19. April 2024

Borussia fehlt die Stabilität über 90 Minuten

Borussia Mönchengladbach kam auch gegen den VfL Wolfsburg nicht richtig in den Tritt und musste sich am Ende mit dem 1:1 zufriedengeben. Der Leistungsabfall nach der Pause war dafür verantwortlich, dass die Fohlen weiter auf den ersten Heimsieg warten müssen. Die Einzelkritik:

Yann Sommer: Hatte in der ersten Halbzeit wenig zu tun – ausgenommen zwei sichere Fangbälle nach missglückten Flanken von Roussillon und Mehmedi. Nach dem Seitenwechsel rettete Sommer beim abgefälschten Schuss von Brekalo mit dem Gesicht, etwas später stellte er beim Versuch von Mehmedi aus kurzer Distanz gut den Körper dazwischen. Auch die Arnold-Rakete entschärfte Sommer – der Ball flatterte tückisch. Ein schlimmer Fehlpass flach in Füße von Arnold wäre fast bestraft worden, doch Neuhaus und Elvedi retteten in höchster Not. Dennoch behielt Sommer auch diesmal nicht die weiße Weste – beim Gegentor war er allerdings machtlos. In der Nachspielzeit sicherte der Schweizer den Punkt, als er den sich senkenden Weghorst-Schuss mit den Fingern über die Latte lenkte. Note 2,5.about:blank

Stefan Lainer: War gewohnt aktiv auf dem Weg nach vorne und tauchte im ersten Durchgang hin und wieder plötzlich im gegnerischen Sechzehner auf. Lainer war viel in Aktion, der Ertrag hielt sich dabei in Grenzen. In der Defensivarbeit zunächst ohne Probleme, unmittelbar nach der Pause schloss er jedoch gegen Brekalo die Lücke nicht, so dass dieser in den Strafraum laufen und zum Abschluss kommen konnte. Etwas später bekam er im Zweikampf mit Brekalo einen Schlag aufs Knie, das er sich zudem noch leicht verdrehte. Es sah zunächst so aus, als ob er ausgewechselt werden müsste, aber er spielte noch einige Zeit weiter. In der 76. Minute wurde er von Jantschke abgelöst. Note 3,5.

Matthias Ginter: Kam gut in die Partie, klärte früh rechtzeitig nach einer Flanke und gefiel im weiteren Verlauf mit gutem Stellungsspiel und stabilen Zweikämpfen. Weniger gut Ginters Laufweg in einer Situation gegen Weghorst, der zum Glück den Abschluss verschluderte. Im Spielaufbau mit einiger Streuung, auch seine langen Bälle fanden selten Abnehmer. Kurz vor der Halbzeit blockte Ginter gut gegen Schlager, direkt nach Wiederanpfiff fälschte er den Brekalo-Schuss mit dem Knie ab, was Sommer zur ›Gesichtsparade‹ nötigte. Etwas später ließ er Mehmedi sich etwas einfach am Fünfmeterraum drehen und zum Abschluss kommen. Beim Gegentor war Ginter in der Nähe, aber zu weit weg, um noch eingreifen zu können. Note 3,5.

Nico Elvedi: Bekam es hauptsächlich mit Weghorst zu tun, was grundsätzlich kein Vergnügen ist. Elvedi löste die Aufgaben zumeist ordentlich und wenn er ein Duell verlor, dann passierte das in nicht akut gefährlichen Situationen. Er blieb cool, als er eine Kopfballrückgabe auf Sommer spielte. Vorne mit einem Kopfball nach Freistoßflanke Hofmann aus vollem Lauf hart und weit über das Tor. Im Spielaufbau mit zwei, drei missglückten Pässen, aber für Eröffnungen, Ideen oder Initiativen ist Elvedi ja ohnehin nicht bekannt. Note 3,5.

Oscar Wendt: Begann für Bensebaini auf der linken Abwehrseite. Im ersten Durchgang suchte er recht forsch den Weg nach vorne, bekam aber relativ wenig brauchbare Bälle, wenn er in die Lücken lief. In einer Situation tauchte er gut im Strafraum auf und bediente Stindl, später folgte eine scharfe, flache Hereingabe vors Tor. Bei Umschaltaktionen im Halbfeld zögerte Wendt zwei-, dreimal etwas zu lange und bremste somit eine durchaus mögliche schnelle Spielfortsetzung aus. Defensiv zunächst ohne größere Probleme, was sich im Verlauf der zweiten Halbzeit ändern sollte. Da war Wendt bei der einen oder anderen Situation zu spät dran – so wie gegen Baku bei dessen Rebound nach dem von Sommer abgewehrten Arnold-Schuss. Wendt räumte in der 76. Minute für Bensebaini das Feld. Note 3,5.

Christoph Kramer: Sehr aktiv im zentralen defensiven Mittelfeld und mit dem gewohnt hohen läuferischen Aufwand. Da die Wolfsburger die Räume sehr eng machten, gab es keine Zeit für einen ruhigen Spielaufbau. Kramer fand einige Male gute Lösungen, so vor der Chance von Hofmann, die er vorbereitete. In einer Umschaltaktion traute er sich nicht, mit dem linken Fuß Wendt zu bedienen und drehte sich weg, wodurch die Gelegenheit verstrich. Ein völlig verunglückter Pass von Kramer ermöglichte Wolfsburg eine gute Kontermöglichkeit, die zum Glück bereinigt werden konnte. Nach der Pause war Kramer vornehmlich mit der Arbeit gegen den Ball beschäftigt. Beim Ausgleich wurde er vom Stocherpass von Baku überrascht und orientierte sich vom Ball weg. Note 3,5.

