19. April 2024

Borussias Sieg in Mainz: Wichtig für den Kopf

Die Wichtigkeit des Siegs von Borussia Mönchengladbach bei Mainz 05 kann man angesichts des Spielverlaufs nicht hoch genug einschätzen. Die Borussen bewegten sich auf dünnem Eis, aber sie haben rechtzeitig die Kurve gekriegt.

Es war das erwartet komplizierte ›Sandwich-Spiel‹ in Mainz, eingebettet zwischen den beiden Knallern in der Champions League in Mailand und gegen Madrid. Marco Rose warf die Rotationsmaschine an und veränderte die Startelf auf gleich fünf Positionen. Das war einerseits eine fast alternativlose Maßnahme, andererseits barg sie auch ein gewisses Risiko. Denn bei allem Vertrauen in die Spieler aus der sogenannten zweiten Reihe wirkte in Mainz einiges improvisiert.

Das galt weniger für den Debütanten Rocco Reitz, der sich bemerkenswert sicher auf dem Parkett Bundesliga bewegte. Aber die Dreierabwehrkette mit Jantschke links und dem müden Elvedi als zentralem Mann wirkte nicht sehr souverän. Und das Offensivtrio Stindl, Embolo und Herrmann erschien in dieser Konstellation auch nicht wie die Idealformation. Sicher, alle hängten sich rein und es ist nun mal unumgänglich, dass die Belastungssteuerung in diesen Wochen eine entscheidende Rolle spielt. Dennoch war das Eis recht dünn, auf dem sich die Borussen bewegten.

Erstmals in dieser Saison konnten die Borussen von der Bank Qualität nachlegen

Aufgrund des durchwachsenen Saisonstarts standen die Gladbacher in Mainz unter Zugzwang. Zu Beginn schien der Plan aufzugehen, das frühe Führungstor war eigentlich wie gemalt für die Borussen. Doch dann summierten sich kleinere Unachtsamkeiten so weit, dass Mainz das Spiel vorläufig drehen konnte. Das war in gewisser Weise schon eine kritische Phase für die neuformierte Fohlenelf, die aber nicht vollends die Kontrolle verlor. Das wiederum war einer der positiven Punkte, die man aus Mainz mitnehmen kann.

Möglicherweise hätte ein stärkerer Gegner als Mainz die Umstände nutzen und den dritten Treffer drauf packen können, aber das ist Spekulation. Entscheidend für die Trendwende im Verlauf der zweiten Halbzeit war die Herreinnahme der vier Basisspieler Thuram, Plea, Neuhaus und Hofmann. Erstmals in dieser Saison konnten die Borussen von der Bank Qualität nachlegen. Anders als gegen Union oder Wolfsburg, als die Fohlen nach hinten raus kollektiv abbauten, gab es diesmal einen positiven Schub. Die Mainzer hatten darauf keine Antwort parat, was sich besonders in den letzten Minuten zeigte, als die Gastgeber mental und körperlich platt waren.

Rückenwind für die kommenden Aufgaben

Für die Borussia war der Erfolg in Mainz wichtig fürs Punktekonto, aber noch viel bedeutsamer für die Psyche. Marco Rose hatte schon im Vorfeld betont, dass in diesen anstrengenden Wochen vor allem Ergebnisse benötigt werden, um die körperlichen Strapazen zu verdrängen. Mit dem Achtungserfolg in Mailand in der Champions League und dem Sieg des Willens in Mainz hat man diese Ergebnisse einfahren können. Sie werden Rückenwind verleihen für die nächsten Aufgaben, was angesichts des Niveaus der kommenden Gegner auch nötig ist.

Von daher ist dieser hart erkämpfte Erfolg beim Tabellenletzten vielleicht sogar mehr wert, als wenn man mal eben locker im Vorbeigehen gewonnen hätte. Es wurde aber auch deutlich, dass sich die Mannschaft an rotationsbedingte Umstellungen erst noch gewöhnen muss und dass der Kader vielleicht an der einen oder anderen Stelle – z.B. der Innenverteidigung – doch nicht die Tiefe hat, wie sie nötig wäre. Das wird sich in den nächsten Wochen herausstellen – zunächst ist nur wichtig, dass durch den Sieg in Mainz der Anschluss nach oben hergestellt wurde und nun der Fokus uneingeschränkt auf das Highlight Real Madrid gerichtet werden kann.