit insgesamt 10:0 Toren an die Wand gespielt hat. Sicher ist nur, dass die Fohlen im Frühjahr noch international dabei sind – der dritte Platz und damit das ‘Auffangbecken Europa League’ ist der Rose-Truppe nicht mehr zu nehmen. Doch natürlich ist das große Ziel, die K.o-Runde in der Champions League zu erreichen.

»Es wird ein starkes Real Madrid werden – ganz sicher«

Den Gruppensieg können sich die Fohlen mit einem Sieg bei Real Madrid sichern. Ein Remis bei den Königlichen reicht zu Platz 1, wenn gleichzeitig Schachtar nicht bei Inter gewinnt. Den zweiten Platz, und damit das Achtelfinale, erreichen die Borussen bei einem Unentschieden und wenn Donezk in Mailand gewinnt. Bei einer Gladbacher Niederlage in Madrid ist trotzdem Platz 2 möglich, wenn Schachtar bei Inter Remis spielt. Sollte bei einer Niederlage der Fohlen jedoch gleichzeitig im anderen Spiel ein Sieger ermittelt werden – egal wer -, wird Borussia Gruppendritter.

Die Ausgangslage ist also richtig ‘tricky’ für die Borussen. Einerseits ist da das Selbstvertrauen, das man sich aufgrund der bemerkenswerten Leistungen in den bisherigen Spielen erarbeitet hat. Im Hinspiel haben die Borussen unter Beweis gestellt, dass sie gegen Real mehr als nur mithalten können. Auf der anderen Seite hat man nun etwas zu verlieren und dazu ist und bleibt Real Madrid ein Weltklasseteam, das auch und gerade in derartigen Situationen über Qualitäten verfügt, die es bei Borussia in dieser Form gar nicht geben kann. »Solche Mannschaften funktionieren immer am besten, wenn sie Druck haben«, warnte Marco Rose am Dienstag. »Es wird ein starkes Real Madrid werden – ganz sicher«.

»Borussia kann morgen etwas Historisches schaffen«

»Es ist eine gewisse Anspannung da, weil wir natürlich weiterkommen wollen«, so Rose. »Wir wissen um die Schwere der Aufgabe. Aber natürlich ist auch Vorfreude da, weil wir das bis hierhin in der Gruppe sehr ordentlich gemacht und jetzt tatsächlich die Chance haben, in die nächste Runde zu kommen. Borussia kann morgen etwas Historisches schaffen. Dazu müssen wir fleißig und leidenschaftlich verteidigen und nach vorne mit viel Mut Fußball spielen, um Real vor Probleme zu stellen«.

Die Königlichen sind derweil richtig unter Zugzwang, denn der Rekordsieger ist bislang noch nie in der Gruppenphase gescheitert. Entsprechend engagiert werden die Madrilenen daher in diesem Endspiel erwartet. Ein Vorteil könnte für die Borussen sein, dass – im Gegensatz zum letzten Duell in Madrid vor 35 Jahren – diesmal nicht im Hexenkessel des Santiago Bernabéu, sondern ohne Zuschauer im daneben gelegenen kleinen Stadion Alfredo Di Stéfano gespielt wird. Auch wenn Marco Rose das anders beurteilt: »Einen Vorteil für uns kann ich nicht erkennen. Wir hätten gerne in einem vollen Bernabéu gespielt. Dass das nicht möglich ist, ist schade«.

Wird Elvedi rechtzeitig fit? Rose: »Es wäre eine Punktlandung«

Wie dem auch sei – die Borussen können sich auf ein Finale freuen und dies mit der Gewissheit angehen, dass sie unabhängig vom Ausgang der Partie eine bemerkenswerte Visitenkarte in Europa abgegeben haben. Daher sind weiche Knie nicht angebracht, sondern eher ein motivierendes Selbstverständnis. »Es gibt keinen Grund, nervös zu sein«, sagt Rose. »Wir freuen uns einfach auf die Herausforderung und wollen unsere gute Ausgangsposition nutzen.«

Bei dieser Aufgabe wird der Trainer definitiv auf Jonas Hofmann (Muskelbündelriss), Ramy Bensebaini (Covid -19) und auch Tony Jantschke (Knieprobleme) verzichten müssen. Dagegen konnte Nico Elvedi, der das Spiel gegen Mailand vor einer Woche sowie die Bundesligapartie in Freiburg wegen muskulärer Probleme verpasst hatte, mit in die spanische Hauptstadt fliegen. Das Abschlusstraining in Gladbach absolvierte der Schweizer mit der Mannschaft. Ob es reichen wird, bleibt abzuwarten. »Wir werden am Mittwoch schauen, ob es mit seinem Einsatz klappt”, so Rose. “Es wäre eine Punktlandung, wenn er spielen kann«.

von Marc Basten – TORfabrik.de