Schlusslicht Borussia Mönchengladbach bereitet sich auf das Spiel gegen die Übermannschaft Bayern München vor. Der neue Sportchef Rouven Schröder ist dabei, seine Eindrücke von Mannschaft und Trainer weiter zu verfestigen.
Am Samstag kommen die Bayern in den Borussia-Park – doch so recht will vor dem echten Klassiker der Bundesliga keine Freude aufkommen. Die aktuelle Situation der Gladbacher ist so trostlos wie das Herbstwetter, und daran ändert auch die Erinnerung nichts, dass man die Bayern früher oft ärgern konnte. Diesmal geht es vor allem darum, sich nicht durch eine Klatsche noch tiefer in die Krise ziehen zu lassen.
Am Dienstag trainierten die Gladbacher zum letzten Mal vor dem Bayern-Spiel öffentlich, danach bleiben die Tore für Zuschauer geschlossen. Immerhin gibt es personell keine neuen Rückschläge. Fabio Chiarodia und Shuto Machino, die zuletzt verletzt beziehungsweise erkrankt fehlten, haben das Training wieder aufgenommen und könnten zumindest eine Kaderoption für Samstag sein. Zugleich muss Polanski bereits das Pokalspiel gegen Karlsruhe am Dienstag im Blick haben.
Zu viele leise Mitläufer
Eugen Polanski hat mit seiner Mannschaft den schwachen Auftritt bei Union aufgearbeitet. Was daraus folgt, bleibt abzuwarten. Allzu große Hoffnung ist allerdings fehl am Platz – die Erfahrungen der letzten Jahre sprechen dagegen. Schwankende Leistungen wie in Berlin, geprägt von individuellen Aussetzern und kollektiver Schläfrigkeit, waren schon häufig Thema. Immer wieder war die Rede davon, daraus zu lernen und es besser zu machen. Gelungen ist es nur phasenweise, die tieferliegenden Probleme blieben – unabhängig von Personal oder System.
In Berlin sprach Polanski von den „leisen Charakteren“ in seiner Mannschaft – ein Punkt, der viel erklärt. Rocco Reitz trägt die Kapitänsbinde nicht nur aus Marketinggründen. Vielmehr ist der Kader voll von stillen Mitläufern, sodass einem 23-Jährigen die Verantwortung zufällt, in Abwesenheit von Kleindienst der Anführer auf und neben dem Platz zu sein. Das spricht Bände über die Struktur des Teams.
Das Wintertransferfenster muss genutzt werden
Dass Rouven Schröder hier Handlungsbedarf sieht, liegt auf der Hand. Der neue Sportchef hat seine Bestandsaufnahme begonnen und verschafft sich ein genaues Bild von Trainer und Mannschaft. Daran führt kein Weg vorbei: Das Wintertransferfenster muss genutzt werden. Da die Winterpause kurz ist und vor Ende der Transferperiode im Januar bereits vier Spiele stattfinden – gegen Augsburg (H), Hoffenheim (A), den HSV (A) und Stuttgart (H) –, müssen Entscheidungen früh fallen.
Wichtig ist zudem, dass Schröder der Geschäftsführung klarmacht, dass ein gewisses finanzielles Risiko unumgänglich ist. Ein Abstieg würde den Verein deutlich teurer zu stehen kommen – und ihn womöglich an den Rand des Ruins bringen. Am Dienstag schaute Schröder jedenfalls genau hin. Man darf hoffen, dass er aufgrund seiner Erfahrung und Expertise die richtigen Schlüsse zieht.
von Marc Basten – TORfabrik.de | Foto: Norbert Jansen – Fohlenfoto