Florian Neuhaus: Begann mit zwei leicht verunglückten Klärungsversuchen in der Defensive, zeigte sich aber dann mit mehreren guten Aktionen auf dem Weg nach vorne. Ein Schuss nach einer guten Variante wurde geblockt, dazu spielte er einen schönen langen Ball auf Hofmann. Dessen Flanke setzte Neuhaus per Kopfballwischer an den Pfosten – das war Pech. Nach der Pause mit einer ganz starken Rettungsgrätsche im Anschluss an den Sommer-Fehlpass. Vor der Elfmetersituation spielte Neuhaus den Außenristpass auf Thuram. Im Streit mit Guilavogui holte er sich die Gelbe Karte ab. Neuhaus hatte wieder einen lebensgefährlichen Ballverlust am eigenen Strafraum – derartige Risikospielchen muss er dringend lassen. Note 3,0.

Jonas Hofmann: War ordentlich im Spiel und an den gefährlichen Aktionen der Borussia beteiligt. Seine gut getimte Flanke von halbrechts führte zum Pfostenkopfball von Neuhaus und nach dem Zuspiel von Kramer schoss er aus spitzem Winkel knapp flach am langen Pfosten vorbei. Auch wenn nicht alles gelingen wollte, so legte Hofmann den nötigen Mut zu Aktionen an den Tag. Beim Elfmeter übernahm er die Verantwortung, was aufgrund der Unterbrechung von fast vier Minuten zwischen Elfmeterpfiff und Ausführung nicht so einfach war. Beim Strafstoß hatte er Glück, Casteels war im Eck und wohl auch noch dran. Nach der Einwechslung von Herrmann rückte Hofmann auf die linke Seite. Note 2,5.

Lars Stindl: Hatte schon nach wenigen Sekunden eine Torchance, doch Casteels konnte den Kopfballlupfer relativ problemlos entschärfen. Danach trat der Kapitän aber nur selten in Erscheinung, wie beim Zuspiel auf Thuram vor dessen Schuss ans Außennetz. Ein Volleyversuch war zu optimistisch und aus einem Brooks-Fehlpass konnte er kein Kapital schlagen. Wolfsburg besetzte die Räume sehr aufmerksam, in denen sich Stindl gewöhnlich bewegt. Das Spiel lief streckenweise an ihm vorbei, Abstimmung und Zusammenspiel vor allem mit Embolo passten nicht. In der 69. Minute übernahm Wolf. Note 4,0.

Marcus Thuram: Konnte sich im ersten Durchgang mit zwei, drei seiner Kopf-durch-die-Wand-Läufe durchsetzen, was aber ohne Ertrag blieb. Bei seinem Lauf in den Sechzehner nach Stindl-Zuspiel war er sehr auf den eigenen Abschluss fixiert und traf das Außennetz. Mehrere Balleroberungen gelangen dem Franzosen in der eigenen Hälfte. In einigen Duellen foulte er zu offensichtlich. Er selbst wurde nur einmal gefoult – bei der Elfmetersituation. Dass er überhaupt dem Ball hinterherlief und Druck auf den Gegenspieler ausübte, war schon gut. Klasse, wie fix Thuram den zu kurzen Rückpass antizipierte und den Ball an Casteels vorbei legte, was zum Unausweichlichen führte. Nach 86 Minuten humpelte Thuram von Krämpfen geplagt vom Platz. Note 3,5.

Breel Embolo: Kam zu seinem Startelfdebüt in dieser Saison, das zwanzig Minuten vor Schluss mit der Auswechslung gegen Herrmann beendet wurde. Embolo zeigte ein paar gute Störaktionen, einmal mit einer Ecke als Belohnung. Im Strafraum mit einem letztlich ungefährlichen Fallrückzieherversuch. Mit dem Rücken zum Tor angespielt zu werden, ist nicht wirklich Embolos Sache. Dann schon eher diese kraftvollen ›Wühlaktionen‹ wie vor der Hofmann-Chance, als er sich an der Mittellinie stark behauptete, bis Kramer übernahm. Insgesamt ein eher unauffälliger Auftritt mit Luft nach oben. Note 4,0.

Patrick Herrmann: Ersetzte Embolo zwanzig Minuten vor dem Ende und übernahm die Position auf der rechten Seite. Er gab das Zuspiel auf Neuhaus vor dem Angriff, der zum Elfmeter führte. Für ein taktisches Foul sah Herrmann Gelb, ansonsten blieb er unscheinbar. Ohne Note.

Hannes Wolf: Kam für Stindl und begann direkt mit einem Ballverlust. In zwei Situationen kam er dem Ball nicht entgegen, was beim zweiten Mal zum Ausgleich für Wolfsburg führte. Das war alles andere als eine Bewerbung für mehr Einsatzzeit. Ohne Note.

Tony Jantschke: Löste den lädierten Lainer in der 79. Minute als Rechtsverteidiger ab. War defensiv beschäftigt – beim Gegentor war er anderweitig zu einem Gegenspieler orientiert und konnte gegen Weghorst nichts mehr ausrichten. Ohne Note.

Ramy Bensebaini: Löste Wendt ab und hatte ein paar Aktionen auf der linken defensiven Seite. Auf dem Weg nach vorne konnte er nichts mehr bewegen. Ohne Note.

Ibrahima Traoré: Brachte nach seiner Einwechslung für Thuram in den letzten vier Minuten mit einer guten und einer schlechten Flanke zumindest noch mal einen Hauch von Schwung rein. Ohne Note